Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
Vom Netzwerk:
zwei geschlafen. Die Abfolge der neuen Ereignisse geschah in immer kürzeren Abständen.
    Es bahnte sich eine große Katastrophe an – nein, möglicherweise sah es aus der Entfernung nur wie eine aus – hörte er eine innere Stimme mit sarkastischem Unterton – es könnte sich auch um mehrere, dicht zusammengedrängte handeln.
    Der kommende Potentialkollaps würde sie hart treffen, er glaubte mittlerweile selbst daran. Sollten die Nebel-Kulturen das verkraften, stünden sie nach Aussage von Kara den aus ihrer Jahrzehntausende andauernden Isolation in ihren ursprünglichen Lebensraum zurückkehrenden, technologisch, kulturell unendlich überlegenen Sole-Sourcern gegenüber.
    Falls sie es überhaupt bis zum Eintreten des Potentialkollapses schaffen sollten. Die aus dem Nichts auftauchenden amoklaufenden Kirchentruppen und in Unabhängigkeitskriegen versinkenden Königreiche waren nicht wirklich einer sinnvollen Vorbereitung auf eine anbrausende galaktische Katastrophe förderlich.
    »Herr.«
    Kamirs Dienerin Neuille reichte ihm eine wollene Tonka, die er sich dankbar umlegte. Mit einem wortlosen Nicken nahm er den Becher dampfenden Fengus von ihr entgegen, hielt ihn genießerisch unter seine markante Nase. Diese besondere Charge des Getränks hatte er an Bord der Organisationsschiffe im Ul’Charque-System kennen gelernt und die Händlernatur in ihm hatte sich sofort einen kleinen, kostbaren Bestand davon gesichert.
    »Syncc Marwiin ist bereit, wenn Ihr es seid, Herr. Er wartet im Vorraum Eures Arbeitsbereichs auf Euch.«
    »Und Kara?«
    »Ist schon bei ihm«, antwortete die ehemalige Seriife mit einem hintergründigen Lächeln. »Ich denke, der alte Mann ist ein Quell nicht versiegenden Wissens für die Erste Händlerin.«
    »Wie für mich, Neuille, wie für mich«, sagte er nachdenklich, leerte den Fengus, reichte der hochgewachsenen Frau den Becher zurück und ging über gekieste Wege zu dem Komplex niedriger Gebäude auf der Westseite der Vinta hinüber, in welchen sich sein persönliches Archiv und der Arbeitsbereich befanden.
    Zwei Rodonn-Offiziere der Ersten Händlerin standen mit geöffneten Visieren vor dem Seiteneingang und nickten ihm zu, als er sie passierte. Wortlos nahm er die situationsbedingte Aufrüstung ihrer Exor-Anzüge zur Kenntnis – Drohnenbehälter, Delta-Gleitschild und erweiterte Aufklärungssysteme ließen sie wie massive, im Boden verankerte Skulpturen wirken. Die Gilde wie auch die Unsichtbare Flotte begannen auf die wachsende Anspannung im Roten Nebel zu reagieren.
    Kara und er hatten achtzehn Stunden des gestrigen Tages in intensiven Gesprächen mit Syncc Marwiin verbracht. Der alte Mann hatte ihn von Beginn an fasziniert. Seine Kenntnis der Zusammenhänge im Roten Nebel in den letzten eintausend Jahren quer durch alle politischen Lager und Bündnisse war beängstigend – genauso wie die sich aus seinen detaillierten Ausführungen aufzwingende Schlussfolgerung über sein eigenes, ungeheures Alter. Der Organisationswissenschaftler hatte zugestimmt, die Gespräche aufzuzeichnen. Ihm und der Ersten Händlerin war von Anfang an klar gewesen, dass sie diese Erkenntnisse dokumentieren mussten, wollten sie nicht Gefahr laufen, das meiste davon zu vergessen. Außerdem wirkte ihr ausstehender Bericht an Mom Aw’Hagun und den Da’Forxa damit wesentlich überzeugender.
    Der holzgetäfelte Vorraum zum großen Arbeitszimmer war leer, als er ihn betrat. Durch die geöffnete automatische Tür konnte er Karas Stimme hören. Leise trat er ein.
    »Es ist wunderbar!« Die Erste Händlerin stand an der Seite eines großen Tisches, auf dessen massiver Mendeego-Holzplatte ein geöffneter, länglicher Behälter stand, in dem sich das Troyian-Zepter befand. Ihr gegenüber stand Syncc Marwiin, weit über das rötlich schimmernde Objekt gebeugt und andächtig in seine Betrachtung versunken.
    Als Kamir gefolgt von Neuille an den Tisch trat, blickte der alte Mann nur kurz zu den beiden auf, um sich daraufhin wieder minutenlang wortlos der Untersuchung des vor ihm liegenden Gegenstandes zu widmen. Die Erste Händlerin strich Kamir zur Begrüßung liebevoll durch die in seinen Bart eingeflochtenen Perlenriemchen und erntete dafür einen zornigen Blick von ihm.
    Syncc Marwiin hatte davon nichts mitbekommen. »Es ist unversehrt, Händler, in ausgezeichnetem zustand«, sagte er schließlich und richtete sich auf, seine langen blonden Locken, die ihm ins Gesicht gefallen waren, wieder hinter seinen Nacken

Weitere Kostenlose Bücher