Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
Vom Netzwerk:
ordnen.
    Im Schatten breiter Markisen gab sie ihm Zeit, sich zu sammeln. Die Benedictine stützte sich mit den Händen leicht auf eine hohe Brüstung und sah in die Ferne. Er konnte seinen Blick nicht von ihr lassen. Mutter hatte er sie genannt. Nach ihrem Aussehen zu messen, hätte sie ihn Großvater heißen müssen, obwohl sie mehr als dreimal so alt war wie er.
    Ihre grazile Figur bezauberte ihn. Ihr weites, helles Gewand enthüllte mehr, als es verbarg. Die blonden Locken waren hinter zarten Ohren aufgerollt, einzelne Strähnen rahmten ein helles, offenes Gesicht mit einer feinen Nase und einem roten Mund ein. Die mandelförmigen Augen unter der hohen Stirn funkelten tiefgründig, während sie ihn ansah. Kein Anzeichen ihres wahren Alters. Die Bio-Ingenieure der Kirche mussten Zauberer sein. Ihr wievielter Körper war das?
    Und doch, ermahnte er sich, hatte er genau das gewusst.
    Sie war eine Meisterin im Spiel mit der Erschaffung von Erwartungen und ihrer anschließenden, vollständigen Zerstörung durch die Realität. Sein Fußmarsch zu ihr, die gigantische Tür, der dunkle Raum und ihr eigenes Erscheinungsbild waren Beispiele, die er selbst in den wenigen Minuten seines Eintretens erfahren hatte. Jeder, der nicht über die Informationen bezüglich der wahren Benedictine verfügte wie er, wäre ihrem Spiel verfallen. Fasziniert registrierte Ten O’Shadiif, wie dieses Spiel selbst beim ihm, trotz seiner Informationen, wirkte.
    Dennoch war er weit davon entfernt, enttäuscht zu sein.
    »Mein Lieber, was kann ich für Euch tun?«, sie sah ihn durch halb geschlossene Lider mit langen Wimpern an, »oder ist es Euch angenehmer, wenn ich Euren offiziellen Titel verwende?«
    Die kleine Krone im Haar der Benedictine schimmerte, als sie sich in einer langsamen Bewegung zu ihm umdrehte. Ten O’Shadiif betrachtete kurz das Abbild der beiden roten Sphären in der Spitze der kleinen Krone.
    »Toreki ist angemessen, Raoula.« Er schluckte. Er hatte sich wieder im Griff.
    Die Benedictine lächelte schwach und lud ihn mit der Hand ein, auf einer breiten Steinbank Platz zu nehmen, von der aus sie einen herrlichen Blick über die Landschaft hatten. Sie setzte sich neben ihn, so dicht, dass er sie mit der Hand hätte berühren können. Ein Hauch von leichten Parfum stieg ihm in die Nase. Amüsiert betrachtete sie O’Shadiifs Bartperlen.
    Mühsam riss er sich los.
    »Ihr wisst, die meisten Bewohner der Zentrumswelten sind nicht sehr gläubig, Raoula, das trifft auch für mich zu. Lassen wir also den formalen Rahmen beiseite.« Er richtete sich auf, sah sie prüfend an, und wartete auf eine sichtbare Reaktion ihrerseits für seine brüske Zurückweisung ihrer demonstrativen Freundlichkeit.
    »Wie Ihr wünscht, Toreki«, ihr Lächeln blieb ungetrübt, »was kann ich also für Euch tun?«
    EI sah ihr in die Augen. »Ich brauche von Euch die Erlaubnis, in den Archiven der Kirche nach Informationen über einen Planeten namens Ruthpark zu suchen.« Sie reagierte nicht. Ihr Blick strahlte ihn an.
    Ten O’Shadiif holte Luft, er fühlte, wie sie allein durch ihre Erscheinung von ihm Besitz zu ergreifen drohte.
    »Ruthpark war von Ende des 27. Jahrtausends bis Mitte des 29. Jahrtausends ein Farmplanet gewesen. Unter höchster Geheimhaltungsstufe wurden dort wenigstens zwei Kulturen herangezogen und extrahiert.« Er hielt inne und beobachtete die Benedictine, die seinen Blick jedoch nur offen erwiderte und weiter schwieg.
    »Ihr wisst, Raoula, dass sich in eben dieser Zeit, die Kirche in einer sehr schwachen politischen Situation befand. Meine Informationen besagen, dass wenigstens eine der Kulturen, als Keimzelle der Organisation verwendet werden sollte, um die Königreiche zu einen und dem damaligen Expansionsdrang des Zentrums entgegenzuwirken.«
    Die dunkelbraunen Augen in ihrem schönen Gesicht streichelten ihn liebevoll. Doch sie war so alt! Ten O’Shadiif musste weitersprechen, er stand kurz davor, seine Haltung zu verlieren.
    »Die Kirche hatte sich in den Jahren der Unruhe wiederholt an einzelne Königreiche gewandt, um Alternativen zum damals sehr brüchigen Bündnis mit dem Zentrum zu erkunden. Es musste im Interesse der Kirche gelegen haben, diese Einigung der Königreiche zu unterstützen.«
    Er biss sich auf die Lippen. Mehr würde sie nicht aus ihm herausbekommen. Wenn sie nur mit diesem verdammten Lächeln aufhören würde.
    »Und warum gibt es darüber in Euren eigenen Archiven keine Informationen mehr, Toreki?« Sie

Weitere Kostenlose Bücher