Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Corum 05 - Der gefangene König

Corum 05 - Der gefangene König

Titel: Corum 05 - Der gefangene König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
Jhary.
    »Und nicht nur ihr Herr«, fügte Corum hinzu.
    Jhary putzte sich die Nase mit einem großen Leinentuch, das er irgendwo unter seinem Mantel vorzauberte. »Ich fürchte, das Wetter macht mich ganz krank«, kommentierte er. »Ich hätte nichts dagegen, diejenigen vor die Klinge zu bekommen, die für dieses miserable Wetter verantwortlich sind!«
    Corum schüttelte den Kopf. »Dafür sind wir beide nicht stark genug. Wir müssen warten. Wir müssen jeden direkten Kampf mit den Fhoi Myore vorsichtig meiden, wie Gaynor jedem Zweikampf mit mir ausweicht.« Er spähte durch den Nebel und das Schneetreiben. »Caer Llud wird nicht bewacht. Offenbar fürchtet man hier keinen Angriff der Mabden. Warum sollte man auch? Darin liegt unser Vorteil.«
    Er sah in Jharys Gesicht, das von der Kälte blau gefroren war. »Ich habe das Gefühl, wir gehen als lebende Leichen durch, wenn wir in unserem jetzigen Zustand nach Caer Llud reiten. Wenn man uns anhält, geben wir uns als Diener der Fhoi Myore aus. Ist die Mentalität der Fhoi Myore und ihrer Knechte zu primitiv, mit ihnen zu verhandeln, sollten sie auch nicht in der Lage sein, eine Täuschung allzu schnell zu durchschauen. Kommt!« Corum trieb sein Pferd den Hügel hinunter zu der traurigen Stadt, die einst das große Caer Llud gewesen war.
    Aus der vergleichsweise sauberen Luft der Hügel in den Nebel von Caer Llud einzudringen, war wie ein plötzlicher Übergang von Mittsommer zu Mittwinter. Wenn Corum und Jhary sich schon vorher kalt gefühlt hatten, war das nichts verglichen mit der totalen Kälte, die sie jetzt zu spüren bekamen. Der Nebel schien ein lebendes Wesen zu sein, das sich in ihr Fleisch fraß, ihre Knochen bersten ließ, so daß sie sich mühsam beherrschen mußten, ihre Schmerzen nicht laut herauszuschreien und sich so als gewöhnliche Sterbliche zu verraten. Für Gaynor den Verdammten, für die Ghoolegh, die lebenden Toten, für die Brüder der Kiefern wie Hew Argech, gegen den Corum einmal gekämpft hatte, bedeutete diese schreckliche Kälte zweifellos wenig. Aber für Menschen aus Fleisch und Blut war sie grauenvoll. Corum fragte sich keuchend und zitternd, ob sie in diesem Nebel überhaupt leben konnten. Mit verkrampften Gesichtern ritten sie weiter, versuchten die dichtesten Stellen des Nebels zu umgehen und hielten nach dem großen Turm am Fluß Ausschau, in dem Amergin gefangen sein sollte.
    Während ihres Rittes schwiegen sie, um sich nicht durch ihre Worte zu verraten. Denn es war nicht zu erkennen, was in dem dichten Nebel zu beiden Seiten ihres Weges lauerte. Die Bewegungen ihrer Pferde wurden unsicher und schwerfällig. Auch die Tiere litten unter dem eisigen Dunst. Schließlich beugte sich Corum zu Jhary hinüber und krächzte dicht am Kopf seines Gefährten:
    »Auf der linken Seite der Straße ist ein verlassenes Haus. Die Tür steht offen. Reitet in den Hof.«
    Dann dirigierte er sein eigenes Pferd durch die Tür in den kleinen Vorhof. Hier stieg er ab und führte sein Pferd in einen breiten Durchgang zum Haus, so daß es von der Straße nicht mehr zu sehen war. Jhary folgte seinem Beispiel.
    Das Innere des Hauses schien nicht geplündert worden zu sein. Es gab keine Anzeichen für einen Überfall. Auf einer reichgedeckten Tafel wuchs der Schimmel. Ein Mahl für mehr als zehn Personen war hier vorbereitet gewesen. In einer Ecke lehnten einige Speere und Schwerter. Die Männer des Hauses mußten in den Kampf gegen die Fhoi Myore gezogen sein, von dem sie nie mehr zu diesem vorbereiteten Siegesmahl zurückgekehrt waren. Im Hof hatte Co-rum eine alte Frau und ein Kind gesehen, die unter Balahrs furchtbarem Blick erfroren sein mußten. Zweifellos würden hier noch andere Leichen derjenigen zu finden sein, die nicht in die Schlacht geritten waren, um Caer Llud gegen die Fhoi Myore zu verteidigen. Corum wünschte sich verzweifelt ein wärmendes Feuer, aber er wußte, daß sie nicht wagen durften, das Holz in einem der Kamine zu entfachen. Die lebenden Toten brauchten keine wärmenden Feuer und auch nicht die grünen Brüder der Kiefern.
    Jhary-a-Conel trat ein und zog unter seinem Mantel eine zitternde, geflügelte schwarzweiße Katze vor. Corum flüsterte: »Vielleicht finde ich im Obergeschoß etwas wärmendes. Mäntel oder Decken. Ich werde nachsehen.« Die kleine Katze verkroch sich wieder unter Jharys Jacke und schnurrte ihre Zustimmung zu Corums Vorschlag.
    Der Vadhagh stieg vorsichtig eine hölzerne Treppe hinauf und erreichte einen

Weitere Kostenlose Bücher