Coruum Vol. 1
Mikroskopisch kleine Retro-Tropfen wurden von Kraftfeldern an ihrer Position auf der Anzugoberfläche gehalten. Lumidor hatte in Erfahrung gebracht, dass die Anzuglogik über diesen intelligenten Flüssigkeitsfilm eine Vielzahl von Funktionen steuern konnte. Diese reichten von der automatischen Konfiguration der defensiven Panzerung bis hin zur Mimikry. Im Moment absorbierte der Gelpanzer fast das gesamte Licht und ließ den Anzug in einem dumpfen Grau erscheinen.
Das Anzuggewicht von El’Sadooni war durch die Gelpanzerung um ein Vielfaches niedriger als bei mir und meinem Rodonn, was ihm den Vorteil größerer Bewegungsfreiheit gegenüber unseren nur durch Kraftverstärker zu bewegenden Anzügen verlieh.
Ich fragte mich, ob der Gelpanzer auch in der Lage war, vergleichbar viel kinetische Energie aufzunehmen wie mein Exor. Jedenfalls war ich gespannt darauf, ihn im Einsatz zu erleben.
El’Sadooni registrierte, dass ich ihn beobachtete und drehte sich langsam zu mir um.
»Wann können wir anfangen, Dawn?« Seine silbernen Augenschilde waren stets zur Hälfte geschlossen. Seine kleinen, schwarzen Pupillen fixierten mich ausdruckslos.
»Nun, schlechtes Wetter käme uns gelegen, Toreki. Wenn die Exemplare sich unwohl fühlen, werden sie um so schlechter kämpfen.«
Ich zeigte auf die Hochrechnung der Wetterentwicklung. »Dort entsteht eine schwere Tiefdruckregion, welche sich genau in Richtung unseres Zielgebietes bewegt. Wenn sie über dem Depot steht, werden wir angreifen.«
Er schenkte mir einen langen Blick.
»Glaubt Ihr wirklich, Dawn, dass Wetter, in welcher Form auch immer, das Kampfgeschehen beeinflussen könnte?« Ich hörte einen spöttischen Unterton aus dieser Frage heraus. El’Sadooni gehörte sicher nicht zu den Z-Zemothy-Offizieren, welche die Umsetzung einmal getroffener Entscheidungen auf die lange Bank schieben.
»Nein, natürlich nicht, Toreki.« Ich machte einen Schritt auf ihn zu.
»Aber meine Befehle vom Cektronn lauten, möglichst nicht noch mehr Spuren zu hinterlassen, als ohnehin schon auf dem Planeten vorhanden sind. Und was glaubt Ihr, Toreki, werden die Exemplare sagen, wenn wir bei strahlendem Sonnenschein über sie herfallen und das Depot ausradieren?«
Ich blieb vor ihm stehen. »Werden wir mehr oder weniger Spuren hinterlassen haben?«
El’Sadooni reagierte nicht.
»Kapitän, können wir das Depot mit dem Plasmageschütz von hier aus vernichten?«, fragte er, prüfend mein Gesicht betrachtend.
Ein Navigationshologramm veränderte den Maßstab, als die Zieldaten des Extraktionsdepots von Tikal ergänzt wurden.
»Ich denke, ein Treffer wird ausreichen, Kapitän?« El’Sadooni blickte zu ihm hinüber.
Aw’Sellin betrachtete die Zielmarkierung nachdenklich.
»Wenn wir auf unserer momentanen Position bleiben, dann rate ich davon ab, Toreki. Der Strahl fächert sich auf diese Entfernung zu sehr auf.« Er schüttelte den Kopf.
»Auf der Planetenoberfläche würden wir nur die Vegetation im Umkreis von ein paar Kilometern verbrennen – ohne jede Tiefenwirkung.« Er machte eine kurze Pause, in der er mit seiner Hand eine virtuelle Konsole bediente, die nur mit seinen Augenschilden zu sehen war.
»Wir müssten für einen Treffer mit hoher Intensität in die unteren Atmosphäreschichten eintauchen. Damit wäre die Sebba für jedes noch funktionsfähige Radargerät auf dieser Halbkugel des Planeten sichtbar.«
Neben dem Navigations-Holodisplay erschien ein kleineres Hologramm mit dem Bild einer rotierenden, komplexen Drohne. Er deutete auf die Darstellung.
»Da es sich bei diesem Ziel um ein genau bestimmbares, nicht bewegliches Objekt handelt, schlage ich den Einsatz einer kompakten Anti-Materie-Bombe vor, Toreki. Eine K-Drohne fliegt sie direkt ins Ziel. Die Kultur auf diesem Planeten kann sie nicht entdecken und nicht bekämpfen. Es besteht für uns keinerlei Risiko und die Zerstörung des Zieles ist garantiert.«
Ambre El’Sadooni schien nachzudenken. Ich sah Lumidor von der Seite an.
Er nickte mir zu. »Klingt gut.«
»Kann die Drohne in das versiegelte Depot eindringen?« Ich war mir nicht sicher, ob der Kapitän nicht zu sehr von der Vernichtungskraft seiner Bombe fasziniert war.
»Nein – aber das wird auch nicht notwendig sein, Dawn. Sie wird auf dem Dach des Depots landen. Eindringen wird die Anti-Materie und es in der folgenden Reaktion vollkommen auflösen.«
Ich sah zum Kommandeur der ZZ-Truppen hinüber. »Ich möchte, dass ein paar Männer die
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