Coruum Vol. 1
Suchprogramm musste sehr geschickt sein, ich war sicher, die Profile der Programme von vor fünf Minuten waren mittlerweile vollständig wirkungslos.
Nach zehn Minuten hatte ich es. Ich erstellte mit einer Fingerbewegung einhundert Kopien des neuen Programms mit zufälligen Suchbegriffen, um meine Spuren oberflächlich zu verwischen. Dann schickte ich sie los.
Nach ein paar Sekunden wurde ich unruhig. Nicht passierte. Vor meinem inneren Auge konnte ich bereits den Kapitän mit gezogener Waffe auf meinen Raum zu rennen sehen.
Mit einem leisen Surren erschien ein Ergebnis. Es begann sich sofort wieder aufzulösen, kaum dass ich es mit meinen Augenschilden abspeichern konnte. Ich hatte nicht einmal lesen können, was dort nur für Millisekunden gestanden hatte, es war mehr ein Reflex gewesen.
Gleichzeitig hörte ich, wie sich die Tür hinter mir öffnete, und mehrere Personen in den Raum gestürmt kamen.
Einer riss meine Hand aus dem Licht der Synchro-Steuerung, bevor er mit dem Rücken gegen die dahinterliegende Wand krachte. Ein anderer krümmte sich stöhnend am Boden. Mein Tritt in seinen Unterleib hatte gut getroffen.
»Und Stopp!«
Die Relix-PF-Autocannon des Kapitäns klebte auf meiner Brust und die Hände von zwei weiteren Männern zogen mich unnachgiebig an den Armen zurück auf die Liege.
Sein Grinsen war nicht zu übersehen. Ich beendete meinen Verteidigungsstatus und wartete ein paar Sekunden, bis die in meinem Blut schwimmenden Botenfabriken mit der Ausschüttung des Reflexbeschleunigers aufgehört hatten. Ein leichtes Zittern durchlief meinen Körper.
»So ist es gut, Dawn, wir wollen uns alle beruhigen.«
Die Stimme des Kapitäns war besänftigend. Die Mündung der Relix bewegte sich dabei keinen Millimeter von meinem Brustbein fort. Fluchend erhoben sich die beiden Offiziere vom Boden und rieben sich die Stellen, an denen ich sie mit den gesteigerten Kampfreflexen getroffen hatte.
»Ich will Euch nicht verletzen, Dawn, aber es führt kein Weg an Eurer Festnahme vorbei. Ihr habt Euch unberechtigten Zugang zu geschützten Informationen verschafft. Werdet Ihr Euch ergeben und widerstandslos mit uns kommen oder muss ich Euch betäuben?«
Er sprach im Plauderton zu mir und ich war sicher, er würde beim kleinsten Anzeichen von Gegenwehr leidenschaftlich gern abdrücken.
»Ich würde Euch sehr gerne verletzen, Kapitän, aber ich akzeptiere den gegenwärtigen Vorteil, den Ihr unter Zuhilfenahme dieser Prachtkerle und der Artillerie auf Eurer Seite habt. Ich werde keine Gegenwehr leisten.« Ich zwinkerte ihm zu.
Sein Grinsen wurde breiter, als er die Relix von meinem Brustbein abhob und ein paar Schritte zurücktrat. »Sehr schön. Folgt mir.«
Er ging vor mir aus dem Raum. Als ich mich erhob, traf mich etwas am Hinterkopf und ich verlor das Bewusstsein.
*
Das Plätschern von Wassertropfen weckte mich. Mein Kopf dröhnte furchtbar. Das Bewegen der Augen schoss kleine feurige Schmerzblitze durch mein Gehirn.
Ich tippte auf einen Neuronenstripper. Mit sehr schwacher Ladung, sonst könnte ich mich jetzt nicht mehr an meinen Namen erinnern.
Sehr vorsichtig prüfte ich meine Augenschilde. Die Aufnahmen waren noch da. Sie hatten sie entweder nicht entdeckt oder aber für wertlos erachtet. Gebannt starrte ich auf die letzte Kopie. Mein Suchprogramm hatte funktioniert und einen weiteren Eintrag gefunden.
>Cetna:
>Kriegerprogramm zur Begegnung der Bedrohung durch die Organisation.
>Sektoreninformation:
>Zuchtbeginn: 30.402
>Zuc
Der Eintrag war unvollständig.
Cetna . Das sagte mir gar nichts. Über das Datum ließ sich nachweisen, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die geplante Fortsetzung der Zucht von Xee handelte, möglicherweise in einer anderen Umgebung und unter anderen Bedingungen.
Also doch keine finale Extraktion, entgegen den Äußerungen von Kamir – sondern ein weiterer Schritt im Reifeprozess.
Die Schutzprogramme waren sehr schnell gewesen. Sie hatten die Nachricht bereits auf dem Transport zum Holodisplay zersetzt. Ich überprüfte die Analysedaten. Es gab noch einen weiteren Verweis. Als ich ihn aufrief, stellte er sich als Hülle dar, der Inhalt war komplett gelöscht.
Immerhin hatte ich ein Fragment. Zu gegebener Zeit konnte ich Fragen stellen oder weitersuchen.
Meine Kopfschmerzen ließen nach. Ich setzte mich langsam auf und blinzelte durch die Augenschilde.
Gedämpftes Licht schimmerte durch dichte farbenfrohe Vorhänge. Das Bett, in dem ich lag,
Weitere Kostenlose Bücher