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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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hatte ich eine echte Darstellung der Erde mit ihrem Magnetfeld und dem abgelenkten Sonnenwind gesehen. In der Projektion schwankte das Magnetfeld so deutlich hin und her, wie Grashalme im Sturm, und blähte sich zu einer erstaunlichen Größe gegen die Sonne gerichtet auf. Die Projektion fror ein.
    »Ich denke, das ist der Moment, als die schon schwächeren Folgewellen des ersten Potentialkollaps Ruthpark erreicht haben.« Keleeze hatte seine Brille in den Kragen seiner Uniform gefahren und sah uns an. »Die Sonde ist möglicherweise automatisch nach dem Eintreffen der ersten Wellen gestartet, zu einem Zeitpunkt, als schon die gesamte Infrastruktur auf dem Planeten ausgelöscht war. Sie kommt jetzt zurück, um uns etwas zu zeigen!«
    Die Projektion lief weiter. Die Kamera näherte sich mit hoher Geschwindigkeit der Erde und passierte das Band mit den Industrieanlagen. Doch was war passiert? Das Band war in unzählige Fragmente zerrissen und unzweifelhaft im Absturz begriffen. Verglühende Trümmer zogen meteoritengleich durch die Atmosphäre, während andere diese bereits durchdrungen hatten und in hohen Fontainen in die darunter liegenden Ozeane oder Landmassen einschlugen. Aus der Vogelperspektive war die Höhe der entstehenden Wellen nicht zu beurteilen und das war zum Glück auch nicht nötig, denn die Kamera setzte ihren Anflug auf eine zentrale Landmasse – Afrika – fort, ihren Weg durch einen zunehmenden Regen von glühenden, rasend schnell herunterkommenden Trümmern suchend. Am Horizont kam eine halbkugelförmige, leuchtende Struktur ins Bild, die zunehmend in den Mittelpunkt der Projektion rückte. Die Kamera überflog in wenigen Sekunden das Mittelmeer, über dem riesige Nebelwolken kauerten, und erreichte das Festland irgendwo zwischen Syrien und Marokko. Dann verlangsamte sie ihr Tempo brutal und wieder rückte die gigantische Halbkugel ins Bild. Ich schluckte trocken – wie lange waren wir jetzt schon in diesem Raum?
    Die Halbkugel schimmerte in einem hellen Rot. Wie Ölschlieren liefen gewaltige elektrische Entladungen über ihre Oberfläche und färbten die Kugel zunehmend dunkler bis hin zum Schwarz. Nur schwer waren unter der bewegten Kugeloberfläche Gebäude und andere Strukturen zu erkennen. Immer heftiger liefen die Entladungen über die Halbkugel, die zudem mehrfach von herabstürzenden Trümmern getroffen wurde, die jedoch weniger Eindruck auf die Stabilität des Schildes zu haben schienen als die fortwährenden Entladungen.
    Die Kamera verharrte über dem Todeskampf des Schutzschildes. Wir verfolgten die Szenerie über mehrere Minuten, in denen unvorstellbare Mengen an Energie in Wellenform auf die Halbkugel einwirkten. Mit einem letzten Flackern löste sich das Schutzfeld über der Stadt auf. Sekundenbruchteile später erlosch das Bild der Kamera.
    Zurück blieb die Projektion der Erde mit einem leuchtenden Symbol an einer Stelle über Afrika.
    Wir schwiegen eine Weile.
    Keleeze lehnte an der Wand, wartete auf eine Reaktion Marwiins. Karen hatte beide Arme um mich gelegt und die Augen geschlossen, während Warren und Fergus sich aufgeregt flüsternd unterhielten.
    »Beantwortet das Eure Frage nach dem Hinweis, wie wir Kontakt zu den Sole-Sourcern aufnehmen können, Syncc?«, fragte Keleeze schließlich in die Stille, und mit einem Seitenblick auf Sturgis: »Und Eure, nach dem Verbleib von Spuren?«
    Sturgis erwiderte den Blick. »War das Afrika, Don?« Ich nickte. »Soll das heißen, da gibt es Ruinen unter dem Sand oder was immer dort heute ist?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich für meinen Teil bin nur froh, dass es den Homo sapiens erectus zu der Zeit noch nicht gegeben hat.«
    »Müssen wir da hin, Höchster?« Marwiin schien wieder etwas Hoffnung gefasst zu haben. Er sah Keleeze an, unbewusst auf der Unterlippe kauend.
    Der große Mann kam entschlossenen Schrittes in die Mitte des Raumes und sah einen Moment lang in die unentwegt sich verändernden Vielecke. Dann drehte er sich um.
    »Ich denke, es kann nicht schaden, wenn wir uns das genauer ansehen. Das Symbol der Troyians und Sole-Sourcer ist auch nach der Zerstörung der einstigen Hauptstadt stehen geblieben. Die Informationen sind hier in diesem Raum sehr sicher. Ich habe nur die Koordinaten übernommen, alles andere bleibt hier.«
    Er deutete auf die blaue Fläche an der Wand. »Lasst uns zurückkehren.«
    »Einen Moment!« Sturgis hatte die Hand gehoben und sah mich eindringlich an. »Werden sich diese Auswirkungen

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