Coruum Vol. 3
Ernennung zum Marwiin ebenfalls umtrieben. Gemessen an den wenigen Indizien, die der Cektronn zur Verfügung gehabt hatte, war er in der kurzen Zeit sehr weit gekommen.
Ohne es zu wissen, hatte der Mann bereits sein Limit des Möglichen erreicht. Jede weitere Anstrengung würde nur zu unnötiger Unruhe unter den labilen Bündnissen des Roten Nebels führen, aber keine neuen Erkenntnisse zu Tage fördern. Ten O’Shadiif war bereits zu einer realen Bedrohung für die Kulturen des Roten Nebels geworden. Würde er seiner fixen Idee, die Ermordung Harkcrow Treeroses durch einen seiner Agenten im Ruthpark-System vor mehr als eintausend Jahren vertuschen zu müssen, weiter folgen – ein Krieg zwischen den Sieben Königreichen und dem Zentrum wäre unvermeidlich.
Der Cektronn würde nun davon ablassen.
Syncc Marwiin war nicht enttäuscht darüber, dass er seine gut entwickelte Rolle des introvertierten Kulturbewahrers dafür hatte opfern müssen. Sie hatte ihm erstaunlich lange ausgezeichnet gedient. Der gegenwärtige Zeitpunkt war so gut wie jeder andere. Er hatte Ten O’Shadiif gezeigt, dass es nun nichts mehr zu vertuschen gab, dass sämtliche Fakten im Zusammenhang mit dem mysteriösen Verschwinden von Harkcrow Treerose im Ruthpark-System seit dem Fund der Aufzeichnungen aus dem Schiff Harkcrows und aus dem Extraktionsdepot in Coruum gefunden und erklärt wurden.
Er hatte O’Shadiif in Aussicht gestellt, dass es keine Vergeltung der Königreiche gegen Z-Zemothy geben würde, keine Kompensationsforderungen – wenn er dem Da’Forxa diese Erklärung vorlegen und einer Zusammenarbeit mit der Pretaia zur Abwendung der nächsten Potentialkatastrophe bedingungslos zustimmen würde.
Der Cektronn war nachdenklich geworden, im dritten oder vierten Gespräch, hatte seinen Hochmut beiseite gelegt, nachdem er erkannt hatte, dass er die brutale, faktenbasierte Direktheit des alten Mannes nicht einzuschüchtern vermochte, dass es nichts gab, womit er ihm drohen konnte.
Syncc Marwiin hatte sein Gegenüber von Beginn an richtig eingeschätzt. Seit dem Moment, als er von der Ruthparkoberfläche an Bord des Schildverbands zurückkehrte und von dem massiven Angriff Z-Zemothys überrascht wurde. Sofort nach der Vernichtung des Wachzerstörers am Sprungpunkt des Ruthpark-Systems und der Identifikation der Angreifer hatte er gewusst, dass eine solche Chance, den Cektronn zu treffen, nicht wiederkehren würde. Ohne sich um die Beschimpfungen Tec Zeliims zu kümmern, hatte er die schnellste Jägervariante aus dem Schiffskonfigurator der Boe abgerufen, die aus der Mondumlaufbahn geborgene Linseneinheit der Gmersink angedockt und die intelligente und jetzt so ruhig schlafende Frau eindringlich gebeten, mit ihm zu kommen. Dann hatte er sich dem Trägerverband angeschlossen, den Tec Zeliim zum Schutz der Sonnenstation entsandt hatte.
Nie hätte er gedacht, dass sie dem Untergang so nahe kommen würden, dass Ten O’Shadiifs Flotte so überlegen ausgestattet war und dem Schildverband derart zusetzen würde. Tec Zeliim hatte das Mögliche erreicht und das Unmögliche versucht. Das Basisschiff hatte schwere Treffer hinnehmen und den Schutzschild segmentweise deaktivieren müssen. Der Kommandeur war unter den Gefallenen, wie auch andere Brückenoffiziere. Dennoch hatte er die sichere Zuversicht des Angreifers mehr und mehr schwer erschüttern können. Anders war es nicht zu erklären, dass der Cektronn derart verunsichert von seinem Primärziel ablassen würde, um seine Aufmerksamkeit misstrauisch einem geheimnisvollen, kleinen Schiff hinter dem zweiten Systemplaneten zu widmen.
Die Sonnenstation war durch den Einschlag des kinetischen Rail-Cannon-Geschosses ebenfalls schwer beschädigt worden, trotzdem hatte es noch für einen Impuls der verbleibenden Schwerkraftlinsen gereicht, verstärkt und umgelenkt durch die Fusionslinse der Gmersink.
Er war erschrocken, wie zerstörerisch der Energiestrahl durch das Z-Zemothy Flaggschiff geschnitten hatte, jegliche Schutzfelder in Sekundenbruchteilen überladend, eine mehr als hundert Meter abmessende Bugsektion abtrennend. Möglicherweise hatte er durch diese Ablenkung die Schlacht für die Königreiche gewonnen – es wäre ein positiver Nebeneffekt für sein nächstes Gespräch mit Keleeze – Hauptsache, er hatte den Cektronn nicht dabei getötet. Sein Entschluss, das beschädigte Flaggschiff entkommen zu lassen, die Systeme der Schattentruppen zu sabotieren, würde er später dem Merkanteer
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