Corum 06 - Das gelbe Streitross
murmelte Corum. »Eine Reise, die sie über das Meer geführt haben muß. Ihre Mäntel tragen die deutlichen Spuren von Salzwasser. Vielleicht sind sie hier in der Nähe mit einem Boot gelandet. Komm, wir wollen sie begrüßen.« Er trieb sein Pferd hinter ihrer Deckung hervor und rief den Neuankömmlingen entgegen:
»Seid uns gegrüßt, Fremdlinge! Wohin führt Euch Euer Weg?«
Der stämmige Krieger an der Spitze der Schar zügelte sein Pony überrascht. Er zog seine roten Augenbrauen mißtrauisch hoch. Seine breite, narbige Hand fuhr zum Schwertgriff, und als er antwortete, klang seine Rede rauh und ungeschliffen.
»Ich entbiete Euch ebenfalls meinen Gruß«, sagte er, »wenn Ihr uns nichts Böses wollt. Und wohin wir unterwegs sind, nun, das ist unsere Sache.«
»Es ist auch die Sache derer, durch deren Land Ihr hier reitet«, erwiderte Corum unbeeindruckt.
»Das mag sein«, antwortete der Krieger. »Aber wenn dies hier kein Mabden-Land ist, dann müßt Ihr es erobert haben, und wenn Ihr es erobert habt, dann seid Ihr unser Feind, und wir müssen Euch erschlagen. Wir sehen, daß Ihr kein Mabde sein könnt.«
»Das ist wahr. Aber ich diene der Sache der Mabden. Und diese Lady an meiner Seite, sie ist eine Mabden.«
»Sie ähnelt wohl einer Mabden«, entgegnete der Krieger, ohne sein Mißtrauen aufzugeben, »aber wir haben auf unserer Reise hierher so viele Trugbilder gesehen, daß wir uns nicht mehr leicht durch die äußere Erscheinung eines Wesens täuschen lassen.«
»Ich bin Medheb«, meldete sich Medheb aufgebracht und zornig zu Wort. »Ich bin Medheb vom Langen Arm, berühmt als Kriegerin unter den Mabden. Und ich bin die Tochter König Mannachs, der von Caer Mahlod über dieses Land herrscht.«
Der Krieger entspannte sich etwas, behielt aber seine Hand am Schwertgriff, und die anderen schwärmten aus, als bereiteten sie sich auf einen Angriff auf Corum und Medheb vor.
»Und ich bin Corum«, sagte Corum, »der einmal der Prinz im scharlachroten Mantel genannt wurde. Aber diesen Mantel mußte ich einem Zauberer geben, und nun nennt man mich Corum von der Silbernen Hand.« Er hob seine metallene Hand, die er bis jetzt so gehalten hatte, daß sie den Blicken der Fremden verborgen war.
»Habt Ihr nicht von mir gehört? Ich kämpfe für die Mabden gegen die Fhoi Myore.«
»Das ist er!« Einer der jüngeren Krieger hinter dem Anführer schrie und deutete auf Corum. »Der scharlachrote Mantel er trägt ihn diesmal nicht aber die Gestalt ist dieselbe die Augenklappe ist dieselbe. Das ist er!«
»So seid Ihr uns also doch gefolgt, Sir Dämon«, erklärte der Anführer der Krieger. Er seufzte, wandte sich im Sattel um und sah zu seinen Männern hinter ihm. »Mehr von uns sind nicht übrig geblieben, aber vielleicht sind wir noch genug, Euch und Euer DämonenWeib zu erschlagen.«
»Er ist genausowenig ein Dämon, wie ich einer bin«, schrie Medheb wütend. »Warum haltet Ihr uns für Feinde? Wo habt Ihr uns schon einmal gesehen?«
»Euch haben wir noch nicht gesehen«, antwortete der Anführer. Er beruhigte sein nervös tänzelndes Pony mit einigen Zügelbewegungen. Sein Kettenhemd rasselte, und sein metallener Steigbügel schlug gegen die Unterkante seines langen Schildes. »Nur diesen da haben wir schon getroffen.« Er nickte in Corums Richtung. »Auf jener widerwärtigen und zauberischen Insel dort.«
Mit einer heftigen Kopfbewegung deutete er zum Meer. »Die Insel, wo wir acht gute Langschiffe an den Strand zogen und zehn Lastboote mit Proviant und unserem Besitz. Wir landeten um Fleisch und Frischwasser aufzunehmen. Ihr werdet Euch erinnern«, fuhr er fort und starrte Corum dabei haßerfüllt an, »daß wir mit nur einem Schiff von dort entkamen, ohne unsere Frauen, ohne unsere Kinder und all unseren Besitz bis auf die Ponys.«
»Ich versichere Euch«, sagte Corum fest, »daß Ihr mich bis zu diesem Augenblick nirgendwo gesehen haben könnt. Ich bin Corum. Ich kämpfe gegen die Fhoi Myore. Die letzten Wochen habe ich auf Caer Mahlod verbracht. Ich habe die Festung oder ihre unmittelbare Umgebung während dieser Zeit nicht verlassen. Dies ist der erste Ausritt, der mich aus der unmittelbaren Umgebung der Stadt geführt hat, seit einem Monat!«
»Ihr seid derjenige, der sich uns auf der Insel entgegengestellt hat«, beharrte der Jüngling, der Corum als erster angeklagt hatte.
»In Eurem roten Mantel, mit Eurem Helm aus falschem Silber und Eurem Gesicht, bleich wie das eines Toten, mit Eurer
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