Coruum Vol. 1
konnte ihr nur zustimmen.
Die Stimmung war bereits gestern nach unserer ersten Expedition in das unterirdische Lager gereizt gewesen. Wir hatten festgestellt, dass keines der von den beiden Kameras übertragenen Bildern bei Captain Johns und den Empfangsgeräten angekommen war. Das rote Feld im Eingangsbereich musste jeglichen Austausch von Strahlung unterbinden.
Entsprechend aufgeregt waren Johns und Shoemaker gewesen, als wir erst nach fast drei Stunden wieder heraufgekommen waren.
»Dieser Mistkerl hat das von Anfang an vorgehabt.« Karen sah in Richtung Grube, als sie sprach. »Seine Leute haben die Untersuchung des Lagers gestern wahrscheinlich schon für die Planung und Vorbereitung des abendlichen Überfalls genutzt.«
»Das kann ich mir gut vorstellen. Da sie keine Informationen durch die Kameraübertragungen erhalten haben, mussten sie sich einen eigenen Eindruck verschaffen.
Ich frage mich nur, warum Shoemaker so einen irrsinnigen Zeitdruck verspürt. Warum gibt er uns nicht die Gelegenheit, alles in Ruhe und koordiniert durchzuführen?«
Wir blickten auf. Hinter uns schwebte unter großem Getöse ein Transporthubschrauber des US-Militärs ein. Es war ein Cloud-Crane , der einen riesigen Bulldozer unter dem Bauch hängen hatte, den er vorsichtig auf einer freigeräumten, als Hubschrauberlandeplatz vorgesehenen Fläche oberhalb des Schutzdaches des Lagereingangs absetzte.
»Nun, dass muss man ihm lassen, er verliert wirklich keine Zeit.« Karens Stimme klang verbittert. Ich legte meinen Arm um sie.
»Lass uns doch mal spekulieren«, begann ich langsam.
Ihr fragender Blick ließ mich etwas ausholen. »Shoemaker hat sich mit dem Angriff auf diesen Wachroboter selbst unter Druck gesetzt. Wer auch immer ihm für die Erfüllung seiner Aufgabe vorher einen Termin gesetzt hatte, mit diesem Angriff hat er auf einem Schlag alle Chancen für weitere, ungefährliche Erkundungen im Lager verspielt. Niemand kann es im Moment betreten, ohne angegriffen zu werden.«
Die Stahlseile, mit denen der Bulldozer am Hubschrauber befestigt war, wurden gelöst. Eine Seilwinde zog sie ein, und der Cloud-Crane drehte mit ohrenbetäubend knatternden Rotoren ab, das Wasser der großen Regenpfützen über die fluchenden Arbeiter am Boden verteilend.
»Wie meinst du das?« Ihr kritischer Blick mahnte mich, jetzt nicht zu sehr auszuholen.
Ich wartete mit meiner Antwort, bis der Rotorlärm etwas abgeklungen war. »Was wissen wir denn über dieses Lager«, stellte ich die Gegenfrage. »Was wissen wir über den Grund für das Verschwinden einer Stadt namens Coruum? Was wissen wir über die wahren Hintergründe?«
Sie schwieg und überlegte, dann antwortete sie: »Nun, wir wissen wenig über die Stadt und eigentlich nichts über das Lager und seine Hintergründe. Im Moment haben wir aber eine Menge Material aus dem Hieroglyphenraum, an dessen Auswertung Miguel und Sinistra arbeiten. Danach wissen wir mehr.«
»Fakt ist nur, dass es dieses Lager gibt, die Stele, den Hieroglyphenraum, Ruinen, die den Aussagen der Hieroglyphen nach einmal Coruum waren. Mehr wissen wir nicht.« Ich zählte die einzelnen Punkte an den Fingern ab. Karen kniff die Augen zusammen und setzte zu einer Antwort an.
»Warte bitte!« Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht als sie meine Ungeduld fortzufahren registrierte.
»Was aber weiß Shoemaker?« Ich machte eine kurze Pause, als ein weiterer Lastenhubschrauber einen weiteren, gelben Bulldozer absetzte.
»Er verrät uns nichts, saugt aber jedes Informationsteilchen, dass wir ihm liefern, begierig auf. Er kennt mit Sicherheit jedes Detail der Satellitenbilder und der Analysen der Bodenproben, sowie aller Ausgrabungs- und Klassifizierungsberichte von Sinistra und Miguel. Und – «, ergänzte ich, »er kann auf alle Informationen des mächtigsten Geheimdienstes der Erde zurückgreifen, um Querverweise zu ähnlichen Funden herzustellen.
Ich bin sicher, er hat mehr Informationen, als er zugibt.«
Es begann zu regnen. Nicht in Tropfen, sondern aus Eimern. Wir liefen so schnell wir konnten hinüber zu den Bürocontainern und stellten uns im Ausrüstungscontainer unter. Das Wasser trommelte auf seine Stahlhaut und im Nu bildeten sich große Wasserlachen auf dem Platz vor uns.
Ich fuhr fort: »Shoemaker arbeitet auf ein Ziel hin. Und er handelt so, als habe er dabei nicht viel Zeit zu verlieren.«
»Aber was kann das sein, außer den Funden und ihrer Technologie auf den Grund zu gehen?« Karen wischte sich
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