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Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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seine Gedanken empfangen.
    »Ist es o.k.«, fragte sie ihn, »wenn wir unsere eigenen Untersuchungen fortsetzen, Siir?«
    »Sehr gern, liebe Freundin«, antwortete er erleichtert, »ich werde hier etwas überprüfen, vielleicht gelingt es mir, den oberen Teil der Arche zu aktivieren!«
    Ihren verblüfften Blick ignorierend, hockte er sich erneut nieder, betastete mit seiner rechten Hand das Sole-Sourcer-Symbol des Anfangs, nahe dem Boden. Eine im übertragenen Sinne sehr logische Stelle, den Energieschalter zu verbergen, dachte er bei sich.
    Während er die angespannten Blicke der Menschen in seinem Rücken zu spüren glaubte, presste er seine Fingerspitzen lange auf das plastisch herausgearbeitete Symbol, wartete, bis sich das besondere Material durch den Hautkontakt etwas erwärmt hatte und die zuvor glatte Oberfläche sich wächsern anzufühlen begann. Seine Fingerspitzen tauchten Millimeter für Millimeter in das Material ein, bis seine Hand vollkommen in der Wand verschwunden war. Das modulierte Material veränderte sich weiter, lag so dicht wie eine zähe Flüssigkeit an seiner Haut an – erlaubte ihm, mit den Fingerkuppen nach etwas zu suchen.
    Der Schmerz, der ihn durchzuckte, als er unzählige Stiche in den Fingern fühlte, erfüllte ihn mit Genugtuung. Die Zähne zusammenbeißend, unterdrückte er den Impuls, die Hand sofort herauszureißen, was ihm nur eine schwere Verletzung zugefügt hätte. Das Material der Wand erlaubte ihm diese Bewegung nicht. Leise zählte er bis einhundert, bevor er die Hand unendlich langsam wieder aus dem jetzt fast heißen Material zurückzog, sich erhob und seine ganze Konzentration zusammennahm, um vor Schmerzen nicht laut zu schreien, während er auf die dampfende Haut seiner roten Finger sah.
    »Geht es Euch gut, Syncc?«, fragte Sinistra, betrachtete besorgt sein schweißbedecktes Gesicht und erschrak beim Anblick der blutenden Finger.
    »Ja, danke, liebe Freundin, das vergeht, die Makrobots kümmern sich schon darum.«
    Sole-Sourcer-Schmerzen sind anhaltend, sagte er zu sich, während er quälend lange darauf warten musste, bis die Makrobots die über seine Fingerspitzen in seinen Körper eingedrungenen Gifte neutralisiert hatten.
    Er stellte sich den Prüfungsprozess der Archen-KI vor, die in diesen Augenblicken sein Blut untersuchte, die darin schwimmenden Makrobots entdeckte, welche technologisch den Analysegeräten unendlich weit voraus waren, dennoch über ein Sole-Sourcer-typisches Design-Element des Ur-Virus’ verfügten, das ihn als Nachfahre identifizierte. Ohne dieses würde ihn das Gift langsam töten – ein weiterer Sicherungs-Mechanismus zur Überprüfung des technologischen Reifegrads der Finder und ihrer korrekten Abstammung. Syncc Marwiin schloss die Augen. Diese Arche war einhunderttausend Jahre alt. Würde ihre Energieversorgung die Aktivierung noch leisten?
    Minuten vergingen. Die Menschen sprachen leise und angespannt miteinander. Im Gegensatz zu ihnen hatte er eine konkrete Vorstellung von dem, worauf er wartete. Die Gemeinschaft der Synccs hatte vor sechshundertvierundfünfzig Jahren den ersten Archen-Komplex des Zweiten Sole-Sourcer-Imperiums gefunden. Das System lag noch in den Königreichen – nahe benachbarter Nebelwelten-Sektoren. Die Arche dort war nur Siebenundvierzigtausend Jahre alt gewesen – weniger als die Hälfte verglichen mit dieser – doch hatte ihre Energieversorgung die Zeit nicht überstanden. Die Synccs hatten den gesamten Komplex auf Renaro IV über eine Dauer von mehr als dreihundert Jahren ausgraben müssen – die vollkommen geheim gehaltene Erforschung der Arche hatte in der Vergangenheit einen vergleichbaren Beitrag zum technologischen Fortschritt der Pretaia geleistet wie das Tektor-Artefakt selbst und dauerte an.
    Er vernahm eine leichte Änderung des Luftdrucks.
    »Seht!«
    Alle wandten sich um und blickten in die in tiefer Dunkelheit liegende Halle, in die er ihnen wies. Ihre Visiere erhellten den Zenit der Kuppel.
    Ein entferntes, brachiales Knirschen bahnte sich einen Weg aus der spannungsgeladenen Stille. Er lächelte. Wenn diese Arche voll funktionsfähig sein würde, wäre dies der bedeutendste Fund in der Geschichte des Roten Nebels. Er hätte die Möglichkeit, frühzeitig zu erfahren, wo sich die anderen Archen der Sole-Sourcer befanden – wäre möglicherweise in der Lage herauszufinden, wie weit diese in ihren Anstrengungen gediehen waren, zurückzukehren – er hatte nur so wenig Zeit!
    Syncc Marwiin

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