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Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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gearbeitet und war sich jetzt völlig sicher, die Hintergründe des Untergangs von Coruum richtig zusammengesetzt und verstanden zu haben.
    Er war so in Vorfreude auf ihr überraschtes Gesicht gewesen, dass er den falschen Stapel Papier vom Schreibtisch genommen und eingepackt hatte. Glücklicherweise hatte er es noch früh genug bemerkt, weil ihm das typische Klappern der Speicherkarten in ihren Hüllen beim Fahren auf der holperigen Straße gefehlt hatte.
    Er ließ den VW unabgeschlossen auf dem regenwasserüberfluteten Parkplatz neben dem ehemals vornehmen Kolonialbau stehen und sprang, jeweils zwei Stufen auf einmal nehmend, durch die immer noch herabfallenden dicken Tropfen die Treppe zum Hintereingang hinauf.
    Wenige Sekunden später blieb er etwas außer Atem im zweiten Stock vor der Bürotür stehen. Sie war nur angelehnt. Hatte er sie doch nicht abgeschlossen? Er wunderte sich nur kurz darüber, er war ohnehin schon zu spät, stieß die Tür auf und stand mit wenigen Schritten neben seinem Schreibtisch.
    Er hielt verwirrt inne. Spielte ihm sein Gedächtnis heute einen Streich? An der Stelle, an der er den Stapel Papier und die Speicherkarten in ihren Kunststoffhüllen vermutet hatte, lag nichts, gar nichts. Aber er war davon überzeugt, dass dort vor weniger als einer Viertelstunde fein säuberlich die gesamten Berichte mit den Referenzen und Verweisen zu den entsprechenden Quellen neben den Datenspeichern bereit gelegen hatten.
    Ein Geräusch im Nebenraum ließ ihn zur Tür herumfahren.
    »Du?« Mehr brachte Miguel nicht mehr heraus, bevor ihn der kunstvoll verzierte, gusseiserne Fuß der Schreibtischlampe mit voller Wucht am Kopf traf.

 
Donavon
     
     
    »Sind Sie jetzt vollkommen übergeschnappt, Johns?« Professor Warren konnte sich angesichts der geballten Feuerkraft, die am oberen Ende der Rampe zum unterirdischen Depot Aufstellung genommen hatte, nicht mehr zurückhalten.
    Vier nagelneue Abrams-M3-R-Panzer standen feuerbereit nebeneinander, ihre Präzisionskanonen auf den geöffneten Eingang des Depots gerichtet.
    Die Bulldozer hatten in der Nacht unter Raymonds Leitung den gröbsten Kalkschutt von der Rampe entfernt, ohne dass sich der Wachroboter gezeigt hatte. Versuche, mit ferngesteuerten Kameras in das Depot einzudringen, waren kläglich gescheitert. Unmittelbar nach dem Passieren des roten Schutzfeldes am Eingang waren sämtliche Steuer- und Übertragungsfunktionen ausgefallen. Die Marines hatten ihre teuren Geräte an vorsichtshalber befestigten Stahl-Seilen wieder herausziehen müssen.
    Shoemaker hatte sich den Tag über noch nicht gezeigt. Ich war mir nicht einmal sicher, ob er im Moment überhaupt noch im Lager war.
    »Sie kommen mir immer mehr vor wie ein kleines Kind, das aus völligem Unverständnis über die Sache mit einem Hammer auf einen hochentwickelten Computer einhaut.« Der Professor ereiferte sich immer mehr. Johns stand mit Raymond ein paar Meter entfernt, ohne ihn zur Kenntnis zu nehmen. Drei seiner Marines hielten den Professor durch ihre bloße Anwesenheit auf Distanz.
    Es hatte uns niemand gehindert, heute morgen wieder auf das Gelände der Ausgrabungsstätte zu kommen. Der Professor hatte seinen Bürocontainer die Nacht über nicht verlassen und sah entsprechend abgespannt aus.
    Wir alle waren neugierig zu erfahren, wie weit Shoemaker bereit war zu gehen, um seinem Zeitplan gerecht zu werden.
    Karen hatte sich an eine Seite der Rampe hinter die Absperrung der Marines begeben und sah zum Eingang hinunter.
    Ihre Sonnenbrille hatte sie in die Haare geschoben. Ich ging langsam zu ihr. Der Professor setzte unterdessen seine Schimpftiraden gegen den Captain fort.
    Es war kurz nach neun, die Sonne schien gedämpft durch tiefe Nebelbänke und erzeugte ein diffuses Licht. Die Feuchtigkeit der vergangenen Regenfälle machte die Luft fast zu dick zum Atmen.
    Die Kontraste im Kalkgestein unter dem weit ausladenden Dach der Anlage waren schwach, aber sicherlich noch bei weitem ausreichend für die digitalen Restlichtverstärker der Zieleinrichtungen auf den Panzern.
    »Komm mit, Karen.« Ich hatte sie erreicht und zog sie langsam von der Rampe weg. »Lass uns nach oben, hinter die Panzer gehen.« Sie drehte sich mit ausdruckslosem Blick um, und wir verließen die Grube und begaben uns außer Hörweite des andauernden Streitgespräches.
    Von der südwestlichen Ecke konnten wir die gesamte Szenerie gut beobachten und hatten gleichzeitig genügend Sicherheitsabstand, sollte etwas

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