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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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Handschuh.«
    Karen nahm den Ring behutsam mit Zeigefinger und Daumen der rechten Hand entgegen und blickte auf Hud Pasuuns linke Hand, an der sich, wie sie wusste, wenigstens auch ein Ring befand. Als die Ärztin merkte, wonach Karen Ausschau hielt, hob sie ihre Hand in ihr Blickfeld. Drei Finger waren mit Ringen bedeckt. Der grünschillernde saß auf dem Ringfinger von Hud Pasuun, neben einem farblosen, noch flacheren und einem gedrungenen schwarzen Ring, der alle Fingerglieder des Zeigefingers bis auf die Kuppe bedeckte.
    »Den kenne ich«, sagte sie, auf den schwarzen Ring deutend. »Ich habe den von Keleeze gefunden, nachdem die Soldatin des Zentrums ihn niedergeschlagen hatte.«
    Die Ärztin sah sie aufmerksam mit hochgezogener Augenbraue an. » Hmm, so genau hatte der Merkanteer mir das nicht geschildert. Ich hoffe, du hast den Ring noch irgendwo?«
    »Nein.« Karen schüttelte den Kopf. »Donavon hatte ihn mit aus dem Cenote genommen.«
    »Dann lass uns hoffen, dass er damit keinen Unfug angestellt hat«, sagte Hud Pasuun und zuckte mit den Schultern. »Die Waffenringe sind auf das Nervensystem des Trägers geprägt. Niemand sonst kann sie benutzen.«
    »Das würde er nie tun«, entgegnete Karen aufgebracht. »Er würde ihn höchstens untersuchen wollen -«, sie stockte, als sie das grinsende Gesicht der Ärztin sah.
    » Das meine ich mit Unfug, Karen. Diese Ringe verfügen, wie der Feldring auch, über einen Fusionsreaktor, der ihren Plasmastrahl erzeugt. Sie sind sehr widerstandsfähig, aber nicht unzerstörbar – wir müssen uns jetzt beeilen!« Entschieden ergriff Hud Pasuun Karens linke Hand und führte Karens Rechte mit dem Ring über das oberste Fingerglied. »Jetzt fest aufdrücken!«
    » Aua! «
    Die Ärztin lächelte. »So schlimm war es nicht. Der Feldring muss sich mit deinem Nervensystem verbinden, damit er deinen Körper vollständig schützen kann. Die Mikronadeln greifen in den Knochen und hinterlassen hinterher kaum Spuren.«
    »Feldring?« Karen sah sie mit gerunzelter Stirn an. »Wozu brauche ich denn so etwas?«
    Hud Pasuun wurde ernst. »Merkanteer Keleeze sagte, dass wir dort unten auf Soldaten treffen. Keiner von den Menschen auf der Oberfläche wird erwarten, dass du aus einem solchen Schiff steigst – eine reine Vorsichtmaßnahme für dich – schließlich könnten sie uns auch für Zentrumssoldaten halten, oder?« Sie ließ Karens Hand los. »Das Feld wird automatisch aktiviert, sobald du die Fähre verlässt. Erschreck dich nicht, das Feld wirkt unterschiedlich auf unser Nervensystem und unsere Augen. Manchmal hat man den Eindruck, man würde durch einen dünnen Nebel sehen, manchmal erscheint es wie ein Hitzeflirren.«
    Das Schott blinkte ein paar Mal auf.
    »Wir landen. Komm!« Hud Pasuun hatte mittlerweile ihre eigenen grauen Handschuhe angezogen, deren linker sich eng um die Ringe legte, ohne sie zu bedecken. Sie streckte Karen die Hand hin und bemerkte deren steigende Anspannung, als die Archäologin sie ergriff und unbewusst fest drückte. »Ich denke, Donavon wird dort sein. Er wird dich logischerweise für tot halten – wie du gesagt hast, Karen. Wenn du ihn siehst, geh schnell zu ihm und korrigiere seine Auffassung – sobald Keleeze es erlaubt.« Sie drückte Karen kurz an sich und dirigierte sie dann zum Schott, das sich bei ihrem Näherkommen öffnete.
    Keleeze und Syncc Marwiin standen vor dem Holodisplay der Fähre und sahen auf den Vorplatz der mit trübem Wasser gefüllten Grube hinunter, aus der wie ein kleiner Felsen die Spitze der Stele herausragte. Die beiden Frauen gingen langsam auf sie zu, Karens Blick hing gebannt an einer Gruppe von Männern, die auf den Trümmern der einstigen Königspyramide standen und angestrengt nach oben schauten. Sie erkannte Donavon – ein Stich fuhr in ihre Brust –, neben Warren und Sturgis sowie einigen anderen in modernen militärischen Uniformen. Die Erinnerung an die Aufzeichnung im Hieroglyphenraum stieg in ihr auf: Die Ankunft von Harkcrow, gesehen von der Dachterrasse der intakten Königspyramide aus, vor nicht ganz 1.500 Jahren. Nun kam sie an Bord eines solchen Raumschiffes und die da unten wussten im Gegensatz zu den Maya von damals nicht, was ihnen bevorstand.

 
Guatemala, Ausgrabungsgelände Coruum,
23. Oktober 2014
30397/1/21 SGC
     
     
Donavon
     
    Ich legte den Kopf in den Nacken und versuchte dabei, das Gleichgewicht auf den wackeligen Trümmern der Königspyramide unter mir nicht zu verlieren. Es war nur

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