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Corum 04 - Das kalte Reich

Corum 04 - Das kalte Reich

Titel: Corum 04 - Das kalte Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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überwältigt wurde. Schließlich hielt Argech sein Tier direkt neben Corums Pferd und schlug solange auf den Vadhagh ein, bis diesem das Schwert aus den erfrorenen Fingern rutschte. Aus Hew Argechs Mund brach ein dünnes Lachen wie Wind, der durch die Blätter raschelt, und dann trieb er sein Tier zum letzten Schlag vorwärts.
    Im Sattel schwankend, gelang es Corum, den Hieb noch einmal mit dem Speer Bryionak zu parieren, den er zur Verteidigung vorstreckte. Als Hew Argechs Klinge auf die Spitze des Speers traf, gab es einen wohltönenden, silbrigen Klang, der beide Kämpfer überraschte. Argech war an Corum vorbei, aber er wendete schon wieder. Corum riß seinen Arm zurück und schleuderte den Speer mit solcher Gewalt auf den bleichen, grünen Krieger, daß er selbst fast über den Hals seines Pferdes rutschte. Als er genug Kraft gesammelt hatte, um den Kopf wieder zu heben, sah er den Speer aus Hew Argechs Brust ragen.
    Hew Argech stöhnte und fiel von seinem bleichen grünen Tier.
    Und dann sah Corum etwas, das ihn in höchstes Erstaunen versetzte. Wie es geschah, wußte er nicht zu erklären, aber der Speer verließ den Körper des bleichen grünen Mannes und flog zurück in Corums offene silberne Hand, deren Griff sich ohne Corums Zutun wieder um den Schaft schloß.
    Corum blinzelte, weil er seinen Augen nicht traute, aber er sah den Speer nicht nur, sondern konnte auch den Schaft an seinem Knie spüren.
    Er blickte auf seinen gefallenen Gegner vor sich. Das Tier, das Hew Argech geritten hatte, ergriff den Mann jetzt mit dem Maul und trug ihn fort.
    Plötzlich schien es Corum, als wäre in Wirklichkeit das Tier der eigentliche Herr. Er hätte nicht erklären können, warum ihm dieser Gedanke kam, außer durch den kurzen Blick in die Augen des Tieres und die Ironie, die er in diesen Augen funkeln sah.
    Während er fortgeschleppt wurde, öffnete Hew Argech die Lippen und rief Corum mit seiner unbeteiligten Stimme zu:
    »Die Fhoi Myore marschieren. Sie wissen, daß die Menschen von Caer Mahlod Euch gerufen haben. Sie marschieren gegen Caer Mahlod, um es zu zerstören, bevor Ihr mit dem Speer dorthin zurückkehrt, der mich eben getötet hat. Lebt wohl, Corum von der Silbernen Hand. Ich muß zurück zu meinen Brüdern, den Kiefern der Schwarzen Wälder.«
    Bald waren das Tier und der Mann hinter dem nächsten Hügel verschwunden, und Corum blieb allein zurück. In der silbernen Hand hielt er den Speer, der ihm das Leben gerettet hatte, und drehte ihn in dem grauen Licht nach allen Seiten, als könne er so eine Erklärung finden, wie die Waffe einfach in seine Hand zurückfliegen konnte.
    Schließlich schüttelte er den Kopf und gab das Grübeln auf. Er trieb sein Pferd zu schnellem Galopp durch den knirschenden Schnee in Richtung Caer Mahlod. Nach den letzten Worten von Hew Argech hatte er es jetzt noch eiliger.
    Die Fhoi Myore waren ihm noch immer ein Rätsel. Alles, was er bisher über sie gehört hatte, konnte nicht erklären, wie sie Wesen wie Hew Argech erschaffen konnten oder die Hunde des Kerenos und die Ghoolegh-Jäger. Manche sahen in den Fhoi Myore gefühllose, geistlose Wesen, kaum mehr als Tiere, anderen erschienen sie Göttern gleich. Mußten sie nicht über Intelligenz verfügen, um eine Kreatur wie diesen Hew Argech zu erschaffen, den Bruder der Bäume?
    Anfangs hatte Corum sich gefragt, ob die Fhoi Myore mit den Chaos-Lords verwandt waren, gegen die er in der alten Zeit so lange gekämpft hatte. Aber die Fhoi Myore waren gleichzeitig menschenähnlicher und doch weniger menschlich, als die Chaos-Lords es gewesen waren, und ihre Ziele schienen völlig anders zu sein. Sie waren nicht freiwillig auf diese Ebene gekommen, hatte es den Anschein. Sie waren durch einen Spalt im Gefüge des Multiversums gestürzt, und nun nicht mehr in der Lage, in ihre eigene seltsame Zwischenwelt zurückzukehren. Deshalb suchten sie sich auf der Erde einen neuen Limbus zu erschaffen. Corum fand, daß er für ihr Bemühen sogar ein gewisses Verständnis aufbringen konnte.
    Er überlegte, ob Goffanons Voraussagen wirklich wahr waren, oder ob sie nur ein Produkt von Goffanons eigener Verzweiflung darstellten. War der Untergang der Mabden unaufhaltsam? Ein Blick über das kahle, schneebedeckte Land ließ es leichtfallen, daran zu glauben, daß es das Schicksal der Mabden und damit auch Corums war, zu sterben, Opfer der Fhoi Myore.
     
    Er machte nur noch selten Rast, schlug kein Lager auf, sondern ritt wild durch die Nacht,

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