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Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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die nassen Haare aus der Stirn.
    »Und wenn er sich hier nicht sicher fühlt?« antwortete ich. Sie sah mich unter zusammengezogenen Augenbrauen an. »Wieso denn nicht? Mit den ganzen Soldaten um ihn herum?«
    »Er hat keine Angst vor uns oder sonst wem hier aus der Umgebung«, erklärte ich.
    »Nein, Karen – er rechnet möglicherweise damit, dass unser Eindringen in das Lager und vor allem sein gewaltsames Vorgehen nicht lange unbemerkt bleiben könnte.« Karen machte große Augen. Sie sah wunderschön aus. Ich riss mich zusammen.
    »Er hat an diesem Ort alle Nachteile auf seiner Seite. Er kann den Zugang nicht zuverlässig kontrollieren, kennt die Technik nicht und ist auf lange Nachschubwege angewiesen. Ich halte jede Wette, dass er versuchen wird, hier schleunigst alles auszuräumen und an einen sicheren Ort zu bringen, an dem seine Leute ungestört diese Technologie auseinandernehmen können.«
    Ich lehnte mich an die angenehm kühle Stahlwand des Containers.
    »Shoemaker hat Angst vor den heutigen Nachfahren einer Kultur, die zu einer Zeit bereits mit Lichtgeschwindigkeit zwischen den Sternen umherreisten als seine Vorfahren noch Angelsachsen hießen, in Metall- und Lederrüstungen auf Pferden ritten und mit Schwertern auf Franken einschlugen.«
    Karen lachte bei dem Vergleich. »Aber falls er so denken sollte, kann ich ihn sogar verstehen«, sagte sie, »sofern es eine Möglichkeit gibt, diese Nachfahren zu benachrichtigen.«
    »Meinst du, wir würden es bemerken, wenn eine solche Nachricht aus dem Lager abgesendet werden würde?«
    Sie sah mich ernst an. »Ehrlich? – Nein.«
    Ich nickte.
    »Shoemaker handelt wie programmiert. Eigentlich darf es uns nicht wundern, Karen. Er ist Vertreter des amerikanischen Auslandsgeheimdienstes – und dazu ein sehr hoher. Er handelt in Übereinstimmung mit dem unausgesprochenen Anspruch der einzigen Supermacht dieses Planeten auf die Weltherrschaft. So albern das klingen mag, im Zeitalter des vereinigten Europa und einer asiatischen Halb-Supermacht China. Aber er ist nun einmal ein Vertreter von in nationalen Details verliebten Eigenbrötlern. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche.«
    Karen grinste, als ich an den schwerfälligen Beitrittsprozess des vereinigten Königreiches in die EU erinnerte.
    »Die USA können einer solchen Entdeckung wie der dieser technologischen Artefakte nicht gleichgültig gegenüberstehen. Wenn sie sie nicht in die Finger bekommen, werden sie dafür sorgen, dass niemand sie in die Finger bekommt.«
    »Wie Shoemaker vorhin treffend sagte: Es geht ihm nicht um die Lehmhütten.« Karen nickte vor sich hin.
    Das war genau der Punkt. Shoemakers Worte unterstrichen die ewige Paranoia seines Landes, etwas Überlegenes könne existieren, das den eigenen Anspruch auf eine Vormachtstellung in der Welt in Frage stellen könnte.
    »Allerdings halte ich eins für sicher.« Ich sah sie neugierig an. Karen lächelte verschmitzt.
    »Falls sich die Fremden – und ich denke da an diesen schwarz gepanzerten Typen aus der Aufzeichnung im Hieroglyphenraum – entscheiden sollten zurückzukehren, wird über die Frage des Stärkeren nicht lange abgestimmt werden.«
    Das Donnern der Hubschrauber verstärkte sich, als zwei weitere über uns hinwegflogen und den vorherigen am Landeplatz ablösten. Der Regen hatte noch weiter zugenommen und die Sicht war schlecht gegen die niedrig hängenden, grauen Wolken. Trotzdem meinte ich unter einem der Cloud-Cranes diesmal keinen Bulldozer hängen zu sehen.
    »Und so wie es aussieht«, sagte ich nachdenklich, »werden wir sicherlich morgen auch wissen, ob er in seinem Zeitplan vorankommt.«
    »Wie meinst du das?« kam Karens Stimme aus dem hinteren Teil des Containers, in dem sie irgendetwas suchte.
    »Ich denke«, entgegnete ich, die neu angekommene Fracht nicht aus den Augen lassend, »er probiert es jetzt auf die harte Tour. Ich wette eine Flasche 21 Jahre alten MacAllons, dass das eben ein Abrams-Panzer war, der unter dem Hubschrauber hing und gerade dort abgeladen wird.«

 
Miguel
     
     
    Miguel nahm den Schlüssel für das Büro wieder aus dem Handschuhfach seines alten VW-Golfs. Er schüttelte über seine Vergesslichkeit innerlich den Kopf. Nur ihm konnte es passieren, zu einem Treffen mit Sinistra mit einer Tasche voller Computermagazine zu fahren, anstatt mit seinen Zusammenfassungen über die Analysen der Bodenproben und der letzten Version des Berichtes. Er hatte fast die gesamte Nacht und den heutigen Tag daran

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