Coruum Vol. 3
erblickte. »Siir! – war das notwendig?«
»Helft ihnen, Hud. Ich freue mich auch zu sehen, dass Ihr bei dem Angriff aufs Flaggschiff unversehrt geblieben seid!«
Sie warf ihm einen strengen Blick durch den Helm des Schutzanzugs zu, beugte sich zuerst kurz über Karen und begann dann mit der Untersuchung der anderen Menschen.
Syncc Marwiin drehte sich langsam einmal um die eigene Achse und blickte mit wachsender Genugtuung in die Nischen. Sein persönliches Holodisplay zeigte ihm den veränderten Status des Archenkomplexes. Die Halle leuchtete jetzt förmlich vor verborgener Aktivität. Langsam schritt er durch die sich lichtenden Rauchwolken quer unter der Kuppel hindurch in den Gang hinein, der ihn Richtung Schacht führen würde, an dessen Ende hoffentlich der Zugang zur eigentlichen Arche lag.
Er blieb stehen, als er die Stelle mit den Überresten der Urmenschen erreichte, kniete nieder, sah das für ihn wertlose Codebuch und griff mit beiden Händen sehr behutsam nach dem rudimentären Zepter, das dort im Staub ihrer aller Vorfahren lag.
Er drehte den zwei Meter langen Stab aus einer Metall-Kohlefaser-Verbindung vorsichtig in alle Richtungen, suchte die Fassung für einen Handschuh, bemerkte lediglich einen ergonomisch geformten Griff, suchte einen Hinweis auf Dimensionstechnik an der Spitze des Zepters – fand jedoch nichts.
»Sie haben es geschafft, hier einzudringen – kurz nachdem die Erbauer abgereist waren.«
Donavon stand, noch leicht schwankend, ein paar Schritte hinter ihm und stützte sich an einer Wand ab, öffnete langsam den Mund und versuchte die Ohren einigermaßen frei zu bekommen.
»Könnt Ihr Euch vorstellen, Syncc, wie die Welt heute aussehen würde, wenn sie es geschafft hätten, die Arche zu öffnen?«
Syncc Marwiin konnte sich ein wohlwollendes Lachen nicht verkneifen. Er half dem Mann, sich auf den Boden zu setzen und mit dem Rücken an die Wand anzulehnen. Dann überlegte er einen Moment lang, wie deutlich seine Antwort ausfallen sollte.
»Diese Menschen waren im Besitz eines physischen Schlüssels, Donavon«, antwortete er bedächtig. »So wie Ihr Harkcrows Depot in Coruum mit dem richtigen Schlüssel finden und öffnen konntet. Doch was hat es ihnen geholfen? Sie konnten hier drin ein wenig herumlaufen und staunen.« Er deaktivierte sein Visier und ging vor Donavon in die Hocke. Sein Blick bohrte sich in die hellen Augen des Mannes. »Was hat die bloße Öffnung des Depots in Coruum Euch geholfen? Wart Ihr in der Lage, irgendeinen Gegenstand darin zu benützen oder ihn zu verstehen? Wurdet Ihr dadurch intelligenter? Habt Ihr neue Fähigkeiten erlernt?, – außer vielleicht einem neuen Gefühl der Demut dafür, dass Ihr das erste Mal wirkliche Gewissheit haben konntet, das es andere besiedelte Welten im Universum neben der Euren gab?«
Donavon erwiderte darauf nichts. Syncc Marwiin fühlte die Schmerzen des Mannes, unterdrückte ein Schuldgefühl – er hatte so wenig Zeit!
» Aye, das mag so sein, wie Ihr sagt, Syncc, dennoch ist es bereits ein Fortschritt, zu wissen, dass man nicht allein ist, zu wissen, dass etwas funktionieren kann .« Er zwinkerte ihm trotz seiner Schmerzen zu. »Es verringert die Auswahl an Alternativen, wisst Ihr, und es beschleunigt die Konzentration eines Forschungsprozesses ungemein. Seit unserem gemeinsamen Besuch im Archiv von Coruum wissen wir, dass ein Wechsel zwischen den Dimensionen möglich ist. Euer wiederholtes Erscheinen hier beweist uns, dass eine Reise mit mehr als der Lichtgeschwindigkeit möglich ist – auch wenn wir keinerlei Kenntnis darüber besitzen, wie es gemacht wird – können wir davon ausgehen, dass wir keinem abstrakten Hirngespinst mehr nachjagen, während wir nach einer Lösung suchen – sondern einer Gewissheit – es muss eine Lösung geben!«
Syncc Marwiins Blick wurde für einen kurzen Moment streng. »Zuerst kommt es auf das richtige Beobachten und dann auf die richtigen Schlussfolgerungen an.«
Donavon blickte traurig in den Staub der Urmenschen. »Sie hätten schneller gelernt, wenn sie wieder hier heraus gekommen wären. Unsere Welt sähe heute anders aus!«
»Ihr habt recht, Donavon, und gleichzeitig liegt Ihr falsch, was Eure Hoffnungen angeht.«
Der Mann sah ihn neugierig an.
»Nach dem Überleben der ersten Potentialkatastrophe hätten sich die verbliebenen Menschen auf Ruthpark mit den Waffen in diesem Lagerraum vollständig vernichtet. Es hätte Ihnen an kultureller Reife gefehlt, sie nicht zu
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