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Corum 06 - Das gelbe Streitross

Corum 06 - Das gelbe Streitross

Titel: Corum 06 - Das gelbe Streitross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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nicht Verrat!

    Plötzlich war die Klinge in Corums linker Hand, und es war, als habe er dieses Schwert schon sein ganzes Leben lang gekannt. Es paßte genau in seine Faust und war großartig ausbalanciert. Er drehte die Klinge im Licht des Mondes und bewunderte ihre Schärfe und ihre Ausgewogenheit.
    »Es ist mein Schwert«, sagte er. Er fühlte, daß er wieder mit etwavereinigt war, daß er vor langer Zeit verloren und vergessen hatte.
    »Es ist mein Schwert.«
    Diene wohl dem Ritter, der dich kennet!
    Abrupt brach Goffanons Lied ab. Die Augen des großen Zwerges öffneten sich. In ihnen lag ein Ausdruck von qualvoller Schuld, Mitgefühl für Corum und Triumph.
    Dann wandte sich Goffanon dem Mond zu.
    Corum folgte Goffanons Blick, und seine Augen wurden von der großen silbernen Scheibe eingefangen, die den ganzen Himmel auszufüllen schien. Corum fühlte sich, als würde er auf diesen Mond zugezogen. Er sah Gesichter in ihm, Szenen von kämpfenden Heeren, verwüsteten Ländereien, Ruinenstädten und verbrannten Feldern. Er sah sich selbst, auch wenn er ein anderes Gesicht hatte. Er sah ein Schwert nicht unähnlich dem, das er jetzt in der Hand hielt. Aber das andere Schwert war schwarz, während dieses hier weiß war. Er sah Jhary-a-Conel. Er sah Medheb. Er sah Rhalina, und er sah andere Frauen. Und er liebte sie alle, aber allein Medheb machte ihm gleichzeitig Angst. Dann erschien die Dagdagh-Harfe und veränderte sich zur Gestalt eines Jünglings, dessen Körper in einer seltsamen goldenen Farbe schimmerte, und der auf eigenartige Weise selbst die Harfe war, die er spielte. Dann sah er ein großes fahles Pferd, und er wußte, daß dieses Pferd sein Pferd war, aber er wollte nicht wissen, wohin ihn dieses Pferd trug.
    Dann sah Corum eine schneebedeckte Ebene, und über diese Ebene kam ein einzelner Reiter geritten, dessen Mantel scharlachrot leuchtete, und dessen Rüstung und Waffen die eines Vadhagh waren, und dessen eine Hand silbern schimmerte, und dessen Augenklappe kunstvolle Stickereien zierten und dessen Gestalt die eines Vadhagh war, die Corums. Und Corum wußte, daß dieser Reiter nicht er selbst war, und er stöhnte vor Entsetzen auf und bemühte sich wegzusehen, als der Reiter näher und näher kam. Ein Ausdruck spöttischer Verachtung lag auf dem Gesicht des Reiters, und in seinem einzigen Auge stand der unausgesprochene Vorsatz, Corum zu töten und seinen Platz einzunehmen.
    »Nein!« schrie Corum.
    Wolken verdeckten den Mond, und das Licht wurde dunkler, und Corum stand auf Cremms Hügel im Eichenhain, dem Ort der Macht, mit einem Schwert in der Hand, das anders war als alle anderen Schwerter, die bis zu diesem Tag geschmiedet worden waren; und Corum blickte den Hügel hinab und sah, daß Goffanon nun zusammenstand mit Hisak Sonnendieb und Jhary-a-Conel und der rothaarigen Medheb, Medheb vom Langen Arm, und alle vier blickten zu Corum hinauf, als würden sie ihm helfen wollen, könnten aber nicht.
    Corum wußte nicht, warum er ihnen auf diese Weise antwortete, als er jetzt das Schwert hoch über seinen Kopf hob und mit ruhiger, fester Stimme zu ihnen sagte:
    »Ich bin Corum. Dies ist mein Schwert. Ich bin allein.« Dann stiegen die vier den Hügel hinauf, und sie nahmen Corum in ihrer Mitte mit zurück nach Caer Mahlod, wo viele noch feierten, ohne bemerkt zu haben, was in dem Eichenhain geschehen war, als der Mond in seiner größten Fülle gestanden hatte.
V
    Ein Trupp Reiter
    Corum schlief bis tief in den folgenden Morgen, aber es war kein traumloser Schlaf. Stimmen sprachen zu ihm von treulosen Helden und edlen Verrätern. Er hatte Visionen von Schwertern; von dem, das er während der Zeremonie im Eichenhain erhalten hatte, und von anderen Schwertern, besonders einem bestimmten Schwert mit einer schwarzen Klinge, das wie die Dagdagh-Harfe eine eigene komplexe Persönlichkeit zu haben schien, als wohne in ihm der Geist eines mächtigen Dämons. Und zwischen den Stimmen und den Visionen hörte er, wie diese Worte immer wieder gesprochen wurden:
    »Du bist der Held. Du bist der Held.«
    Und manchmal erklärte ihm ein Chor von Stimmen:
    »Du mußt den Weg des Helden gehen.«
    Und was war, fragte er sich, wenn dieser Weg nicht der Weg der Mabden war, denen zu helfen er geschworen hatte?
    Und der Chor wiederholte:
    »Du mußt den Weg des Helden gehen.«
    Und schließlich wachte Corum auf und sagte laut:
    »Ich finde keinen Gefallen an diesem Traum.«
    Er meinte den Traum, in dem er gerade erwacht

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