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Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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mit einer Hand an meinem Arm fest. »Das Schutzfeld – es ist weg!«

 
Sinistra
     
     
    Sinistra war verstimmt. Miguel war gestern Abend zu ihrer Verabredung nicht erschienen und hatte auch nicht angerufen. Sie hatte allein zwei Stunden im Café auf ihn gewartet und endlose Anmachversuche lackierter Machismos ertragen müssen, bevor sie es aufgegeben hatte und in ihre Wohnung geflohen war.
    Sie bog mit ihrem Käfer-Cabrio von der Hauptstraße in die Seitenstraße ab, in der sich die Büros des archäologischen Instituts befanden. Die Sonne kam nur schwach durch die dichten Nebelwolken über Flores.
    Heute morgen, als ihr beim Öffnen der Fahrzeugtür das Wasser der nächtlichen Regenfälle aus dem Fußraum entgegengelaufen war, hatte sie sich zum wiederholten Male vorgenommen, das Faltverdeck endlich zu reparieren.
    Das war ja sonderbar. Als sie auf den Institutsparkplatz fuhr, stand Miguels Golf schon dort. Warum hatte er sich dann nicht gemeldet?
    Na warte, dachte sie bei sich und stieg entschlossen die Stufen zum Hintereingang hinauf, eine entsprechende Begrüßung für ihn im Kopf vorformulierend.
    Die Bürotür war abgeschlossen. Das wird ja immer verrückter! Sie fischte den Schlüssel aus ihrem Rucksack und öffnete mit einem entschiedenen Ruck die Tür.
    »Nein!«
    Vor ihr lag Miguel seltsam verrenkt auf dem Boden. Seine Augen waren geöffnet und blickten matt an die Decke. Sein Kopf und sein Oberkörper lagen in einer großen, dunklen Lache teilweise getrockneten Blutes.
    Tränen schossen Sinistra in die Augen. Sie ließ ihren Rucksack fallen und ging neben Miguels Kopf in die Knie. Fliegen schwirrten umher. Fast zärtlich nahm sie mit beiden Händen seinen blutverklebten Hinterkopf und legte ihn auf ihren Schoß. Dann fuhr sie mit ihren Fingern liebevoll über seine Wangen und Augen. Mit festem Druck schloss sie seine Lider – für immer .

 
Donavon
     
     
    Ich wusste nicht mehr so recht, wo mir der Kopf stand.
    Karen hatte kurz nach der vollkommen überraschenden Deaktivierung des Schutzfeldes einen alarmierenden Anruf von Sinistra aus dem Büro erhalten.
    Sie hatte Miguel gefunden. Ermordet!
    Karen war sofort zu Sinistra gefahren. Meine erste Reaktion war es gewesen, sie zu begleiten, doch hatte Karen mich davon abgebracht mit dem Hinweis, dass einer von uns hier bleiben müsse, um den Captain im Auge zu behalten. Sie käme schon allein zurecht.
    Trotzdem kreisten meine Gedanken nur um den Tod des Studenten. Was war der Sinn dahinter? Ich hoffte, es würde sich eine rationale Erklärung dafür finden lassen.
    »Doktor, kommen Sie!« Raymond war aus dem unterirdischen Komplex getreten und rief und winkte mir, zu ihm hinunter zu kommen.
    Alles um mich herum war in Bewegung. Ein Bulldozer hatte den ausgebrannten Panzer von der Rampe gezogen, nachdem der lebensgefährlich verletzte Fahrer mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht worden war.
    Captain Johns hatte den wie von Sinnen rennenden Professor nicht mehr vor Erreichen des Einganges zum Lager einholen können und war ihm langsam ins Innere des Komplexes gefolgt.
    Wenig später hatte er von unten per Funk Sanitäter angefordert. Das war für mich der endgültige Beweis, dass etwas Gravierendes passiert sein musste. Funkwellen wären bei intaktem Schutzfeld niemals in die Anlage hinein oder aus ihr heraus gelangt.
    Ich setzte mich in Bewegung. Auf Höhe der Stele blieb ich verdutzt stehen.
    Was war das? Ich war nachdenklich und mit gesenktem Kopf die Rampe heruntergeschlendert und langsam über den Vorplatz hin zur zweiten, überdachten Rampe gegangen.
    Die stärker werdende Sonne hatte das Wasser aus den großen Pfützen der nächtlichen Niederschläge fast verdunsten lassen. Eine Vielzahl von Fußabdrücken, Fahrzeugspuren von Bulldozern und Panzern waren zu harten Sand- und Kalksteinkrusten getrocknet, die das Vorankommen zu einer konzentrierten Angelegenheit machten – wollte man sich nicht den Fuß verdrehen.
    Ich blieb stehen. Unter all den Fahrzeug- und Fußspuren war mir ein einzelner Abdruck aufgefallen, weil er so gar nicht zu den anderen passen wollte.
    Ich ging ein paar Schritte zurück. Unter einer breiten Bulldozerspur waren Reste eines scharfen und tiefen Stiefelabdrucks zu sehen. Ich kniete mich hin und betrachtete die Form. Sie ähnelte dem Abdruck eines Skischuhs, wie ich ihn unzählige Male im Schnee von Grampian gesehen hatte. Nur war das Modell, das diesen hier verursacht hatte, wenigstens zehn Nummern größer als

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