Coruum Vol. 1
antwortete ich.
Er nickte wieder, bedächtiger diesmal. »Mein Gott, Miguel – warum nur? Danke, Doktor, ich fahre zu ihnen.«
Ich drehte mich nachdenklich wieder zu der Bedienungseinheit um. Was hatte mir an der Reaktion von Raymond auf die Nachricht von Miguels Tod nicht gefallen? Ich wusste es nicht. Es war nur ein eigenartiges Gefühl.
Einer von Johns Sergeanten kam in den Raum und unterbrach meine Gedanken.
»Wie haben Sie diese Tür nur gefunden und geöffnet, Sergeant?« fragte ich ihn.
Er schüttelte lächelnd den Kopf. »Sie war bereits geöffnet, Sir. Alle Felder waren abgeschaltet – und zwar schon zu dem Zeitpunkt, als der letzte Panzer sich die Rampe raufgeschleppt hatte. Ebenso der Wachroboter.«
»Und wie erklären Sie sich das, Sergeant?«
»Meine Männer haben das gemacht, bevor sie von dem Wachroboter überwältigt wurden.«
Captain Johns war hinter uns in den Raum getreten, das alte, herablassende Grinsen war wieder intakt.
»Sie konnten sich lange genug halten, um diese Tür zu öffnen Schutzfelder zu deaktivieren, Doktor MacAllon«, bestätigte er.
»Und wie haben sie diese Tür geöffnet, wenn sie doch gar nicht wussten, das es sie überhaupt gibt?« Meine Frage schien ihn ein wenig zu stören. Sein Grinsen verschwand vorübergehend.
»Ihre Befehle lauteten, systematisch die Wände auf Hüfthöhe zu beschießen. Sie haben die Tür wahrscheinlich direkt getroffen.« Die Antwort des Sergeanten klang in den Ohren des Captains plausibel und brachte sein Grinsen zurück.
Mich überzeugte sie überhaupt nicht. »Und wer hat dann die Panzer beschossen, wenn sie doch die Kontrollen der Felder und des Wachroboters so früh abgeschaltet haben?«
»Der Wachroboter natürlich, Doktor MacAllon, aus dem Schutz des inneren Feldes heraus, bevor es abgeschaltet wurde.«
Ich dachte einen Moment lang nach. Und wie konnten die Männer dann das Feld noch abschalten, wenn sie bereits getroffen waren?
Ich beschloss, auf die weitere Diskussion vorerst zu verzichten.
»Ich sehe mich nach dem Professor um, Captain, Glückwunsch – ich hatte nicht geglaubt, dass Sie es schaffen.« Sein Grinsen wurde breiter.
Ich beschloss meine Zweifel noch ein wenig für mich zu behalten.
»Bitte fassen Sie dieses Gerät und die Leiche nicht an.« Das Grinsen erlosch.
Ich verließ den Raum und sah mir unauffällig die Wand rechts und links neben der Tür an. Absolut ebenmäßig, nicht die geringste Spur eines Treffers durch eine Granate. Ich glaubte ihm kein Wort.
Ich sah auf den Boden. Da lagen kleine Gegenstände, ein paar Meter vor der Tür, in einer Linie mit dem Tor. Ich hob sie vorsichtig auf. Es waren kleine farblose Metallstückchen. Dünn wie eine Folie, mit gezacktem Rand, als wären sie aus etwas herausgerissen worden. Ich steckte sie in die Tasche, wobei sie mir leicht in die Finger schnitten und ging zurück zur Tür.
Die Panzer hätten dieses Material jahrelang beschießen können, ohne auch nur einen Kratzer an den Wänden zu hinterlassen. Nein – diese Tür hatte sich nur geöffnet, weil irgendjemand den passenden Schlüssel dazu gehabt hatte. Selbst wenn sie durch einen glücklichen Zufall diese Tür getroffen und geöffnet hätten, wie hätten die Marines unter dem Feuer des Wachroboters aus ihrem Panzer in diesen Raum und zurückkommen sollen? Sie hätten die fremdartige Bedienungseinheit aktivieren, die entsprechenden Kommandos eingeben müssen und das alles in den zehn Minuten, die zwischen dem Einfahren der Panzer in das Depot und dem Rückzug des einzigen Überlebenden vergangen waren.
Sehr, sehr unwahrscheinlich. Sollte Captain Johns glauben, was er wollte, für mich waren diese Fragen noch lange nicht beantwortet.
Ein Bulldozer war in die Halle gekommen. Ein Arbeiter sprang herunter und befestigte Stahlseile an dem hintersten der drei Panzer. Ich sah sie mir die Wracks etwas genauer an. Sie hatten wohl auf die Wand geschossen, aber nicht sehr lange. Ihre Rohre wiesen in etwa auf die Tür hinter mir.
Von meinem jetzigen Standpunkt aus waren die Treffer wenigstens an einem der Panzer klar zu erkennen. Den mittig vor dem Tor Stehenden hatte es deutlich am schlimmsten erwischt. Er sah aus, als wäre er in einem Hochofen für kurze Zeit auf mehrere Tausend Grad erhitzt worden. Alle Teile waren verformt und wellig, die dünneren Teflonschilde des Kettenschutzes und einiger Abdeckungen waren verschwunden wie auch alle nichtmetallischen Teile seiner linken und vorderen Fläche. Dort musste der
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