Coruum Vol. 1
an.
O’Shadiif überhörte den mitschwingenden Verdacht. »Was wisst Ihr über den Verbleib der zweiten Kultur?«
Die Benedictine lehnte sich an die steinerne Brüstung, scheinbar in die Betrachtung der bezaubernden Landschaft versunken. Ihre blonden Locken schimmerten im Licht der langsam untergehenden Sonne.
»Ich fand dazu genau einen Begriff, Toreki. Die Schwesterkultur von Coruum ist unter noch mysteriöseren Umständen verschwunden. Ich fand lediglich einen Verweis auf Tikal, und der deutete in das Zentralarchiv der Kirche.«
Raoula drehte sich zu ihm um.
»Ihr werdet verstehen, Toreki, dass ich dort unmöglich selbst weiter forschen kann.« Ihre schönen Augen fraßen sich in ihn hinein, verankerten seinen Blick fest in ihrem.
»Ihr erhaltet die Erlaubnis, in den geheimen Archiven der Kirche auf Tempelton IV zu forschen. Der Begriff, unter dem Ihr dort suchen müsst Lieber, lautet Cetna.«
Ashia
Als Abdallah und ich mit voll aufmunitionierten Exors die Landebucht der Sebba betraten, kam das Sturmboot, das uns aufnehmen sollte, gerade vom Truppentransporter herüber.
Lumidor und Hafis waren bereits vor zwei Stunden dorthin abgeflogen, um die letzten Vorbereitungen für den Angriff abzuschließen. Sie würden mit ihren Crops die ursprünglich Ambre El’Sadooni zugedachte Aufgabe der Zerstörung des Raumhafens und sämtlicher Einheiten zwischen ihm, Coruum und Tikal übernehmen.
Das unförmige, blau-grau flimmernde Sturmboot kam zu uns heran und senkte sich mit seiner Unterseite bis knapp über den Hangarboden ab. Hässliche Beulen in der Bootsnase verbargen tödliche Disruptorläufe.
Eine Seitenluke öffnete sich und wir sprangen hinein. Ich schaltete mich in die Boots-Kommunikation ein.
»Bootsmann – fliegt los!«
Das Sturmboot drehte um 180-Grad und beschleunigte aus der Landebucht heraus. Ich ging ins Landeabteil und sah zu den beiden Landemodulen hinunter. In jedem Modul standen die Soldaten der Z-Zemothy-Kampftruppen in ihren schwarzen Panzeranzügen. Alle waren ausschließlich mit IXUS-Auto-Railcannons ausgerüstet. Individuelle Bewaffnung gab es nur bei den beiden Offizieren. Ich erkannte Kampfdrohnengestelle und Mikrogranaten.
Ein kurzes Gefühl des Unbehagens strich über meinen Rücken. Ein Déjà-vu von Xee. Wir würden ein Massaker unter den Exemplaren anrichten.
»Ashia, wir folgen Euch!« Lumidor meldete sich von Bord seines Sturmbootes. Ich aktivierte mein Radar und zählte fünf Sturmboote, die in einer weit gestreckten Linie bereits die unteren Atmosphären-Schichten von Ruthpark durchflogen.
Die Trägheitsfelder unterdrückten jegliche Vibrationen, als die Bootsmänner uns mit Angriffsgeschwindigkeit dem Ziel näherbrachten.
Ich rief die Sebba. Ben Es’Kalam meldete sich.
»Gebt mir die aktuellen Wetterdaten, Landsucher.«
»Der Sturm über den Depots hat weiter zugenommen und wird wenigstens noch sechs Stunden anhalten, Dawn. Heftige Niederschläge und starke elektrische Entladungen.« Ich lächelte zufrieden, die Exemplare würden nie verstehen, was über sie gekommen war.
»Sehr gut, Landsucher. Aktiviere die Kampfdrohne über Tikal. Sie soll in zwei Minuten einschlagen.«
Er nickte. »Ist unterwegs, Dawn.«
Ich betrachtete den Kurs der Drohne. Er führte sie senkrecht aus der Umlaufbahn ins Ziel. Dann war sie unten. Sekundenbruchteile später war ihr Signal und das des Senders von Tikal verschwunden.
»Ziel zerstört, Dawn! Strahlung ist bereits nicht mehr nachweisbar. Falls Ihr weitere Unterstützung benötigt, ich bin bereit.« Sein Bild verschwand aus meinem Visier.
Der Lande-Countdown lief weiter. Noch drei Minuten. Zwei Sturmboote trennten sich von uns. Lumidor würde mit seinen Crops an Bord dieser Boote aus einer etwas anderen Richtung angreifen.
»Ashia, schön, dich wiederzusehen.«
Sabbim meldete sich von seiner Position nahe des Extraktionsdepots Tikal. »Die Bombe hat ganze Arbeit geleistet. Exakter Treffer. Der Krater ist knapp zweihundert Meter breit und halb so tief. Keine Reste des Depots mehr zu entdecken. Ich komme zu euch rüber. Macht euch beim Aussteigen auf ein heftiges Unwetter gefasst.« Seine Augen zwinkerten mir zu. »Bis gleich.«
Ein tiefes Brummen ließ mich meine Aufmerksamkeit auf die Absprungmodule richten. Sie hatten sich ein paar Meter aus dem Bootsrumpf seitlich nach unten ausgefahren. Mono-Molekular-Segmente neben jedem Soldaten hatten sich neu polarisiert und Ausstiegsöffnungen gebildet, durch die jetzt das
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