Coruum Vol. 3
innerhalb kurzer Zeit, nachdem eine Kultur auf geheimnisvolle Weise extrahiert und im Roten Nebel verschwunden ist. – Wer bleibt noch übrig als Verdächtiger? Sag du es mir!«
Der elegante König von Dominion trat verblüfft einen Schritt zurück. »Woher soll gerade ich es wissen, Tork?«
Treerose sah mich fragend an.
Ich nickte zustimmend.
»Es gibt einen Zeitzeugen, Frere«, fuhr der König von Restront leise fort und deutete mit einer Hand in meine Richtung.
»Keleeze hat jemanden getroffen, der damals dabei war.«
Die Wirkung dieser Worte war beeindruckend. Alle Anwesenden brachen schlagartig in aufgeregte Gespräche aus, die gedämpft eine kollektive Unruhe in die Versammlung brachten.
Lediglich Frere Metcalfe schwieg. Seine Miene war nicht zu lesen. Ein kurzer Blick zu Melcom Siinstep diente eher dazu, sich zu vergewissern, dass sie ihn nicht beobachtete.
Auf ein Handzeichen Treeroses verstummten die Einzelgespräche. »Gib uns einen Überblick, Keleeze.«
»Siirs, Siiras, ihr kennt die Berichte bezüglich des Adjutanten von Harkcrow Treerose, Oldo Merceer«, begann ich, mir der vollen Aufmerksamkeit der Anwesenden bewusst.
»Bis vor wenigen Wochen kannten wir nicht einmal diesen Namen. Dann entdeckte mein Adjutant im Ruthpark-System das Schiff Harkcrows und erhielt eine aufgezeichnete Nachricht, in der Harkcrow ihn erstmalig nannte. Ein Syncc gab uns weitere Informationen zum Hintergrund dieser Person, die bereits weiterverteilt wurden. Bis vor wenigen Tagen gingen wir davon aus, dass Oldo Merceer ebenfalls dieser Verschwörung zum Opfer fiel, wenn auch mehr als sechzig Jahre nach dem Tod Harkcrows.«
Ich machte eine kurze Pause und legte mir die folgenden Sätze zurecht.
»Der Adjutant von Torkrage Treerose, Ruf Astroon, erreichte vor wenigen Tagen die Basis der von Ruthpark extrahierten Kultur auf Enchrome – ihrem Ausbildungslager – und machte dort zwei bemerkenswerte Entdeckungen.« Die erwartungsvolle Stille im Raum drohte mir auf die Ohren zu schlagen. »Er fand den Leichnam Oldo Merceers und den Beweis, dass die Basis vor mehr als eintausend Jahren von Kirchentruppen angegriffen wurde.«
»Also doch!«, rief Melcom Siinstep überrascht aus und sah mich mit geröteten Wangen über die Entfernung von mehreren Millionen Lichtjahren an. Dann richtete sich ihr Blick plötzlich konsterniert zu Boden.
Ich verschwieg mit Absicht die Entdeckung der Tempus-Übermenschen und den Angriff auf Enchrome zu diesem Zeitpunkt. Es war mit Treerose abgesprochen, dass er dies zu einer passenden Gelegenheit einbringen würde.
»Was ist das für ein Beweis, Merkanteer, von dem Ihr da sprecht?« Frere Metcalfe hatte auffordernd eine Hand gehoben und war ein paar Schritte in meine Richtung gegangen.
»Das würde ich auch gern wissen, Merkanteer!« Mengiize Solmen kam auf mich zu. Der König von Kaafu warf Treerose einen entschuldigenden Blick zu. »Wer ist derjenige, der damals dabei war? «
Treerose blickte starr geradeaus.
Ich antwortete: »Es handelt sich um Oldo Merceer, Siir.«
Blaak Ferkuiz beobachtete Frere Metcalfe. Der wollte zu einer Frage ansetzen, bemerkte jedoch, dass Blaak und ich ihn abschätzend ansahen und verzichtete.
»Oldo Merceer – nach mehr als eintausend Jahren noch am Leben?« Mengiize Solmen hatte beide Hände in die prallen Seiten gestützt und wartete auf die Erklärung.
Treerose nickte.
»Nach genau 1129 Jahren, König. Er wurde bei dem Anschlag verletzt. Kirchentechnik rettete ihn – er wurde reinkarniert«, antwortete ich auf minimalem Weg, jeden Hinweis auf die Tempi eisern vermeidend.
»Wo ist er jetzt?«, platzte es aus Frere Metcalfe heraus, während der allgemeine Geräuschpegel sprunghaft anstieg, als die Möglichkeiten, die sich aus den Aussagen eines solchen Zeitzeugen ergeben mochten, erörtert wurden.
Treerose verfolgte den Weg der Holo-Projektion des Königs von Metcalfe/Dominion. Der war inzwischen seinerseits auf dem Weg zu ihm und hatte dabei, jegliche Etikette verletzend, die Holo-Projektion des ihm im Weg stehenden Mengiize Solmen durchquert.
Nur Blaak und mir fiel die Intensität der Blicke auf, die zwischen den beiden Königen gewechselt wurden.
»Das fragst du mich, Frere?« Treeroses Stimme war gefährlich ruhig.
Mit einem Mal herrschte wieder lähmendes Schweigen unter den Anwesenden. Die Wangenknochen von Metcalfe traten hart hervor. Er war nahezu gleich groß mit Treerose, vielleicht zwanzig Kilo schwerer. Eine Sekunde lang dachte ich, er
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