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Corum 05 - Der gefangene König

Corum 05 - Der gefangene König

Titel: Corum 05 - Der gefangene König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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der Stirn. Die warme Morgensonne ließ ihn bereits unter seiner Rüstung schwitzen, aber er wuß-te, daß ihm nicht lange warm sein würde. Er prüfte kurz den Sitz seiner bestickten Augenklappe über der leeren Höhle, dann streichelte er sanft über Medhebs braunen Arm. »Ich komme zu dir zurück«, versprach er.
    König Mannach verschränkte die Arme vor der Brust und räusper-te sich. »Bringt uns Amergin zurück, Prinz Corum. Bringt uns unseren Hochkönig.«
    »Ich werde nur gemeinsam mit Amergin nach Caer Mahlod zurückkehren. Und wenn ich ihn Euch nicht selbst bringen kann, dann werde ich alle Anstrengungen auf mich nehmen, ihn zu Euch zu schicken, König Mannach.«
    »Ihr habt eine große Aufgabe vor Euch«, sagte König Mannach. »Lebt wohl, Corum.«
    »Lebt wohl, Corum«, sagte auch der rotbärtige Fiachadh und legte ihm kurz seine große, starke Hand auf das Knie. »Viel Glück auf Euerem Weg!«
    »Lebt wohl, Corum«, sagte Medheb, und ihre Stimme war nun fest wie ihr Blick.
    Dann stieß Corum seinem roten Pferd die Sporen in die Flanken und ritt davon.
    Eine große innere Ruhe erfüllte Corum, als er von Caer Mahlod aufbrach. Er ritt über die sanften Hügel in den tiefen, kühlen Wald, der sich östlich von Caer Mahlod in Richtung auf Caer Llud erstreckte. Unterwegs lauschte er den Vögeln, dem Rauschen klarer, kalter Bäche über die alten Steine und dem Raunen der Eichen und Ulmen.
    Nicht einmal sah Corum zurück, nicht einmal empfand er Bedauern über seinen Abschied. Kein Schmerz und keine Furcht und kein Widerwille gegen seinen Auftrag erfüllten ihn diesmal. Er wußte, daß er sein Schicksal erfüllte, daß er ein großes Ideal repräsentierte, und diesmal war er damit zufrieden.
    Solche Zufriedenheit war ein seltenes Gefühl, dachte Corum, für einen, der zum ewigen Kampf verurteilt war. Vielleicht wurde er dafür, daß er diesmal nicht gegen sein Geschick ankämpfte und sich ihm willig unterwarf, mit diesem tiefen Frieden der Seele belohnt. Er begann sich zu fragen, ob er seinen inneren Frieden nur finden konnte, wenn er sein Schicksal akzeptierte. Das wäre ein seltsames Paradox Frieden im ewigen Kampf zu finden.
    Gegen Abend wurde der Himmel grau, und über dem Horizont im Osten zogen dunkle Wolken auf.
IV
    Eine Welt des Todes
    Fröstelnd legte sich Corum den schweren Pelzmantel um die Schultern und zog sich die Kapuze über seinen behelmten Kopf. Dann fuhr er mit seiner verbliebenen Hand in den gefütterten Handschuh und streifte sich den anderen über seine silberne Hand. Er trat die letzte Glut seines Feuers aus. Dabei wanderte sein Blick unablässig über die öde Landschaft. Sein Atem dampfte weiß in der kalten Luft. Der Himmel war von einem harten, blassen Blau, ohne Sonne, die erst in einiger Zeit aufgehen würde. Es war die tote Stunde vor der Dämmerung. Das Land schien im Zwielicht keine feste Form zu haben, und die Erde war von totem Schwarz unter einem bleichen Frostmantel. Hier und da ragte ein kahler, blattloser Baum auf. In einiger Entfernung ließ sich eine schneegekrönte Hügelreihe ausmachen, schwarz wie die Erde. Corum roch den Wind.
    Es war ein toter Wind.
    Der einzige Geruch des Windes war der Geruch des mörderischen Frostes. Dieser Teil des Landes wirkte so verödet, als hätten ihm die Fhoi Myore auf ihrem Vernichtungsfeldzug besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
    Vielleicht hatten sie hier ihr Heerlager aufgeschlagen, während sie gegen Caer Mahlod zogen.
    Nun hörte Corum wieder den Laut, den er schon zuvor geglaubt hatte zu hören. Dieser Laut hatte ihn auch veranlaßt aufzuspringen und das Feuer auszutreten, damit keine Rauchfahne mehr gegen den blassen Himmel zu sehen war. Es waren Hufschläge. Corum blickte nach Südosten, wo das Land anstieg, und ein Hügelkamm ihm den Blick versperrte. Von hinter diesem Kamm näherten sich die Hufschlage.
    Und jetzt hörte Corum noch ein anderes Geräusch.
    Das ferne Gebell von Hunden.
    Die einzigen Hunde, die man erwarten konnte in dieser Gegend zu hören, waren die dämonischen Hunde des Kerenos. Er rannte zu seinem roten Pferd, das erste Anzeichen von Unruhe zeigte. Mit einem Satz war er im Sattel, riß die Lanze aus ihrem Futteral und legte sie quer vor sich über den Sattelknauf. Er beugte sich vor und strich dem Pferd über den Hals, um es zu beruhigen. Dann wendete er das Tier gegen die Anhöhe und erwartete die Gefahr, die sich von dort nähern würde.
    Ein einzelner Reiter erschien auf dem Kamm. Er tauchte fast

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