Coruum Vol. 1
alle, die ich bisher gekannt hatte.
Außerdem war der Abdruck in mehrere Segmente unterteilt, die ihrerseits mit Vertiefungen, die im Abdruck als Erhöhungen erschienen, versehen waren.
»Passen Sie auf, Doktor!« Die angestrengte Konzentration auf den Abdruck hatte mich einen Moment lang meine Umgebung vergessen lassen. In letzter Sekunde sprang ich zur Seite, gerade rechtzeitig, um einem Bulldozer auszuweichen, dessen Fahrer mich offensichtlich in meiner geduckten Haltung nicht gesehen hatte.
Als ich mich wieder aufgerappelt hatte und den Staub abklopfte, erkannte ich mit Bestürzung, dass das schwere Baufahrzeug die Reste des sonderbaren Stiefelabdrucks durch seine eigene Spur ersetzt hatte.
Raymond kam angerannt und sah mich besorgt an. »Alles in Ordnung, Doktor? Ich habe Sie schon unter dem Reifen gesehen!«
»Mir geht’s gut, ja, danke, Raymond. Ich hatte nicht aufgepasst.«
»Na, dann kommen Sie, da unten gibt’s einige Neuigkeiten.«
Ärgerlich warf ich einen letzten Blick auf die Stelle, wo vor einer Minute noch eine wichtige Spur gewesen war, und auf den Fahrer des Bulldozers, der ihn sicherlich auf sich bezog.
Dann gingen wir zusammen die Rampe hinunter. Es war kühl im Schatten des Daches, noch mehr, da jetzt die kalte, trockene Luft des unterirdischen Lagers durch den ungeschützten Eingang hinausströmte.
»Kommen Sie, Doktor MacAllon, das müssen Sie sehen!« Er machte eine einladende Geste in Richtung des unterirdischen Komplexes. »Die Marines haben es noch geschafft, die Steuerzentrale zu finden und das Feld zu deaktivieren, bevor sie starben.«
Mich irritierte seine Begeisterung in der Stimme über den Tod von wenigstens fünfzehn Mann Besatzung in den Panzern.
Die Marines sollten das bewerkstelligt haben?!
Ich folgte ihm langsam durch den Zugang in die Lagerhalle und blickte mich zweifelnd um.
Die schweren Transporter standen wie beim letzten Mal unberührt in der Mitte. Die indirekte Beleuchtung der Halle funktionierte noch.
Zu meiner Rechten standen zwei der Abrams hintereinander, ihre Kanonen auf einen imaginären Feind in der Mitte der Halle gerichtet. Vor mir befanden sich die Reste des dritten Panzers. Wie der zerstörte Panzer auf der Rampe, strahlte auch er noch immer eine ungeheure Hitze aus.
Raymond war, ohne die Trümmer zu beachten, an ihnen vorbei gegangen, in die Richtung, die wir bei unserer ersten Erkundung der Halle eingeschlagen hatten.
Ich achtete beim Näherkommen auf die schmale Furche im Hallenboden, die vorher das innere Schutzfeld markiert hatte.
Sie war erloschen.
Ich ging neben ihr in die Hocke und strich vorsichtig mit der Hand über die Furche hinweg. Auch dieses Feld war deaktiviert worden.
Als ich aufsah, verschwand Raymond gerade durch eine Öffnung in der Hallenwand. Professor Warren hatte Recht gehabt. Wir hatten einen Raum übersehen. In der linken Wand der Halle, auf Höhe des ersten Transporters war eine Öffnung vergleichbar groß wie der Eingang zum Hieroglyphenraum, zu erkennen.
Hinter einer gut fünf Meter dicken Wand lag ein ungefähr fünf mal fünf Meter großer Raum, dessen Wände schmucklos und gleichmäßig waren. Der gesamte Raum war exakt in dem bronzenen Farbton beleuchtet, in dem auch die Halle erstrahlte. In seiner Mitte, zu der rechts von Eingang liegenden Wand ausgerichtet, befand sich einem Lesepult nicht unähnlich, eine eigenartige Bedieneinheit, die auf Hüfthöhe als einzige Unregelmäßigkeit zwei negative Handabdrucke enthielt.
Davor lag ein weiteres Maya-Skelett. Ich ging vor ihm fasziniert in die Knie. Es war wenigstens genauso gut erhalten wie das Erste, das wir am defekten Transporter in der Halle gefunden hatten. Ein weiterer sehr hoher Würdenträger. Ich bestaunte den kostbaren Kopfschmuck, seine mehrteiligen Ohrringe und die Ketten aus Gold, poliertem Obsidian und Jade. Seine Bekleidung deckte den Körper fast vollständig zu. Karen würde begeistert sein.
Ich erhob mich wieder. Raymond und ich waren die Einzigen im Raum.
Ich musste etwas loswerden. »Weißt du, dass Miguel tot ist?« Er wirbelte herum. »Was?«
»Sinistra rief vor einer Viertelstunde Karen an. Sie hatte ihn gefunden. – Erschlagen.«
Raymond fiel die Kinnlade herunter. »Ich fahre zu ihr.« Er wollte an mir vorbei den Raum verlassen.
»Karen ist bereits auf dem Weg zu ihr.« Er nickte und blieb ruckartig stehen. »Wo sind sie?«
Ein merkwürdiges Gefühl beschlich mich. Wo hatte er eben hinfahren wollen?
»Im Büro in Flores«,
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