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Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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eilten hinterher, Syncc Marwiin legte behutsam einen Arm auf ihre Schulter, Sturgis und ich sahen uns entsetzt um.
    Die Sieger waren dabei, die Getöteten zu verstümmeln. Mit Steinen zerschlugen sie die Schädel ihrer Opfer, brachen die Knochen auseinander und rissen das Gehirn heraus. Mittlerweile hatten auch die restlichen Mitglieder der Sippe die Lichtung überquert, es waren ausschließlich die Kleineren – jüngeren, Pilze in den Händen, die sie jetzt zerrieben und wie eine Paste auf die Wunden der Älteren strichen, die ihnen dafür Teile der Beute abgaben, die gierig verschlungen wurde.
    Unser Führer stand neben uns, blickte erfüllt und glücklich, nickte anerkennend zum Siegermahl seiner Vorfahren.
    »Erinnert Ihr Euch an unser Gespräch mit der Ersten Händlerin, meine Freundin?«, fragte Syncc Marwiin Sinistra behutsam, die sich vor einer Antwort erst gedanklich von der uns umgebenden Szenerie befreien musste.
    »Wir sprachen über die Art der Beziehung der Sole-Sourcer zu den Nebelwelten und den anderen Kulturen des Roten Nebels«, fuhr er fort, ohne eine Antwort von ihr zu erwarten. »Sie würden die heutigen Vertreter der Zivilisationen nicht als gleichberechtigt betrachten – hier wart Ihr Zeugin der Entstehungsgeschichte dieses Verhaltens. Es ist wichtig, dass Ihr Euch immer daran erinnert. Wir nennen es das Prinzip der Aggressiven Expansion! «
    Während sich mir unzählige Fragen auf die Anspielungen des alten Mannes stellten, erlosch die Projektion um uns herum, der Tunnelabschnitt war in bronzefarbenes Licht getaucht – wir waren wieder allein.
    Sinistra hatte Tränen in den Augen. »Die haben auch die Kinder getötet, Siir! Waren das die Vorfahren der Sole-Sourcer?«
    Ich beobachtete Syncc Marwiin, der lediglich nickte und seine Aufmerksamkeit bereits dem nächsten Tor zuzuwenden schien. »Das waren sie sicher, Sinistra«, versuchte ich eine Antwort. »Das sah aus wie der Versuch, uns zu erklären, wie die Entwicklung der Sole-Sourcer ihren Anfang nahm. Sie haben sich offensichtlich durch erhöhte Aggressivität einen Vorteil verschafft.«
    »Das ist richtig, Freund, hätte aber allein noch nicht ausgereicht.«
    Syncc Marwiin wandte sich uns zu.
    »Aggressivität funktioniert nur im Zusammenspiel mit überragender Intelligenz gut, und das ist sehr selten – im Regelfall führt sie nach einem steilen Aufstieg, der einige Generationen anhalten kann, zu einem raschen Verfall. Nach dem Unterwerfen der letzten Gegner richtet sich übersteigerte Aggression gegen sich selbst und fördert anarchische, destruktive Tendenzen. Das ist in aller Regel das Ende der Kultur.«
    Er machte eine Pause und wartete auf Einwände – die nicht kamen.
    »Genauso wichtig wie die Kontrolle der Aggressivität durch Intelligenz ist ein zweiter Punkt – die Geburtenrate. Kontinuierlicher Konflikt benötigt eine hohe Population – der Einsatz von unterworfenen Gegnern als Söldner kommt für diese Kulturen nicht in Frage – sie machen keine Gefangenen und die Besiegten werden als unwürdig angesehen, in den eigenen Reihen zu kämpfen. Ist euch der Unterschied in den beiden Gruppen aufgefallen?«
    Sturgis sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
    »Ja«, antwortete ich dem alten Mann. »Die erste Gruppe hatte wesentlich mehr jüngere Mitglieder als die zweite. Und die Jüngeren haben sich aktiv am Kampf beteiligt, während die Kinder der unterlegenen Gruppe versucht haben zu fliehen.«
    »Genau. Doch aus welchem Grund?« Der Blick von Syncc Marwiin richtete sich wieder auf Sinistra, die diesmal ohne zu zögern antwortete.
    »Die Pilze. Siir. Möglicherweise haben sie eine Zusammensetzung, welche die Entwicklung von Intelligenz und Fruchtbarkeit fördert. Jedenfalls haben sie diese Pflanzen mit ihrem Leben verteidigt.«
    Syncc Marwiin lächelte. »Das denke ich auch.«
    Das erneute Zittern des Bodens unterbrach das Gespräch, pfeifend öffnete sich ein Tor in der gegenüberliegenden Wand, als die Luft aus unserem Tunnelabschnitt in den dahinterliegenden strömte. Sonderbarerweise spürte ich keinerlei Druckausgleich auf den Ohren – das Schutzfeld schien diesen Unterschied zu kompensieren. Feine Tröpfchen einer klaren Flüssigkeit kondensierten in der Luft und beeinträchtigten schlagartig die Sicht, als lege sich eine Schicht auf meinem Schutzfeld ab.
    Impulsiv wischte ich mit meiner Hand über mein Gesicht, zuckte zusammen, als eine Interferenz meine Sicht weiter einschränkte.
    Entschlossen schaltete ich

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