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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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höhergestellten Offizieren mehrmals hintereinander abschlägige Antworten zu erteilen, und dieser Tempus hier stellte seine Fragen vor einem ganz besonderen Hintergrund – den ich nicht im geringsten kannte.
    »Es gibt Anzeichen, dass ein Troyian in den Nebelwelten existiert, Herrscher«, sagte ich, »in der Person der Urmutter, Ramone 1., auf Innocentia.«
    Er erwiderte nichts.
    Eine Frage drängte sich mir auf, die ich bereits die ganze Zeit vor mir her schob. Sein Schweigen schien mir ein geeigneter Moment zu sein, sie zu stellen: »Ihr scheint Harkcrow Treerose gekannt zu haben, Herrscher. Wie kam es dazu und seit wann seid Ihr hier auf diesem Planeten – warum habt Ihr ihn nicht längst wieder verlassen?«
    »Gute Fragen, Merkanteer«, antwortete eine andere synthetische Stimme.
    Bewegung kam in die Tempi, als die sechs, welche in einer lockeren Gruppe vor mir gestanden hatten, sich entfernten, um Platz für einen weiteren zu machen, der mit seinen Antigravs weich vor mir aufsetzte. Auch dieser Tempus war gut fünf Meter hoch und sah äußerst effizient aus. Ich musste gegen das Licht aus seiner Sensorenphalanx anblinzeln, als ich zu ihm aufsah.
    »Wir sind seit genau 1.110 Jahren hier, Merkanteer«, dröhnte die Stimme auf mich nieder. »Wir sind auf diesem Planeten, weil uns hier sicher niemand sucht, solange wir warten.«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich verstand, worauf er hinauswollte. »Verzeiht, Herrscher, Ihr sagt, die Tempi haben sich hier seit mehr als eintausend Jahren versteckt? «, fragte ich nach.
    » Tempi brauchen sich nicht zu verstecken, Merkanteer! «, erwiderte er kalt und gab mir erneut zu verstehen, dass ich vorsichtig sein musste. » Wir warten. «
    Ich unterdrückte den Impuls, die offensichtliche Nachfrage zu stellen, und tat einen langsamen Atemzug. Die Luft schmeckte unglaublich metallisch und fad.
    »Wie ist Harkcrow Treerose ums Leben gekommen«, fragte der Tempus mich stattdessen.
    »Wahrscheinlich durch einen Sabotageakt des Zentrums-Geheimdienstes, nachdem er eine Kultur für die Königreiche von einem Farmplaneten abgeholt hatte, die ihm Z-Zemothy nicht überlassen wollte. Wir haben sein Schiff und eine Nachricht vor ein paar Tagen gefunden.«
    Während ich das sagte, fiel mir das Paradoxe an unserer Unterhaltung auf: Warum sprach er davon, seit 1.110 Jahren hier zu sein? Eigentlich müsste er 2.200 Jahre gesagt haben, die seit dem Exodus der Tempi vergangen waren.
    Er schwieg fast eine Minute lang, bevor er sagte: »Dann habt Ihr von den Suchern gehört, Merkanteer?«
    Ich schüttelte langsam den Kopf. »Ihr meint vielleicht die Coruumer, die auf die Suche nach den Sole-Sourcern, der Ur-Kultur des Roten Nebels, geschickt wurden, um herauszufinden, ob es eine Möglichkeit gibt, einen nächsten Potentialkollaps abzuwenden?«
    » Das sind die Sucher, Merkanteer.«
    Eine Holo-Projektion erschien über den zertrümmerten Felsen der Höhle. Ich sah riesige Schiffe in einer weit auseinander gezogenen Formation, die von unzähligen kleineren Jägern oder Drohnen angegriffen wurden. Das Bild schwenkte und fokussierte auf einen Tempus, der mit einer Disruptorähnlichen Waffe auf ein großes Ziel feuerte, das unmittelbar darauf explodierte. Das Bild schwenkte weiter auf einen Planeten, dessen Oberfläche zu glühen schien. Einzelne kühlere Flächen lagen unter runden, halbkugelförmigen Schutzfeldern, von denen eines im Moment der Aufnahme implodierte.
    Meine Gedanken überschlugen sich. Redete er wirklich von den Coruumern? Deutete er an, dass die Tempi die Angreifer von Enchrome waren und versucht hatten, Harkcrows Plan zu durchkreuzen? Was bedeuteten dann die ganzen Legenden von ihrem Genozid mehr als eintausend Jahre zuvor? Was war Wirklichkeit und was erfunden?
    Ich konnte nichts erwidern. Ich fühlte mich wie zerschmettert von den angedeuteten Dimensionen dieser so unvorstellbar weit in die Vergangenheit zurückreichenden Verschwörung.
    »Könnt Ihr diesen Planeten verlassen, wenn wir Euch zu den Bunkeranlagen bringen, Merkanteer?«, fragte er mich.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich muss erst wissen, wer Ihr seid, Herrscher. Ich bin verwirrt. Ihr habt mir das Leben gerettet, aber ich weiß nicht, ob ich Euch trauen kann«, sagte ich offen, was ich dachte. Lag ich richtig, würden sie mich hier sterben lassen, nachdem ich ihnen alles gesagt hatte, was wichtig für sie war.
    »Wir sind die Tempi, Merkanteer. Unsere Aufgabe war es seit jeher, die Troyians der Königreiche zu

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