Corum 06 - Das gelbe Streitross
war.
Medheb stand angezogen, frisch und unternehmungslustig neben seinem Bett. »Was für ein Traum ist das, mein Liebster?«
Er zuckte die Achseln und versuchte zu lächeln. »Nichts. Die Ereignisse der letzten Nacht haben mich verwirrt, nehme ich an.« Er sah in ihre Augen, und er fühlte, wie sich eine schwache Furcht in seinen Geist schlich. Er griff nach ihren weichen Händen, ihren starken, kühlen Händen. »Liebst du mich wirklich, Medheb?«
Sie war verunsichert. »Das tue ich«, sagte sie.
Er sah an ihr vorbei zu der geschnitzten Truhe, auf der das Schwert lag, das Goffanon ihm gegeben hatte. »Welchen Namen soll ich dem Schwert geben?«
Sie lächelte. »Du wirst es wissen. Ist es nicht das, was Goffanon digesagt hat? Du wirst wissen, wie du es zu nennen hast, wenn die Zeit dafür gekommen ist, und dann wird das Schwert seine ganze Macht entfalten.«
Er setzte sich auf. Die Decke glitt von seiner breiten, nackten Brust.
Medheb ging zur Türe und gab jemand im nächsten Raum ein Zeichen. »Prinz Corums Bad. Ist es fertig?«
»Es ist bereit, Herrin.«
»Komm, Corum«, sagte Medheb. »Wasch deine bösen Träume fort. In zwei Tagen sind wir zum Aufbruch nach Caer Llud bereit. Es gibt für dich bis dahin nicht mehr viel zu tun. Laß uns diese zwei Tage so schön wie möglich verbringen. Laß uns heute morgen ausreiten hinter die Wälder und über die Moore!«
Er holte tief Atem. »Aye«, antwortete er schließlich lächelnd. »Ich bin ein Narr über düsteren Gedanken zu brüten. Wenn mein Schicksal feststeht, dann steht es eben fest.«
Amergin traf sie, als sie eine Stunde später ihre Pferde bestiegen. Amergin war groß, schlank und jugendlich, aber er besaß die Würde eines Mannes, der viel älter war, als er aussah. Er trug die blaugoldene Robe des Erzdruiden, und sein Haupt krönte ein einfacher Eisenreif, mit ungeschliffenen Steinen besetzt.
»Seid gegrüßt«, sagte der Hochkönig. »Ist letzte Nacht alles verlaufen, wie Ihr es gewünscht habt, Prinz Corurn?«
»Ich denke, schon«, erwiderte Corum. »Goffanon schien zufrieden zu sein.«
»Aber Ihr tragt das Schwert nicht, das er Euch gab?«
»Es ist kein Schwert, denke ich, das man bei jeder Gelegenheit trägt.« Corum trug sein altes, gutes Schwert an seiner Seite. »Ich werde es aber auf jeden Fall tragen, wenn wir gegen die Fhoi Myore ziehen.«
Amergin nickte. Nachdenklich senkte er seinen Blick auf das Pflaster des Hofes. »Goffanon hat Euch nichts weiter über diese Verbündeten erzählt, von denen Ilbrec sprach?«
»Soweit ich verstanden habe«, erwiderte Medheb, »sieht Goffanon in ihnen, wer immer sie auch sein mögen, alles andere als mögliche Verbündete.«
»So ist es«, bestätigte Amergin. »Trotzdem scheint es mir wert, fast jedes Risiko einzugehen, wenn wir damit unsere Chancen die Fhoi Myore zu besiegen, vergrößern können.«
Corum war überrascht von dem, was er glaubte, hinter Amergins Worten zu sehen. »Glaubt Ihr denn, wir werden keinen Erfolg haben?«
»Der Angriff auf Caer Llud wird einen hohen Blutzoll fordern«, antwortete Amergin ruhig. »Ich habe in der letzten Nacht über unseren Plan meditiert. Ich glaube, eine Vision gehabt zu haben.«
»Von einer Niederlage?«
»Es war keine Vision eines Sieges. Ihr kennt Caer Llud, wie ich es kenne, Corum. Ihr wißt von der grauenvollen Kälte, die jetzt dort herrscht. Es ist eine Kälte, die Männer leicht auf eine Art angreift, die ihnen gar nicht bewußt wird.«
»Das ist wahr.« Corum nickte.
»Das ist alles, was ich dachte«, schloß Amergin. »Ein einfacher Gedanke. Etwas Genaueres kann ich dazu nicht sagen.«
»Das braucht Ihr auch nicht, Hochkönig. Aber ich fürchte, es gibt keine bessere Möglichkeit, den Krieg gegen unsere Feinde zu führen. Wenn es.«
»Wir würden alle davon wissen.« Amergin zuckte mit den Schultern und tätschelte Corums Pferd den Nacken. »Aber wenn Ihr noch einmal die Gelegenheit bekommt, dieses Thema bei Goffanon anzuschneiden, dann bittet ihn, uns doch wenigstens etwas über die Natur dieser möglichen Verbündeten anzudeuten.«
»Ich verspreche Euch, es zu versuchen, Amergin, aber ich glaube nicht, daß es irgendwelchen Zweck haben wird.«
»Nein«, sagte der Erzdruide, und seine Hand glitt vom Nacken des Pferdes. »Das glaube ich auch nicht.«
Corum und Medheb galoppierten aus der Festungsstadt und ließen einen nachdenklichen Erzdruiden hinter sich zurück. Sie ritten durch die Eichenwälder und über das Hochmoor, wo
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