Corum 06 - Das gelbe Streitross
Art und Weise darzustellen, haben wir dann überhaupt das Recht zu kämpfen?«
»Die Kriegskunst der Mabden untereinander ist eine Sache«, widersprach Corum ruhig, »aber ein Krieg der Mabden gegen die Fhoi Myore ist eine andere. In den Schlachten, die wir heute abend besprechen, geht es um mehr als um den Stolz.«
»Ich verstehe Euch«, sagte Kernyn, der Zerlumpte, »aber ich bin mir nicht sicher, ob ich Euch zustimmen soll, Sir Sidhi.«
Sheonan, die Axtfrau, schüttelte Grynions Arm ab. »Es könntsein, daß wir zuviel aufgeben, um unsere Leben zu retten«, sagte sie.
»Ihr habt uns gesagt, was Ihr an den Mabden bewundert.« Der Baumschwinger Phadrac wandte sich an Goffanon. »Doch jetzt besteht die Gefahr, daß wir alle Tugenden unseres Volkes verleugnen, nur um weiter existieren zu können.«
»Ihr müßt nichts von Euren Tugenden opfern«, erklärte ihm Goffanon. »Wir müssen nur etwas Klugheit zu Rate ziehen, wenn wir unseren Angriff gegen Caer Llud vortragen. Einer der Gründe, warum die Mabden bisher so viele Schlachten gegen die Fhoi Myore verloren haben, ist, daß die Mabden-Krieger als einzelne Individuen kämpfen, während die Fhoi Myore ihre Truppen einheitlich organisiert haben. Vor Caer Llud, und gerade dort, müssen wir uns ebenfalls dieser Taktik bedienen. Wir müssen Berittene für schnelle Angriffe benutzen und Schlachtwagen als bewegte Plattformen, von denen aus wir unsere Geschosse abfeuern. Es wäre sinnlos ruhig stehenzubleiben und gegen Rhannons schrecklichen Atem zu kämpfen.«
»Der Sidhi spricht weise«, stimmte Amergin zu. »Und ich bitte Euch alle, ihm gut zuzuhören. Deshalb haben wir uns nicht zuletzt heute abend alle hier versammelt. Ich sah Caer Llud fallen. Ich sah gute, tapfere Krieger fallen, bevor sie nur einen einzigen Streich gegen ihre Feinde führen konnten. In den alten Zeiten, in den Zeiten der Neun Schlachten, bekämpften die Sidhi die Fhoi Myore Mann gegen Mann; aber wir sind keine Sidhi. Wir sind Mabden. Aus diesem Grund müssen wir gemeinsam wie ein einziges Volk kämpfen.«
Der Baumschwinger lehnte sich zurück und nickte. »Wenn Amergin es verlangt, dann will ich so kämpfen, wie der Sidhi es vorschlägt. Das genügt mir«, sagte er.
Und die anderen erhoben ein zustimmendes Gemurmel.
Ilbrec griff unter seine Jacke und zog eine Pergamentrolle hervor. »Hier ist eine Karte von Caer Llud«, sagte er.
Er entrollte das Blatt und hielt es hoch, um es, allen zu zeigen.
»Wir greifen gleichzeitig von vier Seiten an. Jede Streitmacht wird von ihrem König geführt. Dieser Teil der Mauer wird für den schwächsten gehalten. Also werden hier zwei Könige mit ihren Völkern angreifen. Im Idealfall können wir bis ins Zentrum der Stadt vorrücken und dort den entscheidenden Sieg über die überraschten Fhoi Myore und ihre Sklaven erringen. Aber viel wahrscheinlicher ist, daß wir gar nicht soweit kommen. Deshalb müssen wir soviel Schaden wie möglich anrichten, bevor wir zum Rückzug gezwungen werden, und gleichzeitig unsere Kräfte für den zweiten Kampf bei Craig Don schonen.« Und Ilbrec fuhr fort, die Einzelheiten des Planes zu erläutern.
Obwohl er selbst zu denen gehörte, die diesen Plan entworfen hatten, war Corum nicht sehr optimistisch, was ihre Erfolgsaussichten anging. Doch einen besseren Kriegsplan gab es nicht, und so würde es dabei bleiben. Corum schüttete sich Meet aus dem Krug neben seinem Ellbogen ein und reichte ihn dann an Goffanon weiter. Noch immer wünschte Corum, daß Goffanon Ilbrec erlaubt hätte, von den geheimnisvollen Verbündeten zu sprechen, die der Schmied für so gefährlich hielt.
Während er den Krug entgegennahm, sagt Goffanon leise: »Wir müssen bald von hier aufbrechen. Mitternacht rückt näher. Das Schwert wird fertig sein.«
»Es gibt hier auch nicht mehr viel zu besprechen«, stimmte Corum zu. »Laß mich wissen, wann du gehen willst, und ich werde uns entschuldigen.«
Ilbrec war jetzt dabei, einzelne Fragen der Anwesenden zu beantworten, die wissen wollten, wie eine bestimmte Mauer am besten zu durchbrechen sein würde, wie lange gewöhnliche Sterbliche im Nebel der Fhoi Myore überleben könnten, wie man sich am besten gegen diesen Nebel schützte, und was es sonst noch alles zu fragen gab.
Als er sah, daß er nichts mehr zum weiteren Gespräch beitragen konnte, erhob sich Corum und verabschiedete sich mit ausgesuchter Höflichkeit vom Hochkönig und den anderen Anwesenden. Dann schritt er zusammen mit Medheb,
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