Coruum Vol. 3
überrascht inne, als sie die warnend erhobene linke Hand der Ersten Händlerin bemerkte. Erschreckt tat sie langsam ein paar Schritte rückwärts, nachdem sie der brennende Blick Marwiins gestreift hatte.
»Ihr einziges Interesse gilt dem Zustand unseres Lebensraumes, Händlerin«, sagte eine angespannte Stimme. »Sie wollen wissen, ob es hier nicht irgendwann wieder angenehmer zu leben ist, als dort, wo sie sich im Moment aufhalten.«
Karbedi mas Boroudy starrte ihn entgeistert an. Das war ein anderer Mann als noch vor wenigen Sekunden.
»Ihr könnt es natürlich familiäres Interesse nennen, wenn Ihr mögt, und dabei an Grenson-Spinnen denkt, die ihre Kinder immer dann essen, wenn andere Nahrung knapp wird.«
Neu gewonnener Respekt spiegelte sich im Gesicht der Ersten Händlerin. »Woher wollt Ihr das wissen, Syncc? Es gibt seit über eintausend Jahren keinen Troyian mehr, der Euch das hätte sagen können.«
Marwiin sah sie mit gerunzelter Stirn an. »Diese Aussage stimmt nicht mit den Fakten überein, Händlerin. Es gibt immer noch die Urmutter der Nebelwelten, Ramone. Sie ist der letzte Troyian und hat Aonia 2. beerbt – und nicht nur um den Titel der Urmutter. Und ich bezweifle zudem, dass Harkcrow oder Rud El’Ottar die wirklichen Absichten der Sole-Sourcer kannten.«
»Und woher kennt Ihr sie dann, Syncc? Woher kommen Eure Aufzeichnungen?« Ker Es’Maram hatte sich wieder gefasst. Zornig über die Tatsache, dass ein alter Mann sie so einzuschüchtern vermochte, vergewisserte sie sich diesmal rechtzeitig mit einem Blick bei der Ersten Händlerin, dass sie fortfahren durfte. »Wer beweist uns Eure Behauptungen? Ihr erzählt uns dramatische Geschichten, präsentiert uns einen Nachkommen der Ur-Zivilisation, beschuldigt die Nebelwelten, wie sollen wir das nachprüfen, warum sollen wir das glauben?«
Syncc Marwiin ertrug den Ausbruch gelassen. Als die lokale Repräsentantin ihn auffordernd ansah, sagte er einfach: »Weil es die Wahrheit ist, Händlerin, und Karbedi mas Boroudy das längst weiß!« Er ging zurück zur verwaisten Sitzgruppe, in der nur noch Sinistra saß und ihn unsicher ansah, dankbar darüber, dass er ihr zumindest vorübergehend wieder etwas Aufmerksamkeit schenkte.
»Er hat recht, Ker.« Die Erste Händlerin sah zu ihrer Untergebenen und gab dem Rodonn-Offizier, der seine Ixus immer noch aktiviert hielt, ein Zeichen, worauf dieser die Rail-Cannon abschaltete. »Kamir hat mir das meiste bereits bestätigt, nicht in der Vollständigkeit, aber von der Sache her. Auch Treerose und Senga Landaal deuteten das an.« Sie drehte sich zu Marwiin um und nickte ihm entschuldigend zu. »Ihr wisst, wie schwerwiegend die Entscheidungen sein werden, die es zu treffen gilt, Syncc. Sagt mir dennoch, womit Ihr die Behauptungen belegt, die Ihr vorgebracht habt – auch wenn Merkanteer Keleeze, König Treerose und mein engster Berater Euch zu vertrauen scheinen – ich muss alles wissen, wenn ich meine Flotte in den Krieg schicken soll.«
Marwiin stand mit dem Rücken zu Karbedi mas Boroudy. Er hatte sein Kinn auf die Brust gelegt und die Augen geschlossen. » In diesem Raum! «, sagte er monoton und wartete auf die Antwort.
Sinistra blickte überrascht zur Ersten Händlerin, die ebenso nachdenklich geworden zu sein schien. Schließlich nickte sie einem ihrer Rodonn-Offiziere zu.
»Isoliert, Dawn!«, wurde seine Stimme über einen Außenlautsprecher seines Exor-Panzeranzuges wiedergegeben.
» In diesem Raum «, antwortete sie schließlich.
Marwiin öffnete seine Augen langsam wieder und sah Sinistra freundlich an. »Hört gut zu, liebe Freundin«, sagte er zu ihr, dann drehte er sich um und ging ein paar Schritte auf die beiden Händlerinnen zu. »Die Sole-Sourcer waren sehr überrascht, als Giyame Metcalfe sich über den ersten Thieraport bei ihnen meldete. Aber sie waren auch sehr erfreut, denn sie hatten ein Problem.«
Karbedi mas Boroudy kniff die Augen zusammen. Sie würde sich jetzt in Geduld üben. Keine Frage würde über ihre Lippen kommen, bevor sie nicht alle Antworten erhalten hatte.
Marwiin hatte seinen Kommunikationsring wieder aktiviert. Der Katalog der Potentiallinien des Roten Nebels flimmerte im Holodisplay. »Wir wissen heute, dass die Potentialmatrix sich während jeder Katastrophe neu organisiert hat. Das ist verständlich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass sie einen unkontrollierten Ausgleich zu großer Potentialunterschiede im Bereich der inflationären
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