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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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sich in seinen Augen. Er spürte ihren Gedankenansturm. Ich sage es dir nicht, Mutter, wenn wir keinen Handel machen!
    »Was möchtest du, Rastolon?« Ihr Blick löste sich von ihm, der Druck in seinem Kopf verschwand schlagartig, »bedenke, dass ich dich dein Leben als Zweifler beenden lasse, wenn das, was du anzubieten hast, keinen Handel wert ist.«
    »Das ist es ganz sicher, Mutter«, er lockerte seine verspannten, schmerzenden Schultern. »Ich möchte einen neuen Körper.«
     Raoula sah ihn für einen Moment lang ernst an. Dann lächelte sie. »Ich bin sicher, du hast auch schon einen Knappen mitgebracht?«
    Vater Rastolon spürte ihren verhaltenen Spott, du glaubst noch nicht daran, Raoula, dass es wichtig sein kann, was?
    »Haben wir einen Handel, Mutter?«, fragte er nachdrücklich.
    Raoula erhob sich und stellte sich vor die Bank. »Mit Cestorines Hilfe!«
    Der alte Abt atmete erleichtert auf, fühlte Jahrzehnte der Degeneration von seinem alten Körper abfallen. Er würde weiterleben – frisch erstarkt und mit neuer Energie!
    »Danke, Mutter.«
    Sie neigte langsam ihren Kopf, ihre Großmut demonstrierend, ihn zu rehabilitieren. Dann sah sie ihn wieder an, ihre geöffnete Hand deutete auf ihn. Das war ihre unmissverständliche Aufforderung an ihn, seine Informationen darzulegen.
    »Ich habe herausgefunden, wer die Vernichtung der Informationen über die verlorene Kultur des Extraktionscorps in Auftrag gegeben hat.«
    Sprich! , detonierte der Gedanke der Benedictine in seinem Gehirn. Vater Rastolon wehrte sich verzweifelt gegen das überwältigende Bedürfnis, sein ganzes Wissen in einem unkontrollierten Redeschwall herauszuschreien. Er machte eine Geste in Richtung der beiden Kirchenritter, die sich seit ihrem Eintreten nicht von der Stelle gerührt hatten.
    Was glaubst du, wo wir hier sind? Ich vertraue ihnen. Sprich!
    Vater Rastolon riss sich zusammen. Mit einem leichten Räuspern begann er, seine Hände aneinanderpressend.
    »Es konnte nur ein sehr einflussreicher Repräsentant der Kirche gewesen sein, Mutter«, begann er. »Nur eine Legatin, Benedictine oder Urmutter hätte über den Einfluss verfügt, ein solches Vorhaben über eine so lange Zeit unentdeckt durchführen zu können.«
    Sein gequälter Gesichtsaudruck aufgrund der Tatsache, dass er indirekt ihr unterstellte, über ausreichend Einfluss zu verfügen, diese Informationen vernichtet zu haben, reizte Raoula beinahe zum Lachen. Ihr Blick wich nicht von ihm.
    »Ich habe es nur entdeckt, weil ich die Jahre im Archiv genutzt habe, mich mit den Besonderheiten der Aufbewahrung zu beschäftigen.« Er gestattete sich ein kurzes Triumphgefühl.
    Die Benedictine spürte deutlich die positive Gefühlsaufwallung des Abtes. »Dafür ist es noch zu früh, Rastolon«, riet sie ihm kalt, »ich habe noch nichts Wichtiges gehört.« Sprich! , folgte die gedankliche Aufforderung.
    Wie von einem Schlag getroffen, duckte er sich auf die Bank, eine Hand zur Abwehr der imaginären Bedrohung erhoben.
    »Die Vernichtungsaktion in den Aufzeichnungen des Archivs beginnt kurz nach dem Verschwinden von Harkcrow Treerose im Jahr der großen Tragödie, 29205, als die damalige Urmutter -«
    »- Aonia -«, fügte Raoula mit gerunzelter Stirn ein.
    »Ja, Aonia 2., zusammen mit der damaligen Benedictine Residore der 3. in der selben Nacht ermordet wurde«, führte der Abt den Satz zu Ende. Er wartete ein paar Sekunden, ob Raoula weiter sprechen würde, doch hüllte sie sich in Schweigen, die Augen geschlossen. Rastolon erkannte im durch Sonnenstrahlen gefärbten Licht des Richtsaals die beiden Sphären der Urmutter und des Urvaters auf ihren Lidern.
    »Mesaphode 4. war die Nachfolgerin von Aonia und zeitgleich mit ihrer Erleuchtung begann die Vernichtung der Informationen. Ich hätte das für einen Zufall gehalten, wenn ich nicht auf eine andere Besonderheit im Zusammenhang mit der damaligen Urmutter gestoßen wäre. – Ihre Gehirnmuster-ID ist im Archiv nicht auffindbar und -«, er bemerkte befriedigt, wie Raoula schlagartig die Augen öffnete, »- die der nachfolgenden Urmütter bis heute ebenfalls nicht!«
    »Das ist nicht möglich, Vater, alle sind gespeichert!«
    Der alte Abt blickte sie von unten scheu an, schüttelte langsam verneinend den Kopf, um seine Aussage zu bekräftigen. Er spürte Raoulas Gedanken und öffnete seinen Geist. Sie würde das, was er gesagt hatte, jetzt überprüfen.
    Danach schwieg die Benedictine einige Minuten, bevor sie in überzeugtem Ton

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