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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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Soldatin an. »Euer Name, Dawn?«
    »Tut nichts zur Sache, Merkanteer. Wie lautet Eure Antwort?«
    Ich war noch nicht bereit, ihr so schnell sicheres Geleit zu gewähren. »Wart Ihr oder Euer Rodonn an dem Angriff auf die Relion beteiligt?«, fragte ich sie mit bewusst gleichgültiger Stimmlage.
    »Nein, Siir. Ich verfolge einen anderen Auftrag.« Ihr Blick hielt meinem stand, die Augenwinkel zu einem Ansatz von gespanntem Lächeln verzogen. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihr vertrauen konnte, sah aber im Augenblick keine Möglichkeit, sie zu überwinden. Mit Hud Chitziin und dem außer Gefecht gesetzten Syncc Marwiin befand ich mich deutlich im Nachteil.
    »Wir haben eine stabile Situation in diesem System, Dawn, für die nächsten zwei Standardtage.« Der Druck ihres Panzer-Handschuhs ließ langsam nach, »dies gilt für alle Organisationseinheiten in diesem System«, fügte ich hinzu und stützte mich auf meinen Ellenbogen hoch.
    Sie zog ihre Hand zurück und ihr Anzug richtete sich mit einem leisen Surren zu seiner vollen Größe auf, wobei er die zur Verfügung stehende Deckenhöhe vollständig ausnutzte. »Das genügt mir im Moment, Merkanteer«, machte die Soldatin den Vertrag komplett. Knirschend drehte sich der Panzeranzug zur Seite und gab meinen Blick auf den Frachtraum der Gmersink frei.
    Gegenüber Seiner Weisheit lehnte ein zweiter Soldat des Zentrums lässig an der Wand, soweit das in einem Panzeranzug mit automatischer Stabilitätskontrolle und von mehreren Tonnen Gewicht möglich war. Im Gegensatz zu der Frau hatte er den Helm abgenommen.
    Er stammte von den inneren Zentrumswelten. Sein bronzefarbener Hautteint mit dem leichten Stich ins Blaue war ein untrügliches Indiz dafür. Ich blickte kurz zur Soldatin hinüber, die sich wieder zu mir gedreht hatte und mir wortlos Zeit gab, mich zu orientieren. Auch sie kam aus dieser Region, der Gesichtsausschnitt in ihrem geöffneten Visier reichte aus, um meinen Eindruck zu bestätigen.
    Der Soldat machte einen überraschend entspannten Eindruck. Er schien die Situation vollkommen zu überblicken und betrachtete mich im Gegenzug aufmerksam mit prüfendem Blick. Seine kurzen schwarzen Haare entsprachen der für Zentrumssoldaten üblichen Mode. Die Abzeichen auf seiner linken Brustplatte – fünf senkrechte Striche parallel zueinander, von denen der mittlere etwas dicker und über die anderen erhoben war – wiesen ihn als Kommandeur des Rodonns aus. Er war also der Anführer des Geleitschutzes dieser Zentrums-Offizierin, wobei mir unklar war, wie viel Mitglieder aus ihrem Rodonn noch existierten, nachdem ich einen in der Höhle vaporisiert hatte. Immerhin machte sie das zu einer wichtigen Person und gab ihrem Verhandlungsangebot ein gewisses Gewicht. Beim zweiten Abzeichen handelte es sich um das Emblem des Extraktionscorps der Unsichtbaren Flotte – eine stilisierte Gruppe von Sklaven, umringt von der Flugbahn eines Raumschiffes. Das hatte ich zuletzt auf dem übertragenen Bild der Aufklärungsdrohne von der Steinsäule im Depot gesehen. Offiziell war die Existenz des Extraktionscorps vom Zentrum oder der Unsichtbaren Flotte nie zugegeben worden, obwohl die 7K und die Organisation und sicher auch die Nebelwelten seit Jahrhunderten darüber Bescheid wussten. Hätten mich noch irgendwelche Zweifel geplagt, wer hier zuständig für die momentanen Schwierigkeiten war, wären diese jetzt beseitigt.
    Die Panzeranzüge waren Exor-Modelle oder Spliines , wie sie bevorzugt bei uns genannt wurden – nach dem Namen eines fingergroßen Tiefseepolypen, der auf Chroms, dem Ausbildungszentrum der Organisations-Schattentruppen, in fünfzehn Kilometer Tiefe einen ozeanischen Spalt besiedelte. Er verbrachte sein gesamtes fünftägiges Leben in tiefster Dunkelheit mit dem Versuch, durch seine neongelben Leuchtorgane Artgenossen zur Paarung anzulocken. Gelang es ihm – starb er unmittelbar nach der Paarung und vor Erreichen der Fünf-Tage-Grenze – aber wohl erheblich glücklicher als am Ende seiner natürlichen Lebensspanne.
    Diese Anzüge waren allerneueste Modelle, den Körperproportionen der Soldaten maximal angepasst. Die außen liegenden Kraftverstärker neutralisierten das Eigengewicht des Anzugs und erlaubten dem Träger verzögerungsfreie, natürliche Bewegungen. Die Unsichtbare Flotte des Zentrums verfolgte mit diesen Anzügen ein gänzlich anderes Konzept als unsere Schattentruppen, deren Anzüge eher mobilen Kampfstationen glichen. Mir fiel keine

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