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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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ein Schiff, das sich da vollkommen lautlos in weiten Kreisbewegungen nach unten schraubte und dabei wohl intensiv die Umgebung des Lagers sondierte.
    Nachdem Warren es auf dem Wandschirm im Nebenraum des unterirdischen Lagers entdeckt hatte, waren wir an die Oberfläche gestürmt. Das hatte ein paar Minuten gedauert – durch den langen Gang und den überfluteten Vorraum. Als wir endlich am Fuß der überwachsenen Trümmer der Königspyramide angekommen waren, war das Schiff bereits deutlich zu erkennen gewesen. Rory hatte seinen Männern befohlen, sich unsichtbar zu machen, was bedeutete, dass alle unter den Rändern der Vegetation verschwunden waren und uns wohl durch ihre Zielfernrohre beobachteten.
    Sonderbarerweise verspürte ich keinerlei Furcht. Ich war sicher, die Partei der Unterstützer befinde sich dort im Anflug und nicht die finsteren Gesellen in den insektengleichen Uniformen – nicht zuletzt gestützt von der Identifikation des Schiffes durch den Computer im unterirdischen Raum. Warren war davon überzeugt gewesen, es sei durch das gleiche Logo dargestellt, welches auch bei der Errichtung dieses roten Planetenschildes erschienen war.
    »Ich hoffe, du irrst dich nicht, Scotsman, was diese Besucher angeht«, bemerkte Sturgis neben mir trocken, »ich habe dieses komische Surren und den Klang von zerfetztem Metall noch gut im Ohr.«
    »Falls doch, werden wir gleich nicht mehr die Zeit haben, uns darüber zu wundern«, entgegnete ich sarkastisch. »Deine Männer haben doch gute Nerven?«, fragte ich Rory, der mit seinem Fernglas angestrengt nach oben schaute.
    »Die besten!«, antwortete er angespannt, seine gerade gemachte Bemerkung selbst missachtend.
    Es war mittlerweile früher Abend, die Dämmerung würde jeden Moment einsetzen und nach weiteren dreißig Minuten hier alles in tiefste Dunkelheit getaucht haben. Die Regenzeit strebte ihrem Zenith entgegen und heute hatte es bis auf ein paar Stunden um die Mittagszeit nur wie aus sehr großen Eimern geschüttet. Die Lücken im rosa-violetten Abendhimmel, durch die das Raumschiff zu sehen war – wurden bereits wieder von turmhohen Wolken zugeschoben.
    »Im Ernst, Rory, wir dürfen auf keinen Fall irgendwie auffällig werden«, raunte ich ihm möglichst eindringlich zu, »auch wenn es die Guten sind, stehen sie technologisch haushoch über uns und erwarten möglicherweise eine gewisse Demut.«
    Er setzte das Fernglas ab und sah mich grinsend an. »Ach was, Don. Sie bewegen sich, sie fliegen. Wenn ich das Schiff abschieße, sterben sie.« Er schlug mir auf die Schulter. »Ich habe Respekt vor ihnen, aber keine Angst. Und Demut verspüre ich höchstens vor meiner Frau Mary!«
    Ich atmete tief durch und verkniff mir eine Antwort. Hoffentlich ging das gut! Sturgis sah mich schräg von oben an – zog es aber vor, zu schweigen. Fergus und Warren hatten gar nicht zugehört, sondern waren am Fuß der Trümmer stehen geblieben und hatten sich jetzt auf die Teile eines großen zerbröselten Kalkquaders in die Nähe von zwei SAS-Soldaten gesetzt, die genauso gebannt das anfliegende Schiff beobachteten.
    Es war eine andere Art Schiff, das sich dort näherte – verglichen mit dem beschädigten im Lager oder denen aus den Aufzeichnungen. Die Oberfläche dieses Schiffes reflektierte das mittlerweile grau-violette Tageslicht und war vollkommen gleichmäßig. Es waren keinerlei Fenster oder sonstige Öffnungen zu erkennen, wie es auch nicht die geringste Ähnlichkeit mit einem Flugzeug oder einer Raumfähre aufwies. Das Schiff glich im vorderen Teil einem halben Oval mit abgerundeten Kanten, das am abgeschnittenen Ende in ein dickeres Mittel-Stück überging und in einer abflachenden, breiten Sichel endete, die frei drehbar den Antrieb beherbergte und deren offenes Ende von einem diffusen Glühen an der Grenze zum Ultravioletten erfüllt war. Während sich das Schiff näherte, wurde es vollständig in eine Blase aus kräftigem, blauem Licht gehüllt und zum ersten Mal vernahm ich so etwas wie stark gedämpfte Fluggeräusche, die wie ein elektrisches Summen an meine Ohren drangen.
    Das Schiff war nicht besonders groß. Aufgrund seiner unstrukturierten Oberfläche hatte ich seine Abmessungen in der Luft nicht einschätzen können und mangels fehlender Vergleichsgrößen aufgewertet. Als es jetzt, weniger als einhundert Meter von uns entfernt, oberhalb der wassergefüllten Grube aufsetzte, ragte es höchstens zehn Meter in die Höhe, bei einer Länge von vielleicht zwanzig

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