Corum 06 - Das gelbe Streitross
Augenklappe und Eurem Lachen...«
»Ein Shefanhow«, sagte der Anführer. »Wir kennen Euch!«
»Es ist viele Lebensalter her, seit ich dieses Wort zum letztenmal von jemandem hörte«, erwiderte Corum düster. »Ihr steht dicht davor, mich zornig zu machen, Fremdling. Ich spreche die Wahrheit. Ihr müßt an einen Feind geraten sein, der mir auf irgendeine Weise ähnlich sieht.«
»Aye!« rief der Jüngling bitter. »Er sah Euch so ähnlich wie ein Zwillingsbruder! Wir fürchteten, daß Ihr uns folgen würdet. Aber wir sind bereit, uns gegen Euch zu wehren. Wo habt Ihr eure Männer versteckt?« Er blickte wild um sich, so daß seine Zöpfe um seinen Kopf flogen.
»Ich habe keine Männer bei mir«, antwortete Corum ungeduldig.
Der Anführer lachte rauh. »Dann seid Ihr ein Narr!«
»Ich will nicht gegen Euch kämpfen«, erklärte Corum ihm. »Warum seid Ihr hierher gekommen?«
»Um uns denen anzuschließen, die sich vor Caer Mahlod sammeln.«
»Es ist, wie ich mir gedacht habe.« Alle dunklen Vorahnungen Corums waren zurückgekehrt, und er konnte sich nur mühsam beherrschen. »Wenn wir Euch unsere Waffen geben und Euch nach Caer Mahlod führen, werdet Ihr uns dann glauben, daß wir nichts Böses gegen Euch im Schilde führen? Auf Caer Mahlod werdet Ihr erfahren, daß wir Euch die Wahrheit erzählt haben, daß wir Euch niemals zuvor gesehen haben, und daß wir nicht Eure Feinde sind!«
Der Jüngling rief mit lauter Stimme: »Das kann eine List sein, um uns in die Falle zu locken.«
»Reitet mit Euren Schwertern an unseren Kehlen, wenn Euch das beruhigt«, erwiderte Corum gleichgültig. »Wenn Ihr angegriffen werdet, könnt Ihr uns sofort töten.«
Der Anführer runzelte die Stirn. »Ihr habt nichts von der Art jenes anderen, den wir auf dieser verfluchten Insel trafen«, sagte er. »Und wenn Ihr uns nach Caer Mahlod führt, erreichen wir unser Ziel und haben so wenigstens etwas von diesem Zusammentreffen.«
»Artek!« rief der Jüngling. »Sei auf der Hut!«
Der Anführer drehte sich zu ihm um. »Schweig, Kawanh. Wir können den Shefanhow ja immer noch erschlagen.«
»Ich würde Euch bei aller Höflichkeit bitten«, sagte Corum mit Entschiedenheit, »nicht mehr diesen Ausdruck zu gebrauchen, wenn Ihr von mir redet. Es ist kein Ausdruck, den ich mag, und er weckt keine guten Gefühle für Euch in mir.«
Artek setzte zu einer Erwiderung an. Ein hartes Lächeln zeigte sich kurz auf seinen Lippen. Dann sah er den Blick aus Corums einzigem Auge und verzichtete darauf, etwas zu sagen. Er knurrte einen Befehl zu zwei seiner Männer, die zu Corum und Medheb ritten. »Nehmt ihnen die Waffen ab. Richtet eure Schwerter auf sie, während wir weiterreiten. Und nun Corum führt uns nach Caer Mahlod!«
Corum empfand einiges Vergnügen beim Anblick der erschreckten Gesichter der Fremden, als sie durch das Lager ritten. Im Gesicht jedes Mabden, den sie trafen, stand der Zorn darüber zu lesen, daß Corum und Medheb offensichtlich Gefangene der Fremden waren. Nun war es an Corum zu lächeln, und sein Lächeln wurde immer breiter, während sich um die Neuankömmlinge eine Schar aufgebrachter Mabden-Krieger sammelte, die schließlich so dicht wurde, daß Artek mit seinen Gefangenen nicht weiter reiten konnte. Mitten im Lager, noch ein gutes Stück von Caer Mahlod entfernt, wurden sie zum Halt gezwungen. Ein Kriegshäuptling der Tir-nam-Beo starrte Artek an, der noch immer sein Schwert gegen Corums Brust preßte.
»Was soll das heißen, Mann? Warum haltet Ihr unsere Prinzessin als Geisel? Warum bedroht Ihr das Leben unseres Freundes Prinz Corum?«
Arteks Überraschung war so stark, daß sein Gesicht röter wurde als sein Bart. »So habt Ihr die Wahrheit gesprochen.«, murmelte er. Aber er senkte sein Schwert nicht. »Außer dies alles hier ist nichts als ein schreckliches Trugbild, und wir sind von Eurer Dämonengefolgschaft umringt.«
Corum zuckte die Achseln. »Wenn das alles Dämonen sind, Sir Artek, dann seid Ihr in jedem Fall verloren, oder nicht?«
Mit einem elenden Gesichtsausdruck schob Artek sein Schwert in die Scheide. »Ihr habt recht. Ich muß Euch glauben. Aber Eure Ähnlichkeit mit dem, der uns auf dieser grausamen und verhaßten Insel überfiel, ist so groß. Ihr würdet mich sofort verstehen, wenn Ihr ihn gesehen hättet, Prinz Corum.«
Corum antwortete so, daß nur Artek seine Worte hören konnte. »Ich glaube, ich habe ihn gesehen in einem Traum. Später müssen wir uns noch einmal darüber
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