Corum 06 - Das gelbe Streitross
Seine schwere Brust hob und senkte sich schnell, und seine Augen waren fest geschlossen. Dann bewegte er sich langsam. Er deutete mit dem Schwert auf acht verschiedene Punkte, bevor er es wieder in seine ursprüngliche Position hob.
Und dann begann er zu singen. Er sang in der wunderbaren, wohltönenden Sprache der Sidhi, die so sehr der Vadhagh Sprache glich, und die Corum leicht verstehen konnte. Und dies sang Goffanon:
Lo! Ich habe die großen Schwerter geschmiedet
Für ein Hundert tapfere Sidhi-Krieger.
Neun und neunzig sind in der Schlacht geborsten.
Nur eines kehrte zurück zu mir,
Einige verrotten in der Erde;
einige im Eis;
Einige in Bäumen;
einige unter der See;
Einige schmolz das Feuer oder fraß der Rost.
Nur eines kehrte zurück zu mir.
Eine Klinge, alle gebrochen, geborsten,
Eine, geschmiedet aus Sidhi-Erz,
Nicht genug für ein Schwert,
ein neues, So Eisen ward hinzugefügt.
Sidhi-Macht und Mabden-Macht
Vereinigt in Goffanons Klinge.
Sein Geschenk an Corum.
Doch Schwäche auch birgt dies Messer des Krieges.
Jetzt verschob Goffanon seinen Griff um das Schwert leicht und hob es noch etwas höher. Er schwankte, wie jemand in Trance, bevor er fortfuhr:
Geschmiedet im Feuer, gehärtet im Frost,
Macht von der Sonne, Weisheit vom Mond,
Fein doch nicht fehllos
In seinem Schicksal gefangen.
Oh! Wie sie es hassen werden,
Die Geister von Morgen!
Jetzt schon spüren sie seinen Durst,
Des Schwertes Durst nach ihrem Blut.
Es schien so, als balanciere Goffanon das Schwert mit der Spitze auf seiner Hand, ja als stünde es aus eigener Kraft aufrecht.
Und Corum erinnerte sich an einen Traum, und er schauderte. Wann hatte er schon einmal ein solches Schwert geführt?
Die Namensgebung ist gekommen bald,
Auf daß der Feind erbebet!
Hier ist eine schöne Nadel geschaffen,
Zur Ader zu lassen die Fhoi Myore!
Schwert! Goffanon schuf dich!
Nun gehst du zu Corum!
Würmer und Aasfresser sind es,
Die ›Freund‹ dich nennen!
Hart wird sein die Schlacht,
Bevor die Macht des Winters weicht,
Reiche, rote Ernte wartet
Auf die Sidhi Sichel.
Dann kommt die Zeit des Namens;
Dann kommt die Zeit des Zahlens.
Sidhi und Vadhagh, beide müssen
Bringen den Preis.
Jetzt hatte ein furchtsames Zittern Goffanons breite Schultern ergriffen, und das Schwerte drohte fast aus seiner Hand zu fallen.
Corum wunderte sich, weil die anderen nichts von Goffanons Stöhnen wahrzunehmen schienen. Er sah in ihre Gesichter. Sie waren völlig in Trance versunken, überwältigt, jenseits jeder bewußten Wahrnehmung.
Goffanon zögerte, faßte sich wieder und sang weiter:
Namenlose Klinge,
Corums Schwert nenne ich dich!
Hisak und Goffanon beanspruchen dich nicht!
Schwarze Winde schrein im Limbus!
Schwarze Flüsse harr'n meiner Seel'!
Diese letzten Worte schrie Goffanon. Er schien entsetzt von dem zu sein, was er mit seinen geschlossenen Augen sah, aber sein Schwertlied erschallte weiter von seinen bärtigen Lippen.
Hatte Corum dieses Schwert jemals gesehen? Nein. Aber da war ein anderes wie dieses gewesen. Dieses Schwert würde eine furchtbare Waffen gegen die Fhoi Myore sein, wußte er. Aber war es wirklich ein Freund? Warum begann er in ihm einen Feind zu sehen?
Dies war eines Schicksals Schmieden,
Aber nun da dies getan,
Die Klinge wie das Schicksal in ihr,
Nicht mehr gebrochen werden kann.
Corum konnte nur noch das Schwert sehen. Er merkte, daß er sich auf das Schwert zu bewegte, den Hügel hinaufstieg. Es war, als sei Goffanon verschwunden, und das Schwert hinge in der Luft. Und es brannte in einem Feuer, das einmal weiß war wie der Mond und einmal rot wie die Sonne.
Corum griff mit seiner silbernen Hand nach dem Griff, aber das Schwert schien vor dem Griff zurückzuweichen. Erst als Corum ihm die Hand aus Fleisch und Blut entgegenstreckte, erlaubte es ihm, näher zu kommen.
Corum hörte Goffanons Lied. Das Lied hatte als stolzer Gesang begonnen; nun war es eine melancholische Totenklage. Und wurde diese Totenklage nicht in der Ferne vom Saitenspiel einer Harfe begleitet?
Hier ist ein passend Schwert,
Halb sterblich, halb unsterblich,
Für den Vadhagh Helden.
Hier ist Corums Schwert.
Keine Gnade in der Klinge, die ich schuf,
Geschmiedet wurde sie für mehr als Krieg;
Sie wird mehr töten als Fleisch und Blut;
Für mehr als Sterben und weniger als Tod ist sie gut.
Flieg, Klinge! Schnell in Corums Hand!
Vergiß wer dich schuf
Nur den Mabden Feinden bring den Tod!
Lerne Treue,
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