Coruum Vol. 1
sich in das Loch hinunter und setzte mit einem klatschenden Geräusch leicht schaukelnd auf der Wasseroberfläche auf.
»Wir haben dort unten mehrere Verankerungspunkte angebracht, damit der Ponton unter dem Schutz des verbleibenden Höhlendachs festgemacht werden kann«, sagte Karen und kurz darauf war der Ponton unserem Sichtfeld entzogen.
»Komm, ich zeige dir noch den Bohrer.« Karen wies in die rückwärtige Richtung ein Stück den Hügel entlang zu einem Bohrturm, wie er mir aus alten amerikanischen Spielfilmen bekannt war.
Ich hatte ihn bisher nicht zur Kenntnis genommen, da das Loch meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch genommen hatte. Außerdem war er nicht in Betrieb und verursachte keinen Lärm. Als wir näherkamen, sah ich, dass er schon etwas moderner und auf einem schweren Lastwagen montiert war, der ihn am hinteren Ende abgeklappt hatte.
Mehrere Arbeiter waren mit der Verlängerung des Bohrgestänges beschäftigt. Ein Vorarbeiter kam uns entgegen, als er unser Näherkommen bemerkte.
»Dr. Whitewood, guten Morgen«, begrüßte er Karen.
»Sir!« Er nickte mir kurz zu. »Wir haben einige Probleme mit dem Boden.« Ein faustgroßes Stück stumpfes, schmutzig-graues Gestein, das er in der Hand hielt, war offensichtlich gemeint.
»Der Boden ist durchsetzt mit diesen Klumpen. Es scheint ein sehr hartes Gestein oder Metall zu sein. Das ist der vierte Bohrkopf seit gestern, der daran kaputtgegangen ist, so etwas habe ich noch nicht gesehen.«
»Wie tief sind sie bisher gekommen?« Karen nahm ihm den Stein aus der Hand und betrachtete ihn im Sonnenlicht.
»Erst fünf Meter unter das Niveau des Höhlenbodens. Seit gestern haben wir nur einen Meter geschafft und es wird immer weniger.« Er schüttelte den Kopf. »Ich verstehe es nicht. Durch die neun Meter Höhlendecke sind wir in vier Stunden gekommen. Reiner Kalkstein, gemischt mit anderen Materialien, aber insgesamt sehr weich. Der Boden unter der Höhle muss etwas vollkommen anderes sein.«
»Wie lange würde es dauern, den Bohrturm an einer anderen Stelle aufzubauen, sagen wir, am entgegengesetzten Ende der Höhle, auf der anderen Seite der Öffnung?« Karen sah ihn an.
Der Vorarbeiter wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, wobei er Schmutzspuren hinterließ, und überlegte einen Moment. Sein Blick wanderte in die Richtung des neuen Bohrplatzes.
»Etwa den Vormittag. Wir müssen ohnehin unterbrechen, weil wir keine Bohrköpfe mehr haben und die neuen erst an, Mittag eintreffen sollen. Vorausgesetzt die Höhlendecke ist da so aufgebaut wie hier, verlieren wir nur einen Tag.«
Karen nickte. »O.K., dann machen sie es. Ich informiere Señor Marquez.«
Wir gingen zurück zu den Bürocontainern. Der Parkplatz hatte sich gefüllt. Noch mehr Arbeiter und Ausgrabungshelfer waren aus der Richtung von Flores gekommen. Ein gelbes VW-Käfer-Cabriolet leuchtete in der Sonne und parkte genau vor dem Container, aus dem uns Raymond entgegengekommen war.
»Lass uns eben noch zu Señor Marquez gehen, es wird dich interessieren, ihn kennen zu lernen.« Karen zog angewidert einen Mundwinkel hoch während sie das sagte.
»Ich bin wirklich sehr gespannt«, erwiderte ich und grinste. Wir betraten den übernächsten Container, in dem uns eine Rauchwolke begrüßte. Obwohl die Sonne noch nicht so hoch stand und die Temperatur sich noch in Grenzen hielt, lag bereits ein säuerlicher Geruch über dem Zigarrenqualm. Ramon Marquez saß hinter einem Schreibtisch und telefonierte mit großen Gesten und in temperamentvollem Spanisch.
Er trug einen khakifarbenen Expeditionsanzug, dessen zerknitterte Jacke er über seinen Stuhl geworfen hatte. Das Hemd klebte ihm am Rücken. Als er uns eintreten sah, beendete er das Gespräch zügig und erhob sich, ein demonstrativ freudiges Lächeln unter seinen zierlichen Schnurrbart zaubernd.
»Dr. Whitewood, schön Sie zu sehen. Wen haben Sie mir mitgebracht?« Er gab uns beiden die Hand und deutete vor Karen eine leichte Verbeugung an. Der Händedruck war weich, sein Akzent hölzern wie sein Gesichtsausdruck. Schwarze Augen lagen unter dunklen, feinen Augenbrauen in seinem von einer mächtigen Nase geteilten Gesicht. Er trug glatte, dunkle Haare, die in der Mitte bereits dünner wurden. Sein Kopf befand sich auf meiner Brusthöhe. Ich schätzte ihn auf Ende vierzig.
»Señor Marquez, darf Ihnen Dr. Donavon MacAllon aus Edinburgh vorstellen? Ich denke, Sie haben schon von ihm gehört.« Marquez sah mich leicht von
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