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Corum 06 - Das gelbe Streitross

Corum 06 - Das gelbe Streitross

Titel: Corum 06 - Das gelbe Streitross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Goffanon und Hisak Sonnendieb aus der überfüllten Halle hinaus in die schmalen Straßen und an die kühle Nacht.
    Der Himmel war fast so hell wie am Tag. Die gedrungenen Bauwerke der Festungsstadt zeichneten sich als schwarze Umrisse gegen ihn ab. Einige blasse, bläuliche Wolken zogen am Mond vorbei und segelten weiter zum Horizont Richtung Meer. Die drei Männer und die Frau verließen die Stadt durch das Haupttor und schritten über die Brücke, die den Graben überspannte. Sie umgingen das Lager und hielten auf die Bäume dahinter zu. Irgendwo schrie eine Eule. Große Schwingen rauschten, und ein junges Kaninchen quiekte. Insekten zirpten in dem hohen Gras, durch das die Gruppe wanderte, bis sie zum Waldrand kam.
    Hier standen die Bäume noch nicht sehr dicht, und Corum konnte den Himmel über sich sehen. Er bemerkte, daß, wie bei seinem letzten Besuch in diesem Wald, wieder Vollmond war.
    »Wir gehen jetzt zu dem Ort der Macht«, sagte Goffanon, »wo das Schwert auf uns wartet.«
    Und Corum mußte feststellen, daß er zögernd stehengeblieben war, denn es widerstrebte ihm, den Hügel zu besuchen, wo er diesen seltsamen Mabden-Traum betreten hatte.
    Hinter ihnen ertönte ein Geräusch. Corum wandte sich nervös um und sah zu seiner Erleichterung, daß es Jhary-a-Conel war, der ihnen mit seiner Katze auf der Schulter folgte.
    Jhary grinste. »In der Halle wurde die Luft für Whiskers zu schlecht.« Er streichelte der Katze den Kopf. »Da dachte ich, ich könnte eigentlich mit euch gehen.«
    Leichtes Mißtrauen flackerte kurz in Goffanons Augen auf, aber er nickte. »Ihr seid ein willkommener Zeuge für das, was heute nacht hier geschehen wird.«
    Jhary bedankte sich mit einer Verbeugung.
    Corum sagte: »Gibt es keinen anderen Platz, zu dem wir gehen können, Goffanon? Muß es Cremms Hügel sein?«
    »Cremms Hügel ist die Stätte der Macht, die Caer Mahlod am nächsten liegt«, erklärte Goffanon einfach. »Die Reise zu anderen Orten, würde zu lange dauern.«
    Corum blieb noch immer stehen. Er lauschte angespannt auf die Geräusche des nächtlichen Waldes. »Hört ihr das Spiel einer Harfe?« fragte er.
    »Wir sind zu weit von der Halle entfernt, um die Musik noch hören zu können«, erwiderte Hisak Sonnendieb.
    »Ihr hört keine Harfe hier im Wald?«
    »Ich höre nichts«, stellte Goffanon fest.
    »Dann höre ich auch nichts«, sagte Corum. »Ich dachte für einen Augenblick, es wäre die Dagdagh-Harfe. Die Harfe, die wir hörten, als wir die Eichfrau beschworen haben.«
    »Der Ruf eines Nachttieres«, meinte Medheb.
    »Ich fürchte diese Harfe.« Corums Stimme war ein fast unhörbares Flüstern.
    »Dafür gibt es keinen Grund«, beruhigte Medheb ihn. »Die Dagdagh-Harfe ist weise und hilfreich. Sie ist unser Freund.«
    Corum faßte nach ihrer warmen Hand. »Sie ist dein Freund, Medheb vom Langen Arm, aber nicht meiner. Die alte Seherin hat mir gesagt, daß ich eine Harfe fürchten soll, und das ist die Harfe, von der sie sprach.«
    »Vergiß diese Prophezeiung. Die alte Frau war völlig verwirrt und von Sinnen. Es war keine wahre Prophezeiung.« Medheb trat dicht an Corum heran, und hielt seine Hand noch fester. »Von uns allen solltest gerade du am wenigsten abergläubisch sein, Corum.«
    Corum riß sich zusammen und bemühte sich, seine Ängste so gut wie möglich zu verdrängen. Für einen kurzen Augenblick trafen sich seine Augen mit denen Jharys. Jhary wirkte besorgt. Er wandte sich schnell ab und rückte sich seinen breitkrempigen Hut zurecht.
    »Wir müssen uns jetzt beeilen«, knurrte Goffanon. »Die Stunde ist nahe.«
    Und Corum kämpfte seine Todesahnungen nieder und folgte dem Zwerg tiefer in den Wald.
IV
    Das Schwertlied des Sidhi
    Cremms Hügel war, wie Corum ihn schon früher gesehen hatte. Das weiße Licht des Mondes ergoß sich über ihn, und die Blätter der Eichen schimmerten wie dunkles Silber. Nichts rührte sich.
    Corum betrachtete den Hügel und fragte sich, was darunter liegen mochte. Barg der Hügel wirklich die Gebeine von jenem, den man einmal Corum von der Silbernen Hand genannt hatte? Und konnten diese Gebeine in einer anderen Zeit seine eigenen gewesen sein? Im Augenblick genügte dieser Gedanke, um Corum zu verunsichern. Er sah Goffanon und Hisak Sonnendieb zu, die aus der Erde am Fuß des Hügels ein fertiges Schwert ausgruben. Es war ein schweres, wohl gehärtetes Schwert mit einem von gehämmerten Eisenbändern umwickelten Knauf. Die Klinge schien das Licht des Mondes

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