Coruum Vol. 3
das war nicht ihre Aufgabe gewesen. Diese waren von ihnen vielmehr für die Sole-Sourcer gebaut worden, um sie zurück in den Roten Nebel kommen zu lassen. Wie ich Euch an Bord des Schiffes von Ten O’Shadiif sagte, liebe Freundin, ich muss verhindern, dass wir sie jemals wiedertreffen.«
Klammes Schweigen breitete sich im Saal aus. Leise, als erlebe er diese Flucht erneut mit, sagte er: »Ich gehe nicht davon aus, dass die Coruumer den Abend des Tages, an dem sie im Universum der Sole-Sourcer eintrafen, überlebt haben – falls doch«, er sah hart zu Boden, »sind sie auf jeden Fall keine Freunde mehr.«
» Aber wie kann das sein, Syncc? « Ker Es’Maram ließ ihrer Anspannung freien Lauf. »Wenn sie diese Schiffe für die Reise zu den Sole-Sourcern gebaut hatten, warum kamen die Sole-Sourcer nicht in ihnen zurück?«
»Indem die Coruumer die Schiffe benutzten, verbrauchten sie die in ihnen gespeicherte Energie«, antwortete er bestimmt. »Diese Schiffe sollten eine Art Potentialumkehr zwischen den Dimensionen simulieren, damit die Sole-Sourcer in ihnen ihr Gefängnis verlassen konnten. Als die Coruumer mit ihnen – bildlich gesprochen – den Wasserfall hinabfuhren, haben sie die Schiffe aus unserem Universum unwiederbringlich entfernt. Die Sole-Sourcer sind von ihrer Position aus nicht in der Lage, gegen den Strom zu fahren. Sie hätten sie in leerem Zustand benötigt, um durch sie die Fließrichtung des Wassers umzukehren.«
»Dann ist doch alles in Ordnung, Syncc!«, sprach Karbedi mas Boroudy und erhob sich vom Tisch. »Die Sole-Sourcer können nicht hierherkommen und wir müssen nichts tun.«
Er schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Ich wünschte wirklich, es wäre so. Doch die nächste Potentialkatastrophe wird sicher kommen, Händlerin. Wir haben ihre Vorläufer bereits gespürt.« Seine rechte Hand fuhr tröstend über Sinistras Arm. »Die Sole-Sourcer werden sie wie wir vorhersagen können – nur sehr, sehr viel genauer. Sie werden darauf vorbereitet sein, die Neuordnung der Potentiale mit größtmöglicher Effektivität zu nutzen – um hierher zurückzukehren.«
»Und wir werden am Boden liegen«, Ker Es’Maram hatte beide Hände zu Fäusten geballt, »nachdem die Katastrophe den Roten Nebel erfasst hat.«
»Und das ist noch nicht alles, Händlerin. Ihr gegenwärtiges Universum wurde durch eine Potentialkatastrophe geschaffen – sie müssen davon ausgehen, dass es durch die nächste wieder zerstört wird. Das bedeutet, sie werden jede Möglichkeit nutzen, hierher zu kommen, wie verheerend eine solche Lösung auch immer für ihr jetziges Universum aussehen würde, wenn die Zeit abläuft, werden sie zu verzweifelten Mitteln greifen.«
Sinistra sah den alten Mann an. Sie war sich nicht sicher, ob sie die Dialoge alle richtig verstanden hatte, sie waren zum Teil sehr impulsiv und schnell vorgetragen worden. »Sie werden also alles tun, um vor Eintreffen der nächsten Katastrophe zu uns zurückzukehren«, sie sah selbstbewusst zu dem Kulturschützer auf, »was können wir tun, um das zu verhindern, Marwiin?«
Seine ernsten Züge lösten sich ein wenig und er lächelte schmerzhaft, als er ihr antwortete: »Die Lösung dieser Frage ist nicht ganz einfach, liebe Freundin, ich habe fast eintausendzweihundert Jahre daran gearbeitet.« Er ignorierte den neuerlich bohrenden Blick von Karbedi mas Boroudy – sie hatte ihre Chance gehabt. »Wir benötigen die Technologie der Sole-Sourcer, um die Potentialkatastrophe zu überstehen – auf der anderen Seite werden wir die nur bekommen, wenn wir ihnen helfen, in den Roten Nebel zurückzukehren – womit wir uns nicht besser stellen.«
Syncc Marwiin machte ein paar Schritte zur Ersten Händlerin und lud sie mit einer Handbewegung ein, ihm auf den Balkon zu folgen, was sie ohne zu zögern tat.
Sinistra lehnte sich in ihrem Sessel zurück und trank ihr Meridonwasser leer. Ker Es’Maram ging in langsamen Schritten im Saal umher, ohne der jungen Frau irgendwelche Beachtung zu schenken. Von draußen drang langanhaltender, ferner Donner zu Sinistra. Einem inneren Impuls folgend, trat sie durch eine der geöffneten Türen auf die Terrasse hinaus, sorgsam darauf achtend, dass sie eine Tür auf der gegenüberliegenden Seite derjenigen wählte, durch die Syncc Marwiin und die Erste Händlerin den Raum verlassen hatten.
Die Terrasse war riesig und umfasste den Saal an drei Seiten. Sinistra sah in der Ferne zu hohen Säulen aufgetürmte Gewitterwolken, die an
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