Coruum Vol. 3
wobei ihr drei dunkelrote, in Reihe eingeflochtene, fein gemusterte Perlen an seiner rechten Wange auffielen, die leise aneinander klackerten.
»Ich bin Lenda O’Klasuth, ich studiere hier – natürlich . Wahrscheinlich wie Ihr?«
Sein Blick war nach wie vor freundlich, dennoch schien es Sinistra, als erkenne sie dort etwas Lauerndes, was seit Beginn ihrer kurzen Unterhaltung hinzugekommen war.
»Nein – «, sie stockte, suchte nach der richtigen Anrede, »Händler«, fiel ihr das Wort ein. »Ich begleite meinen Herren auf einer geschäftlichen Reise«, brachte sie, erleichtert darüber, dass ihr eine gute Erklärung eingefallen war, hervor.
»Sicherlich eine schöne Reise«, entgegnete er und sah sie begeistert an. »Darf ich Euch etwas herumführen, Siira? Ihr werdet von den Touristenströmen sicherlich genug haben. Wir können an einem Café pausieren, wo Ihr Euren Vorrat an Meridonwasser wieder auffüllen könnt und eine sehr schöne Aussicht auf die Bay haben werdet.«
Sinistra nickte ihm vorsichtig lächelnd zu, ließ ihren Notizblock zurück in ihre Tasche gleiten und erhob sich, ohne seine angebotene Hand zu beachten.
»Gehen wir zum Archiv, Siira. Dort bekommt Ihr den besten Eindruck von den Errungenschaften der Gilde.«
Sie folgte dem jungen Mann schweigend die breiten Stufen hinunter, überlegend, ob sie Syncc Marwiin kurz informieren sollte.
»Seht Ihr diese Säule hier, Siira? Sie stammt von meinem Heimatplaneten«, Lenda O’Klasuth deutete auf eine in tiefem Blau glitzernde Steinsäule, deren Oberfläche von unzähligen feinen Rissen durchzogen war. »Mysalik, wie Ihr sicherlich erkannt habt. Die Qualität des Mysaliks von Antaros gilt als einzigartig im Roten Nebel«, fügte er nicht ohne Stolz hinzu.
Er führte Sinistra im Schatten der Säulen, bis sie das Ende des Vordaches und damit auch des Platzes erreicht hatten.
Vor ihnen lag ein großes, im Licht der Sonne gleißend hell schimmerndes, rundes Gebäude mit einer beeindruckenden goldenen Kuppel. Unter einem schweren Baldachin aus dunkelblauem Tuch befand sich der Eingang, an dem Lenda O’Klasuth sie auf einen Hügel zuhaltend vorbeiführte. Sie kamen an eine enge Treppe, die sich gegen den Uhrzeigersinn um eine kleine terracottafarbene Bastion hinaufwand und oben in einem kleinen Plateau mündete, auf dem mehrere Tische im Schatten alter knorriger Bäume standen, deren Blätter sich leicht in der hier oben wieder spürbaren Meeresbrise bewegten. Die Bastion war aus Fels gehauen. Sinistra erkannte das sofort an den Wurzeln der Bäume, die an vielen Stellen die nur dünne Humusschicht durchbrochen hatten, da sie nicht in dem steinigen Untergrund eindringen konnten. Der junge Händler führte sie zu einem kleinen Tisch und sah sich nach einem Diener um.
»Ich bin sofort zurück, Siira.« Mit einer knappen Verbeugung entfernte er sich in den hinteren Teil des Plateaus, den ein zweistöckiges Gebäude mit Flachdach begrenzte.
Sinistra lehnte sich in dem bequemen Holzliegestuhl zurück, der nur von einem feinen Tuch bedeckt war, aber die seit ihrem Reisebeginn sonst übliche technische Unterstützung bei der Anpassung der Sitzposition vermissen ließ. Ihr Blick glitt über die in der Nachbarschaft zu ihrer Linken aufragende Kuppel des Archivs, über das Haupthaus der Universität, die glänzenden Dächer anderer imposanter Gebäude bis zur Bay und darüber hinaus, hin zu dem unendlichen Glitzern von Glasflächen in der Steilküste des südlichen Ufers, die das vom Wasser reflektierte Sonnenlicht vielfach zurückwarfen.
»Ich habe Euch Meridonwasser bestellt, Siira, es wird in wenigen Augenblicken gebracht«, sagte Lenda O’Klasuth und nahm neben ihr Platz. Er setzte sich quer auf seinen Liegestuhl, ihr zugewandt, die Ellenbogen auf den Knien, und lächelte sie an. Als sie sich aufrichtete, bemerkte sie zwei Händler, die in der Zwischenzeit an einem der anderen Tische hinter ihr Platz genommen hatten und sich leise unterhielten, ohne von ihnen Notiz zu nehmen.
»Habe ich zu viel versprochen? Was haltet Ihr von dieser Aussicht, Siira?«
»Die ist wirklich sehr schön, Händler«, sie sah ihn an. »Wie lange studiert Ihr schon hier?«
»Nächsten Monat sind es sechs Jahre. Dann werde ich meinen vollen Rang bekommen und kann das Handelshaus meines Vaters fortführen.«
Eine Dienerin näherte sich und stellte eine volle Flasche Meridonwassers und ein Glas neben sie und reichte Lenda O’Klasuth einen mit Feuchtigkeit beschlagenen
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