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Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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fort. »Großartig, denn wir können die Höhle noch nicht trockenen Fußes betreten.«
    »Außerdem solltest du den Rest vom Team kennen lernen.« Karen legte mir die Hand auf die Schulter. »Nachdem du etwas geschlafen hast.«
    Sinistra kam mit Kaffee in vier unterschiedlichen, abgestoßenen Bechern auf einem kleinen Tablett zurück, das sie auf Raymonds Schreibtisch abstellte.
    »Besonders Señor Marquez wird sicher Ihr Herz erfreuen, Doktor.«
    Auf meinen fragenden Blick hin erklärte Karen. »Señor Marquez wurde uns freundlicherweise von den Behörden zur Seite gestellt. Wir dürfen nichts machen, ohne dass er seinen Segen dazu gibt. Raymond hat die Aufgabe übernommen, ihn entsprechend zu motivieren, nachdem ich am Anfang einige Male mit ihm aneinandergeraten bin.«
    »Wie habt ihr die Wärmeentwicklung der Stele bemerkt?«, fragte ich in die Stille hinein.
    Raymond beugte sich vor und stützte sich mit den Unterarmen auf dem Schreibtisch ab, während er am heißen Kaffee nippte.
    »Es ist uns zuerst nicht aufgefallen, da wir unter Wasser zur Sicherheit Handschuhe tragen. Die Sicht ist aufgrund der Schwebstoffe fast Null – so tasten wir uns voran.
    Zufällig ist Miguel, ein weiterer Kollege aus dem Team, im Gegenlicht einer Lampe bei der Untersuchung der Stele aufgefallen, dass die Lichtbrechung unmittelbar über der Oberfläche der Stele anders ist als normal. So – als wenn Sie knapp über die Spitze einer Kerzenflamme hinwegsehen.
    Die Interferenzen waren nur aus bestimmten Blickwinkeln erkennbar. Der Temperaturunterschied ist nicht sehr groß. Die Temperatur an der Oberfläche der Stele beträgt genau achtunddreißig Grad Celsius. Das Wasser hat in der Höhle ungefähr sechzehn Grad. Man muss den Handschuh schon eine Weile an der Stele lassen, damit man die Wärme bemerkt.«
    »Das hat große Aufregung gegeben, und dem Institut standen dadurch erst die finanziellen Mittel in dem Ausmaß zur Verfügung, um richtig voranzukommen.« Karen wies auf einen kleinen Berg Papier auf ihrem Schreibtisch.
    »Vorher hätten wir niemals den Boden abtragen oder die Ausrüstung zum Heben der Stele aufbringen können.«
    »Nur hat es uns auch die Aufsicht von Señor Marquez beschert«, fügte Sinistra hinzu.
    »Und wir haben auch die Aufmerksamkeit der Amerikaner.« Karen wühlte auf ihrem Schreibtisch, fand ein Dokument mit geprägtem Briefkopf und wedelte damit vor meiner Nase herum.
    »Ich erhielt gestern ein Angebot über mein Institut in Kalifornien, eine Bodenradaraufnahme von einem der NASA-Satelliten machen zu lassen.« Sie schüttelte den Kopf. »Weißt du, was das normalerweise kostet und wie lange die Wartezeiten sind?« Ihr Becher war leer, und sie stellte ihn auf dem Monitor ab.
    »Aber ich freue mich darüber. Sie wollen lediglich das Recht, die Bilder selbst auswerten zu dürfen. Sollen sie. Wir können danach sehr schnell entscheiden, ob Raymond mit seiner Hochrechnung richtig liegt und wo es sich lohnt, zu graben.«
    Raymond stand auf und ging im kleinen Raum hin und her. »Sicher könnten wir auch die Gegend mit einem tragbaren Georadar in der Hand ablaufen. Aber das würde Monate dauern und möglicherweise ist das öffentliche Interesse und damit das Geld bis dahin wieder versiegt.«
    »Die Kehrseite der Medaille sieht möglicherweise nicht so gut aus.« Karen sah mich ein wenig bedrückt an.
    »Ein solches Angebot kommt nie ohne einen entsprechenden Preis.« Sinistra sah mich mit ihren dunklen Augen an. »Mein Gespür sagt mir, dass man sich etwas von den Aufnahmen erhofft, wonach wir offensichtlich nicht suchen. Señor Marquez war das erste Indiz, dass die Ausgrabung beobachtet wird, dieses Angebot ist das zweite. Ich frage mich, was passiert, wenn auf den Aufnahmen noch etwas anderes zu finden ist, als die Umrisse von verschütteten Gebäuden.«
     
    *
     
    Am nächsten Morgen holte mich Karen auf ihrem Weg zur Ausgrabungsstelle am Maya International ab. Nach dreißig Minuten erreichten wir den Platz, an dem die ursprüngliche Straße Richtung Tikal, die über einen Teil des Höhlendaches verlief, über eine kürzlich angelegte Schneise durch ein Stück Regenwald umgeleitet wurde. An ihrem ursprünglichen Verlauf ragten Kranausleger in die Höhe und ein einfacher Metallzaun trennte ein größeres Areal vom neuen Straßenverlauf ab.
    »Genau unter dem abgesperrten Teil der Straße endet die Höhle mit dem Ballspielplatz«, erklärte Karen, als wir durch eine geöffnete Schranke fuhren und auf einem

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