Coruum Vol. 2
Präsidenten, und der war nach seinen Informationen eigentlich an einem anderen Ort. Er folgte dem Agenten durch ein Labyrinth von Gängen und Sicherheitsschleusen, an denen sein Bio-Profil automatisch abgetastet wurde. Die Bio-Profil-Scanner hatten in den letzten Jahren in fast allen wichtigen militärischen Einrichtungen Einzug gehalten, da sie vollkommen immun gegenüber Fälschungen waren. Sie tasteten das Gehirnwellenmuster ab, welches bei jedem Menschen einzigartig war. Als sie nach zehn Minuten Lauferei über schallschluckenden Bodenbelag und an indirekt beleuchteten Wänden vorbei die letzte Schleuse passiert hatten, wurde er erneut von Secret-Service-Agenten überprüft, bevor man ihm eine Tür in einen Besprechungssaal öffnete und sein Begleiter zurückblieb.
»Miles!«
Shoemaker registrierte das spontane Lächeln auf Michael Mackenzies Gesicht bei seinem Eintreten mit Wohlwollen. Mackenzie war sein Mentor bei der Agency gewesen und hatte die CIA zehn Jahre lang geführt, bevor er in den Ruhestand gewechselt war. Shoemaker hatte ihm viel zu verdanken – vor allem die Zeit während und nach der von ihm aufgeklärten Pitbull -Affäre im Mittleren Osten hätte er ohne die Rückendeckung durch den leitenden Direktor nicht überstanden. Nach seiner Pensionierung hatte Mackenzie es nicht lange mit Nichtstun ausgehalten. Seine Hobbys waren schon immer Teil seines Berufs gewesen und somit hatte es Shoemaker nicht überrascht, als er Mackenzie – heute 72 Jahre alt – vor nicht einmal zwei Jahren in der Rolle des Nationalen Sicherheitsberaters wieder getroffen hatte.
»Hallo, Mike!« Shoemaker ergriff die Hand seines Freundes und drückte sie fest. Er sah die unzähligen kleinen Falten um die stets zusammengekniffenen Augen. Mackenzie war wie üblich korrekt gekleidet, mit geschlossenem Zweiteiler und akkurat gebundener, gemusterter Krawatte auf weißem Hemd. Sein gewinnendes Charisma war unverwechselbar und stand in deutlicher Opposition zu Shoemakers eigener kühler und distanzierter Art, wie er sich in solchen Momenten eingestehen musste.
»Schön, dass du da bist, Miles. – Es ist einiges los hier, wie du dir vielleicht vorstellen kannst.« Seine Geste öffnete den Raum für Miles und er ließ seinen Blick umherschweifen.
Sie befanden sich im Anchor Room , einem abhörsicheren Besprechungssaal von gut 200 Quadratmeter, Fläche und mit vier Meter hohen Wänden, die nach oben schräg zuliefen. Shoemaker hatte den Raum an einer kürzeren Seite betreten und befand sich mit Mackenzie nun am Kopfende eines ovalen Besprechungstisches, der gut 30 Personen Platz bot. Die vereinzelt herumliegenden Schreibutensilien und Notizbücher verrieten ihm, dass nur eine Handvoll Plätze belegt war – von Mackenzie und den drei weiteren Anwesenden im Saal. Die links von der Eingangstür liegende Wand war vollständig verglast und ermöglichte den Blick auf das tiefer gelegene Operation Centre der Basis, in dem normale Betriebsamkeit herrschte. Die Verglasung war natürlich halbdurchlässig, so dass ihn niemand von unten sehen konnte, und wenigstens so stabil wie die umgebenden zwei Meter dicken Betonwände.
»Hallo, Ad«, Miles ging Adrian Banshie, dem leitenden Direktor des CIA, ein paar Schritte entgegen und reichte ihm die Hand.
»Schön, dich zu sehen, Miles«, erwiderte der kompakte Mann, »ich habe mir echte Sorgen gemacht, weil ich nicht wusste, wo du zur Zeit des Impulses gesteckt hast.«
»Es war ziemlich knapp – aber ich hatte Glück«, antwortete Shoemaker. »Ich bin rechtzeitig vor dem Impuls aus dem Ausgrabungslager abgereist. Nur einen Tag später, und – wer weiß. Die Denver war gut abgeschirmt, der Rest des Verbandes leider nicht.«
Banshie nickte. Er war formal Shoemakers Vorgesetzter, doch aufgrund Shoemakers höherem Alter und seines Ansehens in der politischen Landschaft nach der Pitbull-Affäre war ihr Verhältnis eher das zwischen Gleichberechtigten. Bevor Mackenzie zurückgetreten war, hatte er in einem Sechs-Augen Gespräch mit den beiden seine Nachfolge einvernehmlich geregelt. Der neue Präsident, der den Chef des CIA ernannt hatte, war Mackenzies Empfehlung gefolgt, da er von den Fähigkeiten beider Männer gleichermaßen überzeugt gewesen war.
»Miles, kennst du General Pattern – ich meine persönlich?« Banshie führte Shoemaker zu den beiden anderen Anwesenden im Raum, die in ein Gespräch vertieft waren und nun beim Näherkommen sich ihrem Besucher zuwandten.
»General.«
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