Coruum Vol. 2
Ausgrabungslager Coruum dort tatsächlich etwas Außerirdisches vorhanden war. Er gestattete sich den kurzen Anflug eines unverschämten Grinsens, als er daran dachte, dass ausgerechnet diesmal keine Medien darüber berichten würden.
»Sir, wir landen in 30 Sekunden!«
Die Stimme des Piloten lenkte Shoemakers Blick durch die seitlichen Fensterschlitze auf die schnell näher kommenden Sandwolken der unter ihm dahinrasenden Wüste Nevadas. Die A-17 stürzte im Landeanflug förmlich nach unten, bis der Pilot sie nur wenige Meter über dem Boden abfing und in den horizontalen Landeanflug überging. Ein Geräusch wie metallisches Schlagen teilte ihm mit, dass soeben das Fahrwerk eingerastet war. Shoemaker hatte gerade noch Zeit, sich innerlich auf den Bremsruck vorzubereiten, als die Verzögerungswirkung der Bremsschirme ihn bereits in die Sitzgurte zog. Miles sah aus den Fensterschlitzen – nichts – nur tobender Sand in trübem Zwielicht.
»Sir, sind Sie sicher, dass wir hier richtig sind?«, meldete sich der Pilot skeptisch über den Helmlautsprecher.
»Ich gehe davon aus, dass der Leitstrahl der Denver bis hierher gereicht hat?«, fragte Miles zurück.
»Ja, Sir!«
»Dann sollten wir richtig sein. Warten wir einen Moment. Hier im geheimen Teil der Basis werden Sie neue Anweisungen erhalten.« Kaum hatte er den Satz beendet, heulten die Triebwerke kurz auf und die A-17 rollte zwanzig Meter weiter, bevor sie erneut im tobenden Sandsturm zum Stehen kam.
»Habe die Anweisungen soeben erhalten«, teilte ihm der Pilot überflüssigerweise mit.
Zeitgleich mit dem Verklingen der letzten Worte begann sich das Flugzeug auf einer kreisrunden Scheibe Sandbodens von gut 50 Meter Durchmesser nach unten zu bewegen. Aus den kleinen Fenstern sah Miles auf bleiche Betonwände, in denen senkrecht gewaltige, ölig glitzernde Gewindestangen eingelassen waren. Eine Reihe von gleichgeschalteten Schrittmotoren unter der Fahrstuhlplattform griff mit ihren Getrieben in diese Gewindestangen und begann den Fahrstuhl und seine Fracht in zügigem Tempo nach unten zu bewegen. Der Fahrstuhlschacht schloss sich unmittelbar über der Leitwerkspitze des Jets, beendete den Sandsturm und das trübe Tageslicht verwandelte sich in Dunkelheit, in der Shoemaker nur die rot beleuchteten, in regelmäßigen Abständen angebrachten Meterangaben an der Schachtwand erkennen konnte. Bei der Zahl 100 blieb der Fahrstuhl stehen.
Mit dem Einfahren eines Schleppfahrzeugs, das bereits hinter einem sich bei ihrer Ankunft öffnenden Schott gewartet hatte, zündete eine Batterie heller Gasdrucklampen und tauchte die sandbedeckte A-17 in einen grellen See aus Licht. Der Schlepper zog den Jet aus dem Schacht zu einem mit dicken gelben Strichen markierten Abstellplatz, neben zwei milchigblaue Comanches. Nachdem Miles mit seinem Aktenkoffer dem rohen Charme aus unverkleideten Betonwänden des Transitbereichs entkommen war, wurde er am Ausgang von Secret-Service-Agenten eingehend überprüft.
»Folgen Sie mir bitte, Sir!« Ein Agent führte ihn durch eine Luftschleuse und damit befand sich Shoemaker im modernsten und sichersten Technologie- und Forschungskomplex der Vereinigten Staaten. Hatten bis Ende des zwanzigsten Jahrhunderts hier vor allem die Entwicklung, Erforschung und Erprobung von Waffen aller Art im Mittelpunkt gestanden, so war dies im einundzwanzigsten Jahrhundert aufgrund der geopolitischen Entwicklungen im mittleren Osten und in Süd-Ost-Asien mehr und mehr dem Schwerpunkt neuer und erneuerbarer Energien gewichen. Nach den Attentaten des 11. September 2001 waren zudem die Vorhersagen und Warnungen des Komitees zu gegenwärtigen und zukünftigen Bedrohungen der Vereinigten Staaten auf dem Energiesektor deutlich ernster genommen worden. Die peak-oil-point-statements des Komitees hatten dem Wandel von Area 51 den letzten benötigten Schwung gegeben. Nicht ohne Erfolg. Der erste wirklich stabile Fusionsreaktor der Welt lief hier – weniger als zwei Kilometer vom Kern der Basis entfernt – und das schon seit knapp zwei Jahren. Besonders erfolgreich machte ihn, dass er vom ersten Tag seines Betriebs an mit einer positiven Energiebilanz aufwarten konnte – das bedeutete, er erzeugte mehr Energie als für den Betrieb seiner Magnetfelder (welche das Plasma von den Wänden des Beschleunigers fernhielten) notwendig war.
Dass es in der Basis nur so von Secret-Service-Agenten wimmelte, überraschte Miles ein wenig. Normalerweise kümmerten sie sich um den
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