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Corum 04 - Das kalte Reich

Corum 04 - Das kalte Reich

Titel: Corum 04 - Das kalte Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Calatin«, wiederholte der Zauberer. »Ich hatte eine Familie. Ich hatte mehrere Frauen. Ich hatte siebenundzwanzig Söhne und einen Enkel. Sie waren alles, um das ich mich zu sorgen hatte. Und nun sind sie tot, und ich sorge mich nur noch um Calatin. Oh, seid nicht zu hart in Euerem Urteil über mich, Sidhi, denn die Menschen meines Volkes haben mich viele Jahre lang verhöhnt und gemieden. Ich sagte das Kommen der Fhoi Myore vorher, aber niemand hörte auf mich. Ich bot meine Hilfe an, aber sie lachten mich aus und wiesen mich ab. Ich habe keinen Grund, die Sterblichen zu lieben. Und die Fhoi Myore zu hassen, habe ich noch weniger Grund.«
    »Was wurde aus Eueren siebenundzwanzig Söhnen und Euerem Enkelsohn?«
    »Sie starben gemeinsam oder allein an den verschiedensten Orten dieser Welt.«
    »Warum starben sie, wenn sie nicht gegen die Fhoi Myore gekämpft haben?«
    »Die Fhoi Myore töteten einige von ihnen. Sie alle sind ausgezogen, um bestimmte Dinge für mich zu suchen, die ich für die Vertiefung meines mystischen Wissens brauchte. Ein oder zwei waren erfolgreich und brachten mir das Gesuchte, um dann an ihren Wunden zu sterben. Aber es gibt noch verschiedene Dinge, die ich brauche, und die ich, wie es jetzt aussieht, wohl nie bekommen werde.«
    Corum sagte zu dieser Erklärung nichts. Er fühlte, wie ihm die Sinne schwanden. Das Feuer hatte sein Blut gewärmt, und jetzt fühlte er die Schmerzen der kleinen Wunden, die ihm der vorausgegangene Kampf überall am Körper eingetragen hatte. Zu den Schmerzen gesellte sich eine überwältigende Müdigkeit. Die Augen drohten ihm zuzufallen.
    »Ihr seht«, fuhr Calatin fort, »daß ich offen mit Euch bin, Sidhi. Sagt mir nun, was Euer Ziel ist.«
    Corum gähnte. »Ich suche einen Speer.«
    In dem flackernden Feuerschein schien es Corum, als verengten sich Calatins Augen.
    »Einen Speer?«
    »Aye.« Corum gähnte wieder und streckte sich neben dem Feuer aus.
    »Und wo sucht Ihr diesen Speer?«
    »An einem Ort, von dem manche annehmen, daß es ihn gar nicht gibt. Einem Ort, den die Rasse, die ich Mabden nenne Euere Rasse nicht aufsuchen kann, oder nur, wenn sie den Tod in Kauf nimmt, oder.« Corum zuckte die Achseln. »In euerer Welt ist es schwer, den einen Aberglauben vom anderen zu unterscheiden.«
    »Ist dieser Ort, zu dem Ihr unterwegs seid dieser Ort, den es vielleicht gar nicht gibt eine Insel?«
    »Eine Insel, aye.«
    »Mit Namen Hy-Breasail?«
    »Das ist der Name.« Corum zwang sich, den Schlaf noch einmal abzuschütteln, denn die letzten Worte alarmierten ihn. »Ihr kennt diese Insel?«
    »Ich habe gehört, daß sie draußen im Meer gen Westen liegt, und daß die Fhoi Myore dort nicht hingelangen können.«
    »So erzählte man mir. Wißt Ihr den Grund, warum die Fhoi Myore diese Insel meiden?«
    »Manche sagen, daß die Luft von Hy-Breasail, die den Sterblichen nicht schadet, für die Fhoi Myore tödlich ist. Aber für Sterbliche drohen dort andere Gefahren der Zauber dieser Insel ist es, der gewöhnlichen Menschen den Tod bringt.«
    »Der Zauber.?« Corum konnte sich gegen seine Müdigkeit nicht länger wehren.
    »Aye«, bestätigte der Zauberer nachdenklich. »Der Zauber einer furchtbaren Schönheit, sagt man.«
    Dies waren die letzten Worte, die Corum hörte, bevor er in einen tiefen und traumlosen Schlaf fiel.
VI
    Über das Wasser nach Hy-Breasail
    Am Morgen führte der Zauberer Corum aus dem Wald, und sie gelangten ans Meer. Eine warme Sonne schien über weißen Stranden und blauem Wasser, während hinter ihnen der Wald unter seiner Schneelast ächzte.
    Corum lief neben seinem Pferd. Er wollte das treue Tier nicht eher reiten, als die Verletzungen aus dem Kampf der vergangenen Nacht ausgeheilt waren. Zwar hatte er ihm Sattel und Gepäck aufgeladen, aber darauf geachtet, daß die Last nicht an den Wunden des Tieres scheuern konnte. Corum selbst fühlte sich zerschlagen und müde, aber er vergaß sein Unwohlsein, sobald er den Strand erkannte.
    »Also war ich nicht mehr als ein oder zwei Meilen von der Küste entfernt, als diese Bestien über mich herfielen«, meinte Corum. Er lächelte über diese Ironie. »Und da ist auch schon der Mordelsberg.« Er deutete auf den Felsen, der sich vor ihnen aus dem Wasser erhob. Das Meer schien höher zu stehen, als Corum es in Erinnerung hatte. Aber dieser Inselberg war unbezweifelbar derselbe, auf dem einst Rhalinas Burg gestanden hatte, um von dort die Grenzmark Lywm-an-Eshs zu beschützen. »Mordelsberg ist also

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