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Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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ihm und dem Tempus könnte Aufschluss bringen.«
    »Das könnte es sicherlich, Tenent«, antwortete Treerose scharf an meiner statt, »nur hat sich Syncc Marwiin von uns verabschiedet.«
    Ich starrte Raana entsetzt an. Der König fuhr fort: »Ein Z-Zemothy-Kommando hat den Schildverband im Ruthpark-System angegriffen und beinahe zerstört. Syncc Marwiin hat die Niederlage zwar abgewendet, im entscheidenden Moment aber dem angreifenden Flaggschiff und sich selbst die Flucht ermöglicht. Er reist zurzeit zusammen mit dem Cektronn durch den Roten Nebel.«
    Treerose schob sich den Goldreif mit einer resignierten Bewegung in die Stirn.
    Meine Gedanken überschlugen sich. Der einfältige Kulturbeauftragte trifft den Cektronn von Z-Zemothy? Ein Bild unseres gemeinsamen Ausfluges auf Arkadia erschien vor meinem inneren Auge. Wie lange war das jetzt her? Syncc Marwiin hatte Hud Chitziin und mich auf die Oberfläche des wegen seiner einmaligen Fauna geschützten Planeten hinab begleitet. Dort unten hatte er unfreiwillig die Rolle des gedankenverlorenen, dieser Welt entrückten Gelehrten gespielt – ganz im Gegensatz zu seinem Auftritt nur wenige Stunden später auf unserem Rückflug, als er sich als kompetenter Gesprächspartner von Hud Chitziin erwies und dessen vorauseilende Gedanken zum Thema Null-Gravitationstore durchaus treffend kommentierte.
    Langsam begann ich diesen Charakter in seinen unterschiedlichen Schichten zu verstehen. Auf unserer Flucht vor den angreifenden Z-Zemothy-Truppen von Bord der Relion hatte er wiederum ein gänzlich anderes Auftreten an den Tag gelegt. Kaltblütig hatte er mir bei der Steuerung der Gmersink assistiert und auch angesichts der direkten Todesgefahr keinerlei Nerven gezeigt.
    »Er wird zurückkommen, Siir«, sagte ich zuversichtlich. »Syncc Marwiin macht das, wofür er ausgebildet wurde – er versucht zu vermitteln.« Treerose wartete auf die Fortsetzung meiner Erklärung. Blaak und Raana sahen mich mit hochgezogenen Brauen an.
    »Er ist mit Sicherheit kein Verräter, Torkrage. Er hat spontan auf die Möglichkeit reagiert, den Gegner zu treffen, als sich ihm die Gelegenheit bot. Ich stimme dir zu, er weiß mehr, als er sagt, und tut einfältiger, als er ist – er wird sich seine Meinung bilden – und zurückkommen.«
    Treerose nickte langsam. Blaak Ferkuiz sah mich wortlos an. »Ich hoffe, du hast recht, Keleeze, mir gehen die Optionen aus.«
    Er schwieg einen Moment und wir warteten auf seinen nächsten Gedankengang.
    »Ruf hat in seiner letzten Nachricht angedeutet, dass die Transplantation des Gehirns von Oldo Merceer in einen Tempus mit Hilfe von Kirchenwissenschaftlern erfolgte.«
    Ich spürte seine Ratlosigkeit.
    »Warum sollte die Kirche helfen, die Folgen eines gescheiterten Anschlags auf ihren Feind zu überwinden, wenn sie nur achtzehn Jahre später erneut das System angreift und versucht, ihn endgültig zu beseitigen?«

 
Roter Nebel, Zentrum
30397/1/28 SGC
02. November 2014
     
     
Syncc Marwiin
     
    Die junge Frau namens Sinistra schlief.
    Das war gut, er brauchte viel Zeit zum Nachdenken.
    Er strich sich seine langen, blondgelockten Haare zurück, steckte sie mit einem wertvollen aber unauffälligen Clip zu einem Zopf zusammen und setzte sich auf ein Ende einer komfortablen, lederüberzogenen Bank.
    Ten O’Shadiif, der Cektronn von Z-Zemothy, dem nahezu unkontrollierbaren Geheimdienst des Zentrums, war ein mächtiger und schlauer Mann. Nur hatte er sich gegenwärtig in eine Sache verrannt, die beinahe ihrer aller Leben gekostet hätte. Die Gefahr war noch nicht vorüber – vielleicht müsste der Cektronn nicht mehr um sein Leben bangen, wohl aber um sein Ansehen und seinen Einfluss im Da’Forxa und beim Si’Taal, würde er nicht bald eine schlüssige Erklärung für die aggressiven Vorfälle der nahen Vergangenheit liefern.
    Syncc Marwiin sah sich aufmerksam in der luxuriösen Kabine um, die ihm und der jungen Frau an Bord der Privatyacht Ten O’Shadiifs zugewiesen worden war.
    In langen und zähen Gesprächen nach ihrem erfolgreichen Entkommen aus dem Ruthpark-System hatte er das Verhaltensmuster des Cektronns mehr und mehr verstehen gelernt. Es bestätigte seine Ansicht, es mit einem hochintelligenten Mann zu tun zu haben, der seiner eigenen, effizienten Logik folgte. Ten O’Shadiifs Antrieb für dessen Handeln war verständlich, aber fehlgeleitet. Letztendlich suchte er Antworten auf die gleichen Fragen, die auch ihn seit Beendigung seiner Ausbildung und

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