Coruum Vol. 2
Helm war wieder integraler Bestandteil des Anzugs. Das Schutzfeld war verschwunden. Sie wartete darauf, dass ich vor ihr den Frachtraum verlassen würde – jetzt wo der Weg frei war – ich blieb jedoch stehen und grinste sie von unten an.
»Danke, dass Ihr mich daran erinnert, Dawn, das könnte ich vielleicht erwähnen. Doch vorher möchte ich Euer Wort als Corps-Offizier, mir noch einen kleinen Gefallen zu erweisen.« Durch das geöffnete Heimvisier drangen leise, undeutliche Worte in Proc zu mir, wahrscheinlich Informationen ihres Rodonn-Kommandeurs.
»Was wollt Ihr, Merkanteer?« Ihr Blick bohrte sich in meinen.
»Mir liegt viel an dem Wohl der drei Individuen in der Höhle. Ihr erinnert Euch?«, fragte ich sie.
Ihre Anspannung wich der Erleichterung. »Das ist alles?«
Ich nickte. »Natürlich unversehrt und in bester Verfassung, bevor die Fähre Euch abholt – und alle drei!«
Sie schüttelte missbilligend den Kopf in ihrem Helm und schob mich mit dem Panzerhandschuh durch das Schott Richtung Brücke. »Einverstanden, Merkanteer – sofern da jetzt noch jemand am Leben ist.«
»Ich bin da zuversichtlich, Dawn«, log ich. »Und jetzt hätte ich gern mein Kommunikationsvisier.«
Galaktischer Spalt, Ruthpark System. Ruthpark V/a
30397/1/9 SGC
7. Oktober 2014
Raana Roohi
Die schwarze Sichel des Systemtriebwerkmoduls vollführte eine Einhundertachtzig-Grad-Drehung und verzögerte die Annäherung mit einem kurzen Energieschub auf knapp zehn Kilometer pro Sekunde. Anschließend rollte sie erneut in Flugposition und steuerte wenige Kilometer über der Mondoberfläche auf die lokalisierte Signalquelle von Ruthpark V/a zu. Die automatische Bahnberechnung der Anzug-KI übermittelte dem Schattenoffizier erwartungsgemäß eine sehr kurze Umlaufzeit des Mondes um seinen Planeten von gut einem Standard-Tag. Das war nicht überraschend angesichts des Massenverhältnisses von eins zu einer halben Million. Ruthpark V/a wurde auf seiner Bahn um den Gasriesen regelrecht zentrifugiert und wies infolgedessen erhebliche vulkanische Aktivitäten auf.
Der Autopilot des Anzugs wartete auf einen Befehl von Raana. Nachdenklich verfolgte er die Flugdaten der Zentrums-Systemjäger auf der nächsthöheren Umlaufbahn des Mondes V/b, gut eine viertel Million Kilometer entfernt. Sie würden ihn sicher verfolgen, sobald er aus dem Feuerschutzbereich der Station heraus war – also in gut fünf Minuten. Er wäre dann eine halbe Stunde auf sich allein gestellt, bis die Station bei ihrem nächsten Umlauf von Norden her über den Horizont steigen und ihm erneut Unterstützung bieten würde. In seinem Visier war die Position des Senders in der Nähe des Südpols markiert. Er gab den Befehl für langsame Annäherung.
V/a befand sich mittlerweile im Schlagschatten des Gasriesen. Er hatte jegliche Eigenrotationsenergie bereits vor langer Zeit eingebüßt und wandte dem Planeten während seiner Umkreisungen stets die gleiche Seite zu. Die Oberfläche des Mondes konnte Raana nicht erkennen. Sie lag in tiefster Dunkelheit. Nur vereinzelt funkelte das schwache Glühen heißer Lavafelder auf der Oberfläche. V/a verfügte über keinerlei bleibende Atmosphäre mehr. Die Eruptionsgase wie Schwefel oder Ammoniak verflüchtigten sich unmittelbar. Nicht weit von der Position des Senders entfernt, stand ein gigantischer, mehr als zweihundert Kilometer hoher Wolkenturm über einem mächtigen Vulkanschlot. Die Aschewolke ragte wie ein geplatzter Pilz über den ebenen Rand des Mondes hinaus und wirkte in der Dunkelheit wie ein Scherenschnitt vor dem Hintergrund der rot-braun gestreiften Atmosphäre von Ruthpark V.
Die Zeit wurde knapp. Die Zentrums-Systemjäger hatten ihre Positionen noch nicht deutlich verändert. Die Signalstärke hatte in den letzten Minuten seiner Annäherung stark geschwankt und war im Moment sehr schwach und weniger als einhundert Kilometer entfernt. Wenn er von den Sensoren der Zentrums-Jäger verschwinden wollte, wäre jetzt ein geeigneter Moment dafür.
Der Schattenoffizier beschleunigte das Systemtriebwerksmodul auf einem Kurs, der ihn knapp über die Signalquelle hinwegtragen würde. Nur wenige Kilometer vor den Ziel-Koordinaten trennte er seinen Anzug von der Triebswerkseinheit, die weiter an Geschwindigkeit zunahm und zu einer vollen Mond-Umrundung ansetzte. Etwaige Zentrums-Beobachter sollten den Eindruck gewinnen, er befinde sich auf einem Erkundungsflug.
Die Antigravitationsrepulsoren bremsten den Anzug
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