Coruum Vol. 3
Schockwellen ebbten einen Moment lang ab.
Er sprang auf, hechtete durch das remodulierte Nano-Material des Tores und landete hart auf einem Laufsteg, der senkrecht aus der Innenwand einer Hohlkugel führte. Hud Chitziin erhob sich auf die Knie, betrachtete die vor ihm liegende Brücke, die sich sehr verjüngte und dreißig Meter weiter auf eine kleine, im Zentrum der Hohlkugel befindliche ellipsoide Plattform führte, deren Oberfläche leicht abgeflacht war.
Sein Visier signalisierte ihm das Versiegeln des Zugangs. Er erlaubte sich, eine Minute lang regelmäßig Luft zu holen und gab seinen Makrobots Zeit, die gespeicherten Energiereserven in seinem Körper zu verteilen. Dann sprang er auf die Füße. Alle Anzeigen des Potentials waren aktiv. Die Projektion des Raumschiffs der Sole-Sourcer war nach wie vor intakt – nur nicht in dieser Dimension. Er lief über den Steg auf die Plattform.
Vor ihm blinkte eine handgroße Fläche in einem tiefen Blau und erinnerte ihn daran, sein Visier auf eine besondere Wellenlänge umzuschalten, damit er die Kontrollen des Selbstzerstörungsmechanismus sehen konnte.
Hud Chitziin drückte auf einen tieferliegenden Kontakt an der Visierbasis in seinem Nacken und das Innere der großen Kugel war plötzlich erfüllt von transparenten, lückenlos aneinander liegenden Pyramiden, der schmale Steg, auf dem er hierher gekommen war – jetzt unsichtbar.
Ein dumpfes Dröhnen drang an sein Ohr. Hud Keruun war mit seinem Assistenten hoffentlich gestartet – er würde hier nie mehr herauskommen – jetzt, wo der Tempus vor dem Tor stand.
Die Pyramiden wurden zum Kugelmantel hin kleiner, fügten sich dem gekrümmten Innenradius an der Grenze zur Sichtbarkeit weich an, pulsierten in einem hypnotischen Blau. An der Stelle, wo sich zuvor die Abbildung des TektorArtefaktes befunden hatte, waren jetzt Potentiallinien zu erkennen, filigran, die sich mit spliinehaftiger Eleganz um ein gemeinsames Zentrum wanden, mit zunehmender Aktivität an Durchmesser und Intensität gewinnend.
»Die Sole-Sourcer arbeiten von ihrer Seite bereits daran«, murmelte er betrübt zu sich, einen kleinen Chip aus seinem Kommunikationsring nehmend und ihn an eine markierte Stelle über der blauen Taste haltend.
Der Chip schwebte, wurde von dem Kraftfeld analysiert, akzeptiert. Die Pyramiden lösten sich auf. Das Blau der Taste verwandelte sich in ein Grün, der Steg wurde erneut sichtbar. Das Dröhnen wurde lauter, knisternder – bedrohlicher.
Das mehrmalige Berühren der Taste würde die sofortige Reaktion auslösen, das superschwere Material der Kugelhülle entzünden und mit Hilfe des Antimaterie-Konverters, auf dem er stand, den Planeten in einer Art Supernova erglühen lassen.
Sollte er die Taste nur einmal drücken, könnte er warten, bis der Sole-Sourcer durch das Tor käme.
Er spürte, wie eine tiefe, lang nicht mehr gefühlte Ruhe in ihn, einzog. Er hatte viel erreicht und es war nicht einmal unpassend, an dem Ort zu sterben, der die Quelle seines Arbeiten und Forschens gewesen war.
Der einzige fade Beigeschmack, der blieb, wäre der permanente, unauslöschliche Makel, derjenige zu sein, der das Artefakt vernichtet hatte, welches den technologischen Aufstieg der Kulturen des Nebels maßgeblich ermöglichte.
Das Dröhnen verstummte schlagartig, wurde durch ein scharfes Zischen ersetzt.
Er betätigte die Taste – einmal, mit großer Ruhe – er wollte ihn wenigstens sehen.
Kooi
»Ahhh – Nein!«
Der wutentbrannte Schrei der kommandierenden Offizierin der Schattentruppen an Bord der T3 schmerzte in Koois Ohren.
Die Explosionswolke der Sieben begann schnell abzukühlen.
»KI, warum hast du nicht geholfen?«
»Die Sicherheit des Schiffes und das Überbringen dieser Informationen sind wichtiger!«, war die von Kooi erwartete Antwort. »Das Kampfpotential dieser Einheiten ist bedrohlich«, fügte die Schiffs-KI wie eine Entschuldigung hinzu.
Die T3 war unmittelbar nach Eintritt in das Tektor-System hinter ihren Schutzfeldern verschwunden. Die Schiffs-KI hatte die beiden blinden Passagiere in ihrem Konduktionsfeld durch die Schwerkraftlinse geschleppt. Erst nach Erreichen des Zielsystems war ihr bei der Berechnung des Potentialunterschieds aufgefallen, dass dort wesentlich mehr Masse transportiert worden war, als sie selbst besaß.
Nur diese in Nanosekunden getroffene Entscheidung hatte dem Schiff und seiner Besatzung das Leben gerettet, bevor einer der Tempi aus der Nähe und im Inneren des
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