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Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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hielt.
    »Das ist eine Steuerung ähnlich der, welche ich in Coruum zur Meteoritenabwehr benutzte, Doktor. Sie verbindet sich mit seinem Nervensystem und benutzt den Sehnerv als Medium«, meldete sich Warren aufgeregt.
    Ich kniff die Augen zusammen – hatte die Helligkeit nachgelassen?
    »Es wird dunkler, Scotsman«, raunte Sturgis mir ins Ohr.
    Der Boden zitterte leicht. Nicht annähernd so stark wie oben auf der Plattform. Alles Licht um uns herum verblasste zusehends, bis auf die Hauptlinien und ihre Verästelungen, die deutlich an Leuchtkraft gewannen und mehr und mehr wie ein filigranes Nervengeflecht dieses Ortes wirkten.
    Ein lautes Pfeifen legte sich unvermittelt auf meine Ohren, schnell wieder abnehmend, begleitet von einem Luftsog, der Staub- und Geröllreste vor sich her fegte. Nur die Schutzschilde unserer Ringe verhinderten ein wildes Flattern von Anzügen und Haaren. Vor uns, am inneren Ende der Plattform, war ein schlanker, rechteckiger Ausschnitt erschienen. Ich schaltete hektisch die Sichtmodi meines Visiers durch, bis ich eine vergrößerte Einstellung mit gutem Kontrast bekam. – Die Wand bewegte sich!
    Die kreisrunde Fläche mit ihren fünfzehn Metern Durchmesser, welche die innere Begrenzung gebildet hatte, war einen Spalt weit auseinander gefahren. Dieser wurde von dem Lichtrechteck markiert und vergrößerte sich langsam, bis er eine quadratische Öffnung von gut zehn mal zehn Metern erreicht hatte. Der Boden vor uns hatte sich zu einer seichten Rampe aufgewölbt, deren Ende genau bis an die untere Seite des Vierecks reichte. Hinter dem Tor leuchtete ein leerer Raum in dem typischen Bronzeton.
    »Ein Schleusensystem, Syncc. Sehr gut, geht hinein. Die Certeers warten vor dem Eingang.«
    Der Wissenschaftler zog den Stab aus der Fassung und ging ohne sich umzusehen auf das neue Tor zu, Sinistra an seiner Seite. Kaum hatte Sturgis den Fuß vom unteren Stufenring des Podestes genommen, versank es lautlos im Boden und fügt, sich nahtlos in die leuchtenden Linien ein.
    Wir folgten ihnen dichtauf, passierten das erste Tor und betraten einen schmucklosen stumpfen Tunnel von fünfzig Metern Länge, der ein ähnliches Podest in der Mitte aufwies, wie wir es soeben auf der Plattform verlassen hatten. Der alte Mann ging ohne zu zögern hinauf, legte die Spitze des Stabes behutsam auf einen leuchtenden Punkt und erstarrte für einen Moment. Das Zittern des Bodens setzte wieder ein, unwohl betrachtete ich, wie sich das massive Tor langsam hinter uns wieder schloss.
    »Syncc, wir werden die Verbindung verlieren! Gebt mir in spätestens zehn Stunden eine Informa- …«
    Schlagartig erlosch die indirekte Helligkeit des Tunnelabschnitts.
    »Keine Visierbeleuchtung, meine Freunde!«, ließ sich Syncc Marwiin sehr bestimmt aus einer nahezu vollkommenen Dunkelheit vernehmen, die nur von der blassen, blauen Lichtblase der Stabspitze erhellt wurde. »Ich muss einige Tests bestehen, die nur ich mit Hilfe des Zepters sehen und bewältigen kann. Das ist die eigentliche Zugangskontrolle. Bitte wartet und verhaltet euch ruhig!«
    So warteten wir, bewegten uns nicht von der Stelle, um nicht gegen irgendetwas oder -wen zu laufen, und zählten die Sekunden.
    Nach gefühlten zwei Stunden brach ohne Vorwarnung eine Helligkeitsflut über uns herein. Wir standen auf einer Waldlichtung. Diesmal nicht als einfache Projektion auf Wänden, Boden und Decke, sondern vollständig dreidimensional. Dichtes Unterholz begrenzte unsere Sicht jenseits der Baumgrenze.
    Die Wiese war übersät von kleinen weiß-grauen Tupfern, die sich bei näherer Betrachtung als Pilz- oder Schwammgewächse zu erkennen gaben.
    »Es ist alles intakt, meine Freunde – nach mehr als einhunderttausend Jahren – Standard-Zeitrechnung! « Syncc Marwiin wirkte zum ersten Mal gelöst, kniete nieder und strich mit der Hand durch die Lichtdarstellung der Wiese, leichte Interferenzen hervorrufend, als sein Schutzfeld mit dem Boden in Berührung kam.
    Ich drehte mich langsam herum, möglichst viele Details dieser faszinierenden Landschaft in mich aufnehmend – und zuckte zusammen, so heftig, das ich in die Luft hüpfte und Sturgis anstieß.
    Hinter uns, nur wenige Meter entfernt auf einem Felsen im Gras, stand ein großer Mann. Ich erkannte ihn sofort. Schlanker, hochaufragender Körperbau, schmale Augen, hellere Haut im Gesicht, die Schädelform oval, mit langen schwarzen Haaren, die zu einem kunstvollen Zopf gebunden waren. Das war der Mann von dem Wandgemälde

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