Corum 05 - Der gefangene König
Körpers, der sich unter den Falten des Mantels scheinbar in Luft auflöste. »Ja, es ist in der Tat eine vorzügliche Verkleidung«, gab Corum lächelnd zu. »Eine bessere gibt es nicht.« Er streifte den Mantel ab und reichte ihn vorsichtig König Fiachadh zurück. »Am besten Ihr haltet ihn gut in Euerer Truhe verschlossen, bis er benötigt wird.«
Und nachdem die Truhe sorgfältig mit allen fünf Schlössern verschlossen war, ließ Corum sich mit nachdenklichem Gesichtsausdruck auf seine Bank zurücksinken. »Vieles muß nun noch geplant werden«, sagte er.
So wurde es sehr spät, bis Corum und Medheb zusammen in ihrem breiten, niedrigen Bett lagen und durch die Fenster auf den sommerlichen Mond blickten.
»Es ist prophezeit«, sagte Medheb schon fast im Schlaf, »daß Cremm Croich drei große Aufgaben zu vollbringen haben wird, drei große Gefahren zu bestehen haben wird, und drei starke Freundschaften schließen wird.«
»Wo ist das prophezeit?«
»In den alten Überlieferungen.«
»Du hast das noch nie zuvor erwähnt.«
»Dafür gab es auch keinen Grund«, erklärte sie leise. »Die Legenden sind vage. Auch du selbst bist schließlich nicht so, wie uns die Legenden erwarten ließen.« Sie lächelte still.
Er lächelte zurück. »Nun, dann werde ich morgen zu meiner zweiten großen Aufgabe aufbrechen.«
»Und du wirst mir für lange an meiner Seite fehlen«, sagte Med-heb.
»Das ist mein Schicksal, fürchte ich. Ich kam hierher, um meine Pflicht zu erfüllen, nicht der Liebe wegen, süße Medheb.«
»Sie können dich töten? Auch wenn du ein Eibenlord bist?«
»Aye, töten können mich Schwert und Gift. Ich kann auch einfach vom Pferd fallen und mir den Hals brechen.«
»Spotte nicht mit mir, Corum.«
»Verzeih mir.« Er stützte sich auf einen Ellbogen und sah in ihre wunderbaren Augen. Er beugte sich über sie und küßte ihre Lippen. »Verzeih mir, Medheb.«
Er ritt ein rotes Pferd wie das, auf dem er nach Cremms Hügel gekommen war. Der Überwurf des Pferdes glänzte in der Morgensonne. Vor den Mauern von Caer Mahlod sangen die Vögel ihre ersten Lieder.
Er trug die zeremonielle Kriegsausrüstung der Vadhagh. Er trug einen Rock aus blauem Samt und Reithosen aus Hirschleder. Er trug einen spitzen, konischen Silberhelm, in den seine Namensrunen eingraviert waren (kein Mabden konnte diese Runen entziffern) und er trug sein Kettenhemd, dessen obere Lage aus Silber bestand und die untere aus Messing. Er trug alles bis auf seinen scharlachroten Mantel, seinen Namensmantel. Denn den Mantel hatte er bei einem Tausch dem Zauberer Calatin geben müssen, der jetzt an jenem Ort lebte, den Corum als Mordelsberg kannte. Sein Pferd trug einen Überwurf aus gelber Seide, und Zaumzeug und Sattel waren aus dunkelrotem Leder mit weißen Stickereien.
Als Waffen hatte Corum eine Lanze, ein Schwert, eine Axt und einen langen Dolch gewählt. Die Lanze war groß, ihr Schaft mit schimmernden Kupferbändern verstärkt, ihre Spitze aus poliertem Eisen. Die Axt war zweischneidig, gerade und langschäftig, auch sie mit Kupferbändern umwickelt. Das Schwert hing in einer Lederscheide, die zum Sattelzeug paßte. Sein Griff war mit Leder umwunden, gehalten von goldenen und silbernen Ringen. Er endete in einem schweren, runden Bronzeknauf. Der Dolch war vom selben Schmied gefertigt und glich dem Schwert.
»Wer könnte Euch für etwas anderes halten als einen Halbgott?« rief König Fiachadh anerkennend aus.
Prinz Corum dankte ihm mit einem feinen Lächeln und griff mit seiner silbernen Hand nach den Zügeln. Mit der anderen Hand langte er hinter sich, um die große Satteltasche zurechtzurücken, in der sich neben seinem Proviant ein zusammengerollter Pelzmantel befand. Den Pelz würde er bald brauchen, wenn er in das Reich der Fhoi Myore vordrang. Den anderen Mantel, den Sidhi-Mantel, Ari-anrods Kleid, trug er um die Hüfte geschlungen unter seinem Kettenhemd verborgen.
Medheb warf ihr langes rotes Haar zurück und trat vor, um ihm die lebendige Hand zu küssen. Dabei sah sie mit Augen zu ihm auf, in denen Stolz und Trauer standen.
»Gehe vorsichtig mit deinem Leben um, Corum«, flüsterte sie. »Schütze es, so gut du kannst, denn wir alle brauchen dich noch, wenn du diese Aufgabe vollbracht hast.«
»Ich werde mein Leben nicht leichtfertig aufs Spiel setzen«, versprach er. »Das Leben ist für mich wieder sehr wertvoll geworden. Aber trotzdem fürchte ich den Tod nicht.«
Er wischte sich den Schweiß von
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