Coruum Vol. 3
sie es.
Es handelte sich um einen intelligenten Code. Er reagierte auf ihre Versuche, ihn zu dechiffrieren.
Aktivierter Virus im Datenspeicher! , detonierte eine Warnmeldung der Zugriffskontrolle in ihrem Kopf. Mit einem gezielten Gedankenimpuls unterdrückte sie die automatischen Abwehrmaßnahmen und konzentrierte sich ganz auf die Beobachtung des Codes.
Er modifizierte sich – wurde größer – das Geflecht wuchs, begann in einem roten Farbton zu glühen, ein Bild entstand vor ihren Augen, obwohl sie sie weiterhin fest geschlossen hielt. Vater Debruhik sah sie ernst an, alt zwar, aber gesund, gutaussehend. Meidet die Urmutter, Raoula. Sie hat ihre Spione überall, es gibt niemanden in der Kirche, dem Ihr noch trauen dürft. Sprecht mit den Synccs der Königreiche. Nur sie können die Nebelwelten retten. Sucht ihren Ersten – Marwiin!
Erschüttert verharrte sie. Öffnete ihre Augen, das Bild des toten Abtes verblasste – Königreiche!
Sie fuhr sich mit einer Hand vorsichtig über ihre rechte Schläfe, als versuche sie, einen bösen Traum wegzuwischen.
»Mutter?«
Ihr Primus stand am unteren Ende des Säulenganges vor einem großen Portal und erwartete sie. Die Benedictine sammelte sich kurz und ging die letzten Schritte zum Eingang der Kapelle der Unsterblichkeit. Zwei Ritter in vollem Ornat erwarteten sie am Beginn eines wenigstens zwanzig Meter hohen Längsschiffes und begleiteten sie und ihren Primus, vorbei an unzähligen zur Schau gestellten schwarzen Sarkophagen verblichener Benedictinenkörper, hindurch bis zur Apsis, welche durch eine transparente Wand von der restlichen Kapelle abgeteilt war.
Vater Rastolon schwebte auf der anderen Seite der Wand in einem künstlichen Schwerkraftfeld, mit dem Gesicht nach unten. Sein Körper war von der Hüfte aufwärts unbekleidet, seine blasse, von dunklen Pigmentflecken überzogene Haut schimmerte bläulich-kränklich im Licht der Spezialleuchten des Reinkarnationssystems in der Mitte des Raumes. Nur wenige Meter zu seiner rechten Seite befand sich ein zweiter Körper in gleicher Position. Der Novize befand sich bereits in einem künstlichen Koma, das Nervensystem seines durchtrainierten, jugendlichen Körpers wurde durch Makrodrohnen auf die kurz bevorstehende Übertragung von Gehirn und Rückenmark des Greises vorbereitet. Durch die Drohnen an genaue Positionen transportierte Bakterien waren dabei, Nervenverbindungen zum Rückenmark und zum Gehirn aufzulösen und die im Körper verbleibenden Enden auf die Neuverbindung vorzubereiten. Spezielle Neuro-Drohnen übernahmen die Steuerung der lebenswichtigen Funktionen des Novizen für die Dauer der Transplantation.
In einem großen Holodisplay über den beiden Körpern wurde der Fortschritt der Übernahme grafisch dargestellt. Die des Zielkörpers musste zuerst abgeschlossen und Gehirn sowie Rückenmark entnommen sein. Genau einhundert Sekunden später würde das Reinkarnationssystem das zentrale Nervensystem von Vater Rastolon aus dessen verbrauchtem Körper lösen und in den des Novizen übertragen. In den folgenden zwei Stunden wäre es dann Aufgabe der Bakterien und der Neuro-Drohnen, die Verbindungen zum vegetativen Nervensystem des Zielkörpers wiederherzustellen.
Raoula verfolgte das Geschehen leidenschaftslos. Das Bild von Vater Debruhik und noch mehr – seine Worte – beschäftigten sie.
Synccs der Königreiche!
Wie sollte sie so etwas glauben? Und doch war der Abt dafür gestorben. Er hatte mit einer Entdeckung seiner Arbeiten gerechnet – seine Nachricht an sie war vorbereitet gewesen. Aber wieso gerade an sie? Woher hatte er den Irrglauben, dass ausgerechnet die Benedictine seinen Aussagen Glauben schenken würde?
Das Holodisplay signalisierte den Abschluss der Vorbereitungen am Körper des Novizen. Das Gehirn und die relevanten Bereiche des Rückenmarks waren jetzt vom übrigen Nervensystem isoliert. Sie würde innerhalb von zehn Sekunden der KI des Reinkarnationssystems ihre Zustimmung zum Start der Übertragung geben müssen, sonst würde die Isolierung im Körper von Rastolon nicht beendet werden und der Novize wäre umsonst gestorben.
Beginne!
Die Makrodrohnen im Körper des Abtes verteilten das Bakterium, das in den folgenden Sekunden das zentrale Nervensystem Rastolons vollständig isolierte, während zeitgleich feine Laser und Mikromanipulatoren Schädel und Wirbelsäule des Novizen öffneten und sein zentrales Nervensystem entnahmen. Die Benedictine drehte ihren hübschen Kopf zur
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