Corum 06 - Das gelbe Streitross
unterhalten, Sir Artek, nur Ihr und ich, denn ich vermute, daß das Böse, was Euch angefallen hat, bald auch gegen mich losschlagen wird. Und die Folgen davon können noch schlimmer sein.«
Artek warf ihm einen fragenden Blick zu, respektierte aber den vertraulichen Ton und sagte nichts mehr zu der Angelegenheit.
»Ihr müßt Euch ausruhen, und Ihr müßt essen«, rief Corum. Er stellte fest, daß er diesen Barbaren mochte, obwohl sie unter so widrigen Umständen zusammengetroffen waren. »Dann müßt Ihr uns in der großen Halle von Caer Mahlod Eure Geschichte erzählen.«
Artek verbeugte sich. »Ihr seid sehr großzügig, Prinz Corum, und Ihr seid sehr gastfreundlich. Nun beginne ich zu verstehen, warum die Mabden Euch so achten.«
VI
Über die Reise des Volkes von Fyean
»Wir sind ein Inselvolk«, sagte Artek, »und leben in der Hauptsache vom Meer. Wir fischen...« Er machte eine kurze Pause. »Nun, wir fischen, und in der letzten Zeit, hin und wieder also kurz gesagt, wir waren auch Seeräuber. Es ist ein hartes Leben auf unseren Inseln. Es wächst nicht viel dort. Manchmal haben wir die nahegelegenen Küsten überfallen, aber meistens haben wir Schiffe geentert und uns dort geholt, was wir zum Leben brauchten.«
»Ich kenne Euch. Jetzt weiß ich es.« König Fiachadh lachte laut und herzlich. »Ihr seid Piraten, nicht wahr? Ihr seid Artek von Clonghar. Die Seeleute in meinem Hafen fluchen, wenn sie nur Euren Namen hören!«
Artek machte eine entschuldigende Geste und wurde wieder sehr rot. »Ich bin dieser Artek«, gab er zu.
»Habt keine Furcht, Artek von Clonghar.« Lächelnd beugte sich König Mannach über den Tisch und klopfte dem Piraten auf den Arm. »Auf Caer Mahlod sind alle alten Schulden vergessen.
Hier haben wir nur noch einen Feind die Fhoi Myore. Erzählt uns, wie Ihr hierher gekommen seid.«
»Eines der Schiffe, das wir überfielen, kam von Gwyddneu Garanhir und war auf dem Weg nach Tir-nam-Beo. An Bord entdeckten wir eine Botschaft über den dortigen König. Wir erfuhren durch sie von dem Heer, das sich vor Caer Mahlod sammelte, um gegen die Fhoi Myore zu ziehen. Zwar sind wir nie mit diesem Volk zusammengestoßen, da wir soweit nordwestlich leben. Aber wir fühlten, daß wir uns dieser Sache anschließen mußten, wenn alle Mabden sich für diesen Feldzug vereinigten. In diesem Fall war Euer aller Kampf auch unser Kampf.« Er grinste und gewann etwas von seiner früheren Sicherheit zurück. »Abgesehen davon wovon sollen wir leben, wenn Eure Schiffe einmal nicht mehr die Meere befahren? Es ist durchaus in unserem Interesse, dafür zu sorgen, daß Ihr überlebt. Wir machten also alle unsere Schiffe fertig mehr als zwanzig waren es und bauten starke, seefeste Lastflöße, die wir an unserSchiffe banden. Dann gingen wir alle an Bord. Das ganze Volk von Fyean, so heißt unsere Insel, brach auf, denn wir wollten unsere Frauen und Kinder nicht schutzlos zurücklassen.«
Artek machte eine Pause und senkte den Blick. »Oh, wie ich mir jetzt wünsche, wir hätten sie dort gelassen. Dann wären sie wenigstens unter ihren eigenen Dächern gestorben und nicht auf dem bebenden Strand dieser schrecklichen Insel.«
Ilbrec, der sich in die Halle gezwängt hatte, um ebenfalls Arteks Geschichte lauschen zu können, erkundigte sich ruhig: »Wo liegt diese Insel?«
»Etwas nordwestlich von Clonghar. Ein Sturm trieb uns dorthin. Während des Sturmes hatten wir das meiste von unserem Wasser verloren und viele unserer Lebensmittel. Kennt Ihr diesen Ort, Sir Sidhi?«
»Hat diese Insel einen einzigen, hoch aufragenden Hügel, der genau in ihrer Mitte liegt?«
Artek nickte bestätigend. »So ist es.«
»Und wächst genau auf dem Gipfel des Hügels, exakt in der Mitte, eine riesige Kiefer?«
»Dort wächst die größte Kiefer, die ich jemals gesehen habe«, erklärte Artek.
»Als Ihr dort gelandet seid, flimmerte da alles um Euch herum und schien beständig seine Gestalt zu verändern bis auf diesen Hügel, dessen Umrisse klar und deutlich zu erkennen waren?«
»Ihr müßt selbst dort gewesen sein!« rief Artek.
»Nein«, antwortete Ilbrec. »Ich habe nur von diesem Ort gehört.« Und er warf einen sehr eindringlichen Blick zu Goffanon, der kein großes Interesse an dieser Insel zeigte und auffällig gelangweilt ins Leere starrte. Aber Corum kannte den Zwerg gut genug, um zu sehen, daß Goffanon sich verzweifelt bemühte, IIbrecs Blick zu ignorieren.
»Als Seefahrer haben wir die Insel natürlich
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