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Corum 05 - Der gefangene König

Corum 05 - Der gefangene König

Titel: Corum 05 - Der gefangene König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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verstanden, wie ich zu diesen Fähigkeiten gekommen bin.«
    »Weil wir an diese Fähigkeiten glauben«, erklärte Medheb einfach, und sie beugte sich zu ihm und berührte seinen Arm sanft. Die Berührung war wie ein Kuß. Er lächelte sie sanft an. »Sehr gut«, sagte er. »Weil alle daran glauben. Nun, jedenfalls könnt Ihr mich ›Sidhi‹ nennen, wenn Ihr Wert darauf legt, König Fiachadh.«
    »Dann, Sir Sidhi, wißt dies. In das Land des fernen Westen, das Land meines Volkes, der Tuha-na-Manannan, kam vor etwa einem Jahr ein Besucher. Sein Name war Onragh...«
    »Onragh von Caer Llud!« entfuhr es König Mannach. »Dem die Schätze von - «
    »Llud anvertraut waren, die Sidhi-Geschenke? Aye! Und Onragh verlor sie alle aus seinem Streitwagen, als er vor den Fhoi Myore und ihren Verbündeten floh. Weil die Hunde des Kerenos ihm dicht auf der Fährte waren, konnte er nicht umkehren. So verlor er sie alle bis auf einen. Und diesen Schatz brachte er über das Wasser in den fernen Westen, zum Land des freundlichen Nebels und der sanften Regen. Und Onragh von Caer Llud war bereits tödlich verwundet, als er dort landete. Die Hunde hatten ihm die halbe Hand abgerissen. Ein Ohr hatte ihn der Hieb eines Ghoolegh gekostet. Viele Klingen hatten sein Leib durchbohrt. Sterbend vertraute er meinem Schutz den Schatz an, den er gerettet hatte, der ihn selbst aber nicht hatte retten können, denn Onragh konnte ihn selbst nicht benutzen. Nur ein Sidhi kann das. Wenn ich auch nicht begreife warum, es sei denn, weil der Schatz ein Sidhi-Geschenk ist, wie die meisten der Schätze von Caer Llud. Und Onragh, der verurteilt war, mit dem Wissen zu sterben, daß er als Hüter der Schätze versagt hatte, brachte auch Kunde von Amergin, dem Hochkönig. Zum Zeitpunkt von Onraghs Flucht befand sich Amergin in dem großen Turm am Fluß nahe dem Mittelpunkt von Caer Llud. Dieser Turm war schon immer der Sitz des Hochkönigs. Aber Amergin befand sich dort bereits unter dem Zauber, durch den er sich für ein Tier hielt. Und er wurde von vielen Dienern der Fhoi Myore bewacht. Einige von ihnen haben die Fhoi Myore aus ihrem eigenen Reich mitgebracht, andere wie die Ghoolegh schufen sie sich aus toten Mabden. Aber es ist sicher, daß sie alle Amergin sorgsam bewachen, meine Freunde, wenn man Onragh glauben darf. Und nicht alle Wächter sind von menschlicher Gestalt, hörte ich. Aber ohne Zweifel wird Amergin dort gefangen gehalten.«
    »Ich werde eine sehr gute Verkleidung tragen müssen«, überlegte Corum laut. Bei sich selbst dachte er, daß er bei dieser Aufgabe versagen würde. Aber er fühlte auch, daß er den Versuch wagen muß-te, und sei es nur aus Respekt vor diesen Menschen hier auf Caer Mahlod.
    »Ich hoffe, ich habe da das geeignete für Euch«, erklärte König Fiachadh und erhob sich. »Ist meine Truhe, wo ich bat, sie abzustellen, Bruder?«
    König Mannach stand ebenfalls auf und strich sich das weiße Haar aus der Stirn. Corum erinnerte sich daran, daß es noch gar nicht lange her war, daß man in diesem Haar noch Rot hatte sehen können. Aber das war vor dem Angriff der Fhoi Myore auf Caer Mah-lod. Auch der Bart des Königs war jetzt fast weiß. Doch noch immer war er ein stattlicher Mann, fast so groß wie der breitschulterige Fiachadh, den goldenen Reif seiner Königswürde um den kräftigen Nacken. König Mannach deutete in eine Ecke des großen Saales.
    »Dort«, verkündete er, »dort ist die Truhe.«
    Und König Fiachadh ging zu der Truhe, griff die schwere Truhe bei den goldenen Griffen an der Seite, schleppte sie zum Tisch und wuchtete sie darauf. Dann nahm er aus einer Tasche an seinem Gürtel fünf Schlüssel, mit denen er fünf starke Schlösser aufschloß. Er hielt einen Augenblick inne und starrte Corum aus seinen blauen Augen durchdringend an. Und dazu sagte er etwas Rätselhaftes. Er sagte:
    »Ihr seid kein Verräter, Corum, diesmal.«
    »Ich bin kein Verräter«, erwiderte Corum. »Nicht diesmal.«
    »Einem bekehrten Verräter traue ich mehr als mir selbst«, meinte König Fiachadh und öffnete grinsend den Deckel.
    Aber er öffnete die Truhe so, daß Corum nicht auf den Inhalt sehen konnte, weil ihm der Deckel die Sicht versperrte.
    König Fiachadh langte in die Truhe und begann vorsichtig etwas herauszuziehen.
    »Da ist er«, sagte er. »Der letzte Schatz von Caer Llud.«
    Und Corum fragte sich, ob der König der Tuha-naManannan sich einen Scherz mit ihnen erlaubte, denn König Fiachadh hielt mit beiden Händen

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