Coruum Vol. 1
außerdem die Kampfdrohne los. Sie soll sich über dem Ziel in Bereitschaft halten.«
Ten O’Shadiif
Er näherte sich mit seiner Eskorte einer hohen, nach oben spitz zulaufenden, doppelflügeligen Tür und musste wieder einmal warten.
Seit fast anderthalb Stunden waren sie jetzt durch den Kathedralenkomplex der alten Benedictine geführt worden.
Das war genug!
Ten O’Shadiifs Blick wanderte missmutig am kunstvoll mit kostbarem Septid verkleideten Türrahmen empor, bis er in seiner Spitze die beiden ineinander verschobenen Sphären der Urmutter und des Urvaters entdeckte. Er erstarrte, als er über den Wert dieser Tür und des Rahmens nachdachte. Septid in dieser Menge gab es wahrscheinlich im gesamten Zentrum nicht.
Er selbst war der Zurschaustellung von Reichtum nicht abgeneigt, aber diese Tür hatte etwas Abstoßendes.
Die gesamte Eskorte hätte in ihrer jetzigen Formation durch nur einen der geöffneten Flügel gepasst.
Die Tür befand sich an einem Ende eines hohen, langsam ansteigenden Ganges, dessen Wände zu beiden Seiten hinter einer Reihe schlanker, dunkelroter Säulen mit schmalen Fenstern versehen waren. Die Glasscheiben bestanden aus Mosaiken, durch die hindurch kein Ausblick möglich war.
Seine Eskorte setzte sich wieder in Bewegung, allerdings nicht auf die große Tür zu, sondern in Richtung einer viel kleineren zu ihrer rechten Seite.
»Toreki!« Der rot-rot gekleidete Anführer seiner Eskorte war vor der Nebentür stehen geblieben, während seine Männer ein Spalier bildeten.
»Dies ist das Audienzgemach Ihrer Mutter Benedictine, Raoula, der 56. Ihr dürft nur allein und ohne Waffen eintreten. Euer Rodonn muss hier auf Euch warten.«
Ten O’Shadiif wusste, das er den Anweisungen folgen musste, wollte er nicht unverrichteter Dinge weitere anderthalb Stunden zu seinem Schiff zurückmarschieren. Er nickte dem ersten Offizier seines Rodonns wortlos zu und schritt auf die kleine Tür zu, die sich bei seinem Näherkommen öffnete.
Er trat durch einen engen, kühlen Tunnel in das Innere eines kleinen, nur durch Kerzen erleuchteten Raumes.
Überrascht blieb er stehen. Die Tür hinter ihm schloss sich geräuschlos. Das war jedenfalls nicht die Halle, die er nach der pompösen Pforte zu sehen erwartet hatte.
Der Raum wirkte nach dem zurückliegenden Marsch durch die Weitläufigkeit des Palastes extrem beengend. Zusätzlich war es feucht. Nur die Kerzen markierten Flecken von Wärme und Leben.
Seine Augenschilde hatten sich den veränderten Lichtverhältnissen nicht angepasst. Irritiert versuchte er sie auf Thermal oder Restlichtverstärkung einzustellen. Nichts passierte.
»Tretet ein, mein Sohn.«
Der Klang der Stimme ließ ihn herumwirbeln. Seine Bartperlen klickten aneinander. Zwischen zwei Kerzen auf der rechten Seite des Raumes hatte sich eine weitere Tür geöffnet. Helles Licht und Wärme strömten hinein und das Licht blendete ihn. Eine schlanke Gestalt kam auf ihn zu, ergriff seine Hand. Völlig willenlos ließ er sich von der Benedictine aus dem Raum führen.
Ten O’Shadiif gewann einen Teil seiner Fassung zurück und löste seine Hand langsam aus ihrem zarten Griff. Sie standen in einem von Sonnenlicht durchfluteten, runden Zimmer. Es war reich möbliert und alle raumhohen Fenster und Türen waren zu einem umlaufenden Balkon hin geöffnet.
Ten O’Shadiif wusste nicht, was er denken sollte. Die zierliche, überaus attraktive Frau, die dort vor ihm stand, entsprach in keiner Weise derjenigen, die er erwartet hatte.
Die Benedictine beobachtete ihn geduldig aus strahlenden, braunen Augen. Kleine Grübchen um ihren Mund deuteten ein Lächeln an. Er fühlte sich einen Moment von ihrem Blick gelähmt. Endlich erinnerte er sich, was sie von ihm erwartete, und fiel vor ihr auf ein Knie.
Sie reichte ihm die Hand zum Kuss.
Nein , dachte er. Er würde ihre Hand nicht mit den Lippen berühren. Das wäre zu unterwürfig. So ergriff er ihre Finger und drückte seine Stirn leicht gegen sie. »Mutter«, murmelte er. Dann erhob er sich. Das unerwartete Kribbeln in seiner Stirn ließ nach.
Sie ist durch ein körpereigenes Kraftfeld geschützt, dachte er bei sich.
Sein Blick flatterte von ihrem Gesicht über ihren Körper hin zu diesem fantastischen Ausblick auf weite Berge und Täler. Leichter, warmer Wind spielte mit den blutroten Vorhängen.
»Lasst uns hinausgehen, Lieber.« Sie ging voraus auf den Balkon. O’Shadiif folgte ihr, krampfhaft bemüht, seine Gedanken zu
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