Coruum Vol. 1
Gruppe zu, wobei ich unauffällig die Soldaten durchzählte. Sechzehn Offiziere und noch ein paar am Rande meiner Sichtweite. Eine beachtliche Leibwache.
Zwei der Offiziere in vollem Exor kamen mir entgegen und ich fühlte das Kribbeln ihrer Scanner, als sie mich nach Waffen durchleuchteten. Sie hielten mich nicht auf. Alle Offiziere des Rodonns trugen ihre Helme mit heruntergefahrenen Visieren. Ich erkannte schwere Laser, IXUS-Railcannons, Luftabwehrraketen und Radareinheiten an ihren Exor-Panzeranzügen.
Kamir kam mir auf halbem Weg entgegen, legte seinen Arm um mich und drückte – wie zur Ermahnung, als wenn das bei der Begrüßung noch notwendig gewesen wäre – fest meine Schulter. Er führte mich zu seinem Besucher, ohne mich anzusehen.
»Cektronn, darf ich dir Ashia ad Asdinal vorstellen?«
Kamir sah sein Gegenüber angespannt an. Ich versuchte die geballte Feuerkraft um uns herum zu ignorieren und mich auf den höchsten Offizier des Gilden-Geheimdienstes zu konzentrieren.
»Ashia, das ist Ten O’Shadiif, Cektronn von Z-Zemothy.«
Ten O’Shadiif reichte mir nicht die Hand. Er war groß, so groß wie ich, nur viel kräftiger gebaut. Der Wind drückte sein helles, weites Gewand an einen straffen Bauch. Er trug seinen Bart so wie Kamir und hatte zusätzlich ein paar Perlenschnüre in die dunkleren Barthaare an den Wangenknochen geflochten. Seine Hautfarbe glich meiner, ein heller Bronzeton mit einem leichten Stich ins Blaue, die ihn als Bewohner des inneren Zentrums identifizierte.
Sein ernstes, längliches Gesicht erschien auf den ersten Blick sehr sympathisch. Klare, grüne Augen fixierten prüfend mein Gesicht und ich hatte kurz das Gefühl, er würde durch meine Augenschilde hindurchsehen, die, durch die direkte Sonneneinstrahlung schwarzgefärbt, meine Augen vor seinem direktem Blick verbargen. Er trug den typischen, kastenförmigen Gildenhut mit dem Leitfeuer als Abzeichen am Hutaufschlag.
»Ich kann nicht sagen, dass ich erfreut bin, Dawn«, sagte er nach einem Moment. Er verbeugte sich leicht, der Etikette entsprechend, ohne jedoch den Blickkontakt abreißen zu lassen. Ich atmete leicht auf. Für mich war das ein erstes positives Zeichen.
»Nur meine langjährige Verbundenheit meinem Freund Kamir gegenüber verschafft Euch diese Gelegenheit. Er forderte die Begleichung einer Schuld ein, was für ihn so untypisch ist, dass ich beschloss, mich persönlich um die Sache zu kümmern.«
Sein Blick ruhte fest auf mir.
»Schaltet Eure Schilde ab, Ashia. Ich schätze keine Maskerade bei solchen Themen.« Ten O’Shadiif drehte sich dem Meer zu.
Ich deaktivierte die Schilde und kniff die Augen gegen das über mich einbrechende Sonnenlicht zu. Schweigend blickten wir auf das zwei Kilometer unter uns ruhende Meer hinab.
Ein gutes Stück entfernt schwebte ein Antigravitationspanzer. Er befand sich knapp oberhalb der Schattengrenze der Steilküste, welche die in meinem Rücken untergehende Sonne auf die dunkelgrüne Wasseroberfläche warf. Dort, wo die Sonne auf das Wasser traf, warfen die Wellenberge funkelndes Licht zurück. Dünne, weiße Linien deuteten auf Schaumkronen hin. Vereinzelte Punkte von unter uns vorbeiziehenden Ausflugsschiffen zogen Gischtstreifen hinter sich her. Darüber, leicht unter der Steilküste, aber in respektvollem Abstand zum Antigrav-Panzer, zischten kleine Flugboote durch die Abendstimmung.
»Was habt Ihr heute in den Archiven gesucht?« Seine Frage war direkt und sein Ton war unmissverständlich.
»Ich habe versucht, herauszufinden, warum meine Extraktion auf Xee schief gelaufen ist.«
Kamin rührte sich nicht und betrachtete mit äußerer Gelassenheit die umher fliegenden Boote.
»Ihr glaubt, es könnte weitere Gründe neben Eurem dilettantischen Versagen geben?« Die Stimme des Cektronns war messerscharf. Er sah mich von der Seite an.
Als ich darauf nicht sofort antwortete, blickte er wieder über das Meer.
» Was habt Ihr gefunden, Dawn?«
Ich zögerte einen Moment. Als er mich erneut ansah, antwortete ich ihm: »Warum stand in meinen Extraktionsbefehlen nichts von einer Kriegerkultur, die auf Xee herangezogen wurde, Toreki?«
Einen Moment lang passierte nichts. Kamir zeigte mit keiner Regung, ob ihm die Frage überraschte. Ten O’Shadiif blickte weiter teilnahmslos über das Meer. Der Antigrav-Panzer flog Schleifen und verscheuchte ein paar neugierige Touristenboote.
»Ich bewundere Eure Zielstrebigkeit, Dawn!« Er sprach, ohne mich anzusehen.
»Es wurde
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